Der Club lebe immer noch zu einem großen Teil von seinen außergewöhnlichen Erfolgen der Vergangenheit. „Das ist aber keine Gewährleistung dafür, wenn man wirtschaftlich nicht alles richtig macht“, betonte Stöger. Er hoffe, dass es die Austria auch in einem Jahr noch in der Form geben werde – und mit realistischen Gedanken. „Wenn wir weiterhin davon träumen, dass die ersten sechs und damit verbunden die Europacup-Gruppenphasen selbstverständlich sind, wird man ein Problem haben.“
Stöger wird den Verein, den er 2013 als Trainer zum bisher letzten Meistertitel führte, und der nun um die Lizenz bangt, mit Saisonende verlassen – trotz des groß angekündigten Einstieges des neuen Partners Insignia. „Da ist der eklatante Unterschied von dem, was suggeriert wurde von Europa League und Champions League, und aus dem, was realisierbar ist in der Umsetzung im Sport. Das hat für mich keine Harmonie gehabt“, begründete Stöger.
Größerer Club muss auch finanziert werden können
Der Club sei groß geworden, auch in seinem Denken – etwa beim Stadion und den Trainingsbedingungen. Stöger, der die Verantwortlichkeit für die Misere nicht auf einzelne Namen reduzieren wollte, sagte: „Das ist auch irgendwo ein Teil des Problems. Willst du ein größerer Club werden, brauchst du auch Rahmenbedingungen. Du musst das auch finanzieren. Du drehst dich im Kreis, du willst alles haben.“
Austria-Trainer Peter Stöger im Interview
Nach dem 2:1-Sieg in St. Pölten am Samstag hat sich Austria-Trainer Peter Stöger im Interview am Sonntagmittag in der Generali-Arena Zeit für ein ausführliches Gespräch genommen.
Dabei habe er als Trainer und Sportchef bei den Kosten der Mannschaft für diese Saison bereits mehr als zwei Millionen Euro eingespart. „Budgetär waren wir klar unter dem, was vorher war.“ Das Traineramt übernahm der 55-Jährige nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen selbst. „Es war auch schwierig, Fragen zu beantworten, die mir mögliche Trainerkandidaten gestellt haben, zu den Möglichkeiten.“
Tipico-Bundesliga, 25. Runde
Erwartungshaltung auch im ÖFB-Team hoch
Die Frage, ob der Posten des ÖFB-Teamchefs für ihn ein Ziel sei, wollte Stöger nicht klar beantworten. Sie sei Amtsinhaber Franco Foda gegenüber „ungerecht“. Die geschaffte EM-Qualifikation sei nicht selbstverständlich. „Er hat Ergebnisse abgeliefert“, sagte der frühere Köln- und Dortmund-Trainer – auch wenn der Auftakt der WM-Qualifikation mit den Spielen gegen Schottland (2:2), die Färöer (3:1) und Dänemark (0:4) vielleicht nicht den Erwartungen entsprochen habe.
Auch beim ÖFB-Team müsse man allerdings diskutieren, ob die Erwartungshaltung immer gerechtfertigt sei. „Ich glaube, dass es damals die richtige Entscheidung war, Franco Foda zu holen“, meinte Stöger. „Er hat viel erreicht. Damit ist eigentlich alles gesagt.“ Der Vertrag des Deutschen läuft nach der EM im Sommer noch bis zum Ende der WM-Qualifikation.