Jesse Marsch (FC Red Bull Salzburg)
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
Bundesliga

Marsch vermisst bei Salzburg Schärfe

Die erste Niederlage nach sieben Pflichtspielsiegen in Folge hat Red Bull Salzburg nicht wirklich vom Kurs Richtung Meistertitel abgebracht. Nach der 2:3-Pleite am Mittwoch bei WSG Tirol hat der Titelverteidiger nach der 26. Runde der tipico-Bundesliga weiter acht Punkte Vorsprung auf Rapid. Für das Saisonfinale forderte Jesse Marsch von seinem Team aber wieder mehr Schärfe. „Wir waren viel zu locker“, monierte der Salzburg-Coach.

Um seine Truppe gut durch die englischen Wochen – inklusive des Cupfinales gegen den LASK am 1. Mai – zu bringen, setzte Marsch in Innsbruck auf leichte Rotation, gefallen dürfte ihm das Unterfangen aber nicht haben. Schon in der Halbzeit brachte er mit Zlatko Junuzovic, Brenden Aaronson und Patson Daka drei Stammkräfte, die das Spiel belebten – und doch die zweite Liganiederlage im Jahr 2021 nicht verhindern konnten.

„Es ist nicht nur die Schuld von den Spielern, die wir hineingebracht haben“, betonte Marsch, der im Unterschied zu den vier Partien davor diesmal Karim Adeyemi, Noah Okafor, Bernardo und Nicolas Seiwald von Beginn an brachte. „Die ganze Mannschaft war nicht scharf, war nicht bereit. Und Wattens hat mit viel Leidenschaft gespielt“, versuchte er sich an einer Erklärung. Dabei hatte er vor der Partie noch gewarnt: „Wenn wir nicht unsere Topleistung bringen, werden wir richtig Ärger bekommen.“

Tirol überrascht gegen Salzburg

WSG Tirol feierte am Mittwoch einen Außenseitersieg gegen Tabellenführer Red Bull Salzburg. Das Tabellenschlusslicht der Meistergruppe drehte einen 1:2-Rückstand noch in ein 3:2.

„Haben uns das selbst eingebrockt“

Dafür sorgten Nikolai Baden Frederiksen mit seinem Doppelpack (29., 76.) sowie Renny Smith kurz vor dem Ende (89.). Denn Salzburg konnte trotz der jeweiligen Führung durch Enock Mwepu (12.) und Aaronson (58.) nicht überzeugen, vergab in seiner besten Phase in den ersten 20 Minuten zu viele Möglichkeiten und ließ dem ambitionierten Gegner schließlich auch zu viel Raum bei seinen Offensivaktionen. „Wir haben nicht gut genug in unserem Abwehrdrittel verteidigt“, stellte Marsch fest, lobte aber auch den Gegner: „Ich habe viel Respekt vor Wattens. Sie sind mutig, mit ein bisschen Risiko hinten, aber auch gefährlich.“

„Wir haben uns das selbst eingebrockt. Wir haben die Chancen nicht verwertet oder den finalen Pass nicht gespielt“, meinte ein so wie Marsch kritischer Routinier Junuzovic. „Es gibt so Tage. Es ist kein Selbstläufer. Wir müssen uns alles erarbeiten. Und wenn wir das nicht auf den Platz bringen, dann passiert so etwas.“ Schon im Doppelpack gegen den WAC am Sonntag (a) und kommenden Mittwoch (h) ist laut Marsch wieder das „alte“ Salzburg gefragt: „Wir müssen am Sonntag eine gute Reaktion zeigen.“

Silberberger von Team „begeistert“

Tirol-Coach Thomas Silberberger war nach dem zweiten Sieg in der Meistergruppe hingegen die Glückseligkeit in Person. „Wir haben mit offenem Visier gespielt, in keiner Phase ein Defensivkonzept geschnürt und eigentlich zwei extrem billige Tore bekommen. Wir haben immer an uns geglaubt und sind minütlich sicherer geworden. Du musst erst einmal so einen Auftritt gegen Salzburg hinlegen. Zugetraut hat uns das in Wirklichkeit niemand“, meinte der Tiroler mit Stolz.

WSG Tirol hat Lust auf mehr

Der überraschende Heimsieg über Tabellenführer Salzburg hat beim WSG Tirol für Euphorie gesorgt. Für die Wattener ist damit ein Europacup-Startplatz in Reichweite.

Trotz der Ausfälle von Zlatko Dedic und Goalie Ferdinand Oswald, der von Benjamin Ozegovic bestens vertreten wurde, sah Silberberger eine engagierte Vorstellung seiner Truppe, die ihn regelrecht „begeisterte“. Und man hat wieder Platz vier in Reichweite. Auf den fünftplatzierten WAC fehlt nur ein Zähler, auf den Vierten Sturm Graz sind es zwei.

Silberberger versuchte aber, vor dem Doppel gegen Rapid allzu große Euphorie zu dämpfen. „Jetzt ist es wieder gefährlich, dass wir eine Leistung bringen wie gegen Sturm“, sagte er. Am 4. April war man mit einem 2:0 in die Meistergruppe gestartet, eine Woche später gab es den 2:3-Dämpfer gegen die Grazer.