Austria-Trainer Peter Stöger
GEPA/Manuel Binder
Bundesliga

Stöger verlässt Austria mit Saisonende

Trainer und Sportchef Peter Stöger wird Fußballbundesligist FK Austria Wien mit Saisonende verlassen. Das gab der 55-Jährige am Samstag unmittelbar nach der 0:1-Niederlage beim TSV Hartberg bekannt. Zu den Gründen für seinen bevorstehenden Abgang machte Stöger keine genauen Angaben, ließ aber erkennen, dass ihm trotz des Einstiegs der Insignia-Gruppe als strategischer Partner die Perspektiven fehlen.

Kritik oder Vorwürfe gab es vom Wiener nicht. „Ich werde dem Verein immer treu bleiben und zur Seite stehen, wenn man meinen Rat will, ohne Honorar“, sagte Stöger. Er sei nicht enttäuscht. „Das ist ein großer Club, da gibt es Entscheidungen, die vollkommen in Ordnung sind.“ Bei der Präsentation von Insignia als neuem Partner wurde die Champions-League-Teilnahme als langfristiges Ziel ausgegeben.

Gut fünf Wochen später traf noch immer kein Geld am Konto ein. Es drücken Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro, die Lizenzvergabe naht – alles andere als ideale Voraussetzungen, um an einem Kader für die kommende Saison zu basteln. Angesichts dieser Voraussetzungen zog Stöger die Reißleine und ließ dabei durchblicken, dass er an der Umsetzung der hochgesteckten Ziele mit Insignia zweifelt.

Stöger kündigt Abgang im Sommer an

Peter Stöger wird seine Tätigkeiten bei der Wiener Austria mit Saisonende beenden. Das gab er am Samstag nach der Niederlage in Hartberg bekannt.

Seit Juli 2019 Sportvorstand

„Ich bin ein nüchterner, realistischer Mensch und halte das alles für schwierig in der Umsetzung und Entwicklung“, sagte Stöger im Zusammenhang mit dem strategischen Partner. Der Ex-Teamspieler kam im Juli 2019 als Sportvorstand zur Austria und sollte am Verteilerkreis eine neue, schlagkräftige Mannschaft aufbauen. Stattdessen war der frühere Köln- und Dortmund-Coach vor allem mit wirtschaftlichen Baustellen und Sparzwängen konfrontiert.

In seinem ersten Jahr schaffte es die Austria mit Trainer Christian Ilzer nicht in die Meistergruppe und verpasste danach im Play-off einen Europacup-Platz. Danach übernahm Stöger selbst den Trainerjob, doch auch unter seiner Führung landeten die Violetten nur in der Qualifikationsgruppe. Dort liegt man nach der Niederlage in Hartberg an zweiter Stelle. Stöger fasste seinen Entschluss schon vor dem Hartberg-Spiel und teilte das nach eigenen Angaben auch Vereinspräsident Frank Hensel am Freitag mit.

„Vertragsgestaltung war kein Grund“

Außerdem betonte Stöger, es habe von seiner Seite kein Ultimatum gegeben, auch an seinen Gehaltsvorstellungen sei eine weitere Tätigkeit nicht gescheitert. „Die Vertragsgestaltung war kein Grund, so weit sind wir gar nicht gekommen“, sagte der Austria-Meistermacher von 2013. Stöger ist damit noch die acht verbleibenden Runden in der Qualifikationsgruppe im Amt – und eventuell im Play-off um einen Platz in der Qualifikation für die neu geschaffene Conference League.

Austria-Trainer Peter Stöger
APA/Erwin Scheriau
Peter Stögers zweite Ära als Austria-Trainer wird nach dieser Saison enden

„Ich werde versuchen, den siebenten Platz (gleichbedeutend mit dem ersten Platz in der Qualigruppe, Anm.) zu holen und einen internationalen Bewerb zu schaffen“, kündigte Stöger an. An der Suche nach seinem Nachfolger wird unter anderem Markus Kraetschmer federführend beteiligt sein. Der 49-Jährige steht aufgrund des Schuldenbergs der Austria selbst schwer in der Kritik, erhielt allerdings einen neuen Einjahresvertrag mit abgeänderten Kompetenzen.

Der künftige Vorstand der Vereins-AG, Gerhard Krisch, tritt sein Amt offiziell mit 1. Mai an. Bei der Verpflichtung der neuen sportlichen Leitung wird auch Clubchef Hensel ein Wörtchen mitreden – so wie wohl auch der neue Partner Insignia mit Aleksandar Bursac in der FK Austria Wien International Marketing GmbH.

Clubchef vom Zeitpunkt der Verkündung überrascht

Hensel zeigte sich in einer am späten Samstagabend veröffentlichten Clubmitteilung überrascht darüber, dass Stöger die Bekanntgabe seines Rücktritts vorverlegte. „Wir haben darüber gesprochen, dass wir erst Mitte der kommenden Woche die Entscheidung von Peter Stöger gemeinsam verkünden wollten. Allerdings wurden die Prioritäten heute anders gesetzt“, wurde der Austria-Präsident zitiert.

Außerdem meinte Hensel: „Leider ist es uns nicht gelungen, Peter Stöger zur Verlängerung seines Vertrages zu bewegen. Peters Entscheidung ist natürlich zu respektieren. Wir bedanken uns für seinen Einsatz und das große Engagement von Peter für den Verein, hoffen zugleich aber auch, dass wir die gemeinsam formulierten sportlichen Ziele am Saisonende erreichen. Wir sind überzeugt, dass sich Peter bis zum letzten Tag zu hundert Prozent für dieses Ziel einsetzen wird.“