Etihad Stadium in Manchester (England)
APA/AFP/Scott Heppell
Fußball

Superliga steht vor Zusammenbruch

Das Projekt einer europäischen „Super League“ könnte schon zwei Tage nach seinem Bekanntwerden in sich zusammenbrechen. Manchester City erklärte am Dienstagabend als erster Club seinen Rückzug aus der umstrittenen Eliteliga. Der Ausstieg des Premier-League-Tabellenführers löste zumindest auf der Insel einen Dominoeffekt aus. Nach den „Citizens“ verkündeten auch Manchester United, FC Arsenal, FC Chelsea, Tottenham Hotspur und FC Liverpool ihre Abkehr von der Superliga.

Der Präsident des Europäischen Fußballverbandes (UEFA), Aleksander Ceferin, begrüßte die Entscheidung. „Ich freue mich sehr, City wieder in der europäischen Fußballfamilie begrüßen zu dürfen“, sagte Ceferin in einer UEFA-Mitteilung, nachdem ManCity den Anfang gemacht hatte. Der Premier-League-Tabellenführer habe laut Ceferin große Intelligenz bewiesen, indem er auf die vielen Stimmen, besonders seine Fans, gehört habe.

Die Proteste der Fans und der Druck von allen Seiten zeigten somit bei den englischen Clubs Wirkung. So hatten etwa die Chelsea-Anhänger vor dem Spiel gegen Brighton and Hove Albion (0:0) auf der Straße lautstark ihren Unmut über die Superliga kundgetan und damit auch den Spielbeginn um einige Minuten verzögert. Noch vor dem offiziellen Rückzug von ManCity feierten die zahlreichen Kritiker bereits das Ende des Milliardenprojekts. Sechs von zwölf Gründungsmitgliedern haben sich jedenfalls schon verabschiedet.

Geplante „Super League“ wackelt

Nach dem Absprung mehrerer europäischer Spitzenclubs wackelt das Projekt der „Super League“, das den UEFA-Bewerben das Wasser hätte abgraben sollen.

Spanische Clubs wackeln

Der britische Premierminister Boris Johnson, der von Anfang an das Projekt scharf kritisiert hatte, war zufrieden. Johnson schrieb bei Twitter von der „absolut richtigen Entscheidung“. Zuvor hatte auch Jordan Henderson, der Kapitän von Liverpool, klargemacht, was er und seine Kollegen von der Superliga halten. „Wir mögen es nicht und wir wollen nicht, dass es so kommt. Das ist unsere gemeinsame Position“, schrieb Henderson.

Zu den englischen Clubs könnten sich auch die Spanier gesellen. Die Reihen pro Superliga sind alles andere als geschlossen. Laut Medienberichten kündigte Barcelona-Präsident Joan Laporta an, die Fans über eine mögliche Teilnahme an der „Super League“ abstimmen zu lassen. „Es ist ihr Club, also ist es ihre Entscheidung“, wurde Laporta zitiert. Eine Ablehnung der „Super League“ bei einer etwaigen Abstimmung dürfte sicher sein. Mittlerweile gilt auch Atletico Madrid als Absprungkandidat.

United-Trennung von Woodward

Zu Ende scheint auf jeden Fall die Zeit von Ed Woodward als Vorstandschef bei Manchester United zu sein. Der bei den United-Fans ungeliebte, von der Glazer-Familie eingesetzte Geschäftsführer des englischen Rekordmeisters nimmt mit Jahresende den Hut, wie die „Red Devils“ bestätigten. Ob der Abgang schon länger geplant war oder mit dem bevorstehenden Scheitern der Superliga zu tun hat, war zunächst nicht geklärt. Andrea Agnelli, einer der Architekten der „Super League“, soll seinen Job als Juventus-Boss schon seit Dienstagabend los sein.

Die kollabierende „Super League“ könnte sogar für eine echte Revolution sorgen. Die britische Regierung spielt nämlich als Konsequenz aus den jüngsten Ereignissen angeblich mit dem Gedanken, eine „50+1“-Regel nach deutschem Vorbild einführen zu wollen. Damit wäre die Zeit des ungebremsten Geldausgebens wohl vorbei.