Hansi Flick
Reuters/Mohammed Dabbous
Fußball

Trainer Flick verlässt München nach Saison

Der FC Bayern München muss sich im Sommer wohl nach einem neuen Cheftrainer umschauen. Unmittelbar nachdem der deutsche Rekordmeister am Samstag mit einem 3:2-Sieg beim VfL Wolfsburg den nächsten Schritt zum neunten Titel en suite geschafft hatte, bestätigte Trainer Hansi Flick im deutschen TV seine Absicht, den Club im Sommer zu verlassen. Über seine Zukunft hielt sich der 56-Jährige aber bedeckt.

„Ich habe dem Verein gesagt, dass ich im Sommer aus meinem Vertrag raus möchte. Ich habe meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen“, sagte Flick nach dem Sieg im Schlager der 29. Runde in Wolfsburg. Die Gründe für seinen Abschied nach der Saison würden vorerst intern bleiben, so der scheidende Trainer, der mit seiner öffentlichen Ankündigung auch etwaigen Gerüchten zuvorkommen wollte. „Mir war wichtig, dass die Mannschaft das von mir erfährt, denn es ging schon einiges an Flurfunk herum“, so der Coach.

Flick kündigte seinen Abschied ein Jahr nachdem er mit Bayern das Triple aus Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen hatte, an. Heuer läuft es für den 56-Jährigen und seine Mannschaft nur in der Liga nach Plan, wo die Münchner fünf Runden vor Schluss sieben Punkte vor dem ersten Verfolger RB Leipzig liegen. Am Dienstag scheiterte Bayern im Viertelfinale der Champions League, auch im Cupbewerb kam heuer vorzeitig das Aus.

Hansi Flick mit CL-Pokal
Reuters/Matthew Childs
Mit dem Gewinn der Champions League stand Flick auf dem Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn bei den Bayern

Dazu soll es in dieser Saison vor allem mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic wiederholt Differenzen gegeben haben. Trainer und Manager stritten lange intern und zuletzt auch öffentlich, welche Spieler geholt werden und wer bei den Transfers ein wie großes Mitspracherecht hat. Auch nach dem Abpfiff am Samstag musste Salihamidzic seinem Trainer bis zur Ersatzbank des VfL Wolfsburg hinterhergehen, um ihm zu einem der wichtigsten Siege in dieser Saison zu gratulieren.

Zukunft beim DFB?

Auch wenn Flick zu seiner Zukunft noch nichts sagen wollte, wird er stark als Nachfolger von Joachim Löw als deutscher Teamchef nach der EM-Endrunde im Sommer gehandelt. „Meine Zukunft ist überhaupt nicht klar“, betonte Flick allerdings. Ein Gespräch mit Oliver Bierhoff, dem Direktor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), habe es auch noch nicht gegeben. „Natürlich ist der DFB eine Option, die jeder Trainer überlegen muss. Ich muss aber jetzt einmal alles verdauen, die letzten Wochen waren für mich auch nicht ganz easy“, sagte der langjährige Assistent von Löw beim Nationalteam.

Seine Spieler, von denen einige gemeinsam mit Flick und dem Nationalteam 2014 Weltmeister geworden waren, zeigten Verständnis für die Entscheidung ihres Trainers. „Er hat natürlich auch sehr viel Energie gelassen in den letzten eineinhalb Jahren. Trainer beim FC Bayern zu sein, da braucht man schon grundsätzlich ein dickes Fell“, sagte etwa Thomas Müller, „es waren intensive Zeiten. Genau begründet hat er es nicht, das muss er uns auch nicht begründen.“ David Alaba, der die Bayern im Sommer ebenfalls verlassen wird, bedankte sich via Twitter bei Flick: „Enorme Schritte zusammen, letzte Schritte zusammen, kämpfen bis am Schluss Trainer.“

Erfolgreiche Kombination

Flick hatte Bayern München Anfang November 2019 zunächst interimistisch von Niko Kovac übernommen. Mit dem 56-Jährigen kehrte schlagartig der Erfolg nach München zurück und Flick wurde bald vom Interims- zum Cheftrainer bis zum Ende der Saison befördert. Anfang April 2020 verlängerte der deutsche Rekordmeister den Vertrag mit dem ehemaligen Mittelfeldspieler bis Mitte 2023. Unter Flick stellten Alaba und Co. mit 32 ungeschlagenen Partien und 23 Pflichtspielsiegen in Folge neue Rekorde im deutschen Fußball auf.

Neben dem sechsten Gewinn der Champions League, dem 30. Meistertitel und dem 20. Pokalsieg gewannen die Münchner unter Flick heuer im Februar auch die Club-WM in Katar. Dazu holte sich Bayern den UEFA Supercup sowie den deutschen Supercup. Für die Dominanz seiner Mannschaft im vergangenen Jahr wurde Flick, der mit Bayern auch als Spieler viermal Meister gewesen war, nicht nur zum Trainer der Saison in Deutschland 2020, sondern auch zu Europas Trainer des Jahres gekürt.