Enttäuschte Bayern-Spieler
Reuters/Christian Hartmann
Champions League

Bayerns „Herzblut“ reicht diesmal nicht

Der Traum des FC Bayern München und seiner Fans von der erfolgreichen Titelverteidigung in der UEFA Champions League ist bereits im Viertelfinale geplatzt. Ein laut Thomas Müller mit viel „Herzblut“ erkämpfter 1:0-Sieg am Dienstag im Parc des Princes reichte nicht, um nach der 2:3-Niederlage im Hinspiel gegen Paris Saint-Germain in die Runde der besten vier aufzusteigen. Während die Bayern ihre Wunden leckten, war bei PSG die Genugtuung über die gelungene Revanche für das Finale 2020 groß.

Rund acht Monate nachdem David Alaba den brasilianischen Superstar Neymar nach dem 1:0-Erfolg der Bayern im Finale in Lissabon noch hatte trösten müssen, waren es diesmal die Spieler des deutschen Rekordmeisters, die den Rasen des Pariser Prinzenparks enttäuscht verlassen mussten. Ein Tor fehlte den Münchnern letztlich zum Aufstieg. So hatte Paris Saint-Germain dank der Auswärtstorregel das bessere Ende für sich und trifft nun in der Runde der besten vier auf den Sieger des Duells Manchester City gegen Borussia Dortmund (Hinspiel: 2:1).

„Die Enttäuschung ist groß. Wir haben viel Herzblut reingesteckt, aber ein Tor zu wenig erzielt“, sagte Müller. Im Rückspiel traf nur Eric Maxim Choupo-Moting kurz vor der Pause per Kopf. Ein weiterer Treffer wollte in der zweiten Hälfte trotz aller Bemühungen nicht gelingen. „Unsere Einstellung und der Einsatz in der zweiten Hälfte waren gut, aber wir waren schlampig. Wir konnten sie nicht konstant unter Druck setzen“, so Müller. Ausschlaggebend war aber am Ende die mangelnde Chancenverwertung im Hinspiel, als die Münchner einige hochkarätige Gelegenheiten ausließen, in der Verteidigung aber dreimal nicht aufpassten.

Jubelnde PSG-Spieler
APA/AFP/Franck Fife
Im Gegensatz zu den Bayern konnten die Spieler von Paris Saint-Germain trotz Niederlage jubeln

Dazu konnten die Bayern im Viertelfinale die Ausfälle nicht kompensieren. Vor allem Torjäger Robert Lewandowski fehlte im Sturm. „Gerade in der wichtigsten Phase der Saison, nämlich April, Mai, haben wir Lewandowski, (Serge, Anm.) Gnabry, (Leon, Anm.) Goretzka, (Nicklas, Anm.) Süle nicht zur Verfügung“, sagte ein enttäuschter Trainer Hansi Flick, „Spieler, die uns weitergeholfen hätten.“ Aufgrund der dünnen Personaldecke musste sogar Alaba bei seinem letzten Spiel in der Champions League für die Bayern im Mittelfeld aushelfen. Eine Position, die der Wiener normalerweise nur im Nationalteam ausprobieren darf.

Nur noch ein Titel möglich

Unmittelbar nach dem Spiel flammten wenig überraschend Fragen nach der Zukunft von Flick bei den Bayern auf. Der 56-Jährige, der die Bayern vergangene Saison auch zu Meistertitel und Pokalsieg geführt hatte, aber als möglicher Nachfolger des deutschen Teamchefs Joachim Löw gehandelt wird, hatte auf derartige Diskussionen jedoch keine Lust. „Direkt nach dem Spiel muss ich erstmal das Ausscheiden verdauen, das steht einem auch zu“, sagte Flick, der auf eine sensationelle Bilanz in der Champions League zurückblicken kann. In 18 Spielen kassierten seine Bayern nur eine Niederlage – jenes 2:3 vor einer Woche – und spielten einmal Remis. Neben dem Titelgewinn im Vorjahr stach auch das 8:2 über den FC Barcelona im Halbfinale heraus.

Statt Triple kann Flick mit den Bayern nach dem Abschied in der Champions League und dem überraschend frühen Aus im DFB-Pokal mit den Bayern heuer nur einen Titel gewinnen. Die neunte deutsche Meisterschaft en suite rief Flick auch sofort als letzten Auftrag für sich und sein Team aus. Fünf Punkte beträgt sechs Runden vor Schluss der Vorsprung auf RB Leipzig. „Jetzt schauen wir, dass wir in der Bundesliga das zu Ende bringen, die Meisterschaft holen. Das ist unser Minimalziel jetzt, mehr können wir leider diese Saison nicht mehr machen“, sagte der Trainer.

PSG richtet Fokus auf Pokal

Im krassen Gegensatz zur Stimmungslage bei den Bayern stand jene bei Paris Saint-Germain. Denn dem französischen Champion gelang zum einen die gelungene Revanche an den Deutschen, zum anderen rückte PSG dem erstmaligen Gewinn der Königsklasse ein großes Stück näher. „Wir haben uns gegen ein starkes Team durchgesetzt“, sagte ein freudestrahlender Neymar, der 2015 mit Barcelona die begehrte Trophäe bereits einmal in die Luft stemmen durfte.

Der Brasilianer hätte den Aufstieg ins Semifinale im Rückspiel schon viel früher fixieren können. Doch gleich dreimal stand das Torgehäuse einem Neymar-Tor im Weg, einmal vereitelte Goalie Manuel Neuer einen Treffer des 29-Jährigen. Dennoch war Neymar nach einer aus seiner Sicht „tollen Partie“ nicht nur mit seiner Leistung mehr als zufrieden. Der teuerste Fußballer der Welt hatte nach dem Aufstieg ins Semifinale nicht den nächsten Gegner, sondern bereits den Hauptpreis im Visier: „Jetzt hoffen wir, dass wir den Pokal holen“, so Neymar.