UEFA-Boss zur Superliga: „Wollen nur Konten füllen“

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat seine harsche Kritik an den zwölf abtrünnigen „Super League“-Clubs erneuert und deren Chefs zu einem Umdenken aufgefordert. In einer mehr als 15 Minuten währenden Schlusspassage seiner Eröffnungsrede beim UEFA-Kongress in Montreux prangerte der Slowene die Haltung der Spitzenclubs an. Für manche seien „Fans nur noch Konsumenten“ und „Dividende wichtiger als Leidenschaft“, sagte der 53-Jährige.

„Wenn der Schlusspfiff ertönt, schauen sie nicht auf die Tabelle, sondern auf die Einschaltquoten und Aktienpreise“, kritisierte Ceferin. Es gehe den Eigentümern nicht darum, die Vitrinen ihrer Vereine mit Pokalen zu füllen, sondern ihre Konten mit Geld.

Ceferin reagierte damit erneut mit klaren Worten auf die Pläne von Manchester United, Manchester City, Liverpool, Arsenal, Chelsea, Tottenham, Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid, Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan, mit der Gründung einer „Super League“ aus der europäischen Fußballgemeinschaft auszuscheren.

Offenes Gefäß anstelle geschlossener Gesellschaft

Ausdrücklich sprach der UEFA-Chef die Eigentümer der sechs beteiligten englischen Clubs an. „Sie haben einen großen Fehler gemacht“, sagte Ceferin. Aber: „Es ist noch Zeit, ihre Meinung zu ändern.“ Der Slowene erinnerte er daran, dass eine „Super League“ vor 40 Jahren noch ganz anders ausgesehen hätte. Er erwähnte unter anderem den Hamburger SV oder Nottingham Forest als ehemalige Meistercup-Sieger.

Hingegen sei Juventus als Treiber hinter der nun geplanten geschlossenen Gesellschaft vor 15 Jahren in Italien in der zweiten Liga gewesen. Damals erfolgte nach einem Manipulationsskandal der Zwangsabstieg. Ceferin pries unterdessen die am Montag lancierte Reform der Champions League ab 2024 als wichtige Kontinuität im europäischen Fußball. Die neue Champions League ähnelt in ihren Grundzügen jedoch einer Superliga und bietet 100 Spiele mehr als noch das aktuelle Format.

Lob für Bayern München

Explizit lobte Ceferin den Vorstandschef von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, der sich gegen die „Super League“-Idee ausgesprochen hatte und dessen Rückkehr ins UEFA-Exekutivkomitee noch für Dienstag erwartet wurde. Clubs aus Deutschland und Frankreich haben sich dem Kreis der zwölf Abtrünnigen nicht angeschlossen. An die Bayern, Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain soll aber eine Einladung ergangen sein.

Rummenigge bekräftigte die Ablehnung der Bayern gegenüber der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag-Ausgabe). „Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen“, sagte der Ex-Stürmer. „Wir sind zufrieden, Champions League zu spielen und vergessen nicht die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Fans haben, die grundsätzlich gegen so eine Reform sind. Und wir spüren die Verantwortung gegenüber dem Fußball als Ganzes.“

In der hitzigen Debatte setzt Rummenigge auf Deeskalation. „Wichtig ist, dass wir den Dialog wieder aufnehmen. Meine Hoffnung ist, dass wir noch eine Lösung finden, denn die Super League schadet dem ganzen europäischen Fußball. Das müssen wir verhindern.“ Der Bayern-Chef hält eine Kostenreduktion für den besseren Weg aus der Coronavirus-Krise. „Der Weg kann nicht sein, immer mehr einzunehmen und mehr an Spieler und Agenten zu bezahlen.“