Aleksandar Dragovic (Leverkusen)
GEPA/Thomas Bachun
Fußball

Dragovic bastelt an seiner Zukunft

Bis auf ein einjähriges Leihengagement bei Leicester City ist für Aleksandar Dragovic seit August 2016 Bayer Leverkusen die sportliche Heimat. Im Sommer wird sich dieses Kapitel für den 30-Jährigen aber schließen. In der Startelf des deutschen Bundesligisten ist für Dragovic seit Wochen kein Platz mehr, weshalb der ÖFB-Teamspieler intensiv an seiner sportlichen Zukunft bastelt. Bei welchem Club er seine Karriere fortsetzen wird, könnte sich noch vor der EM entscheiden.

„Es gibt zwei, drei Optionen, die ich mir durch den Kopf gehen lassen muss“, sagte Dragovic gegenüber der APA. Roter Stern Belgrad sei eine davon, bestätigte der Verteidiger. Spielzeit sei ihm wichtiger als Geld. „Wenn ich nicht Woche für Woche spiele, bin ich unglücklich. Dafür bin ich Fußballer geworden. Da spiele ich lieber für ein paar Euro weniger in einer schlechteren Mannschaft oder in einer schlechteren Liga und bin glücklich.“

In Leverkusen läuft sein Vertrag im Sommer aus, seit der Amtsübernahme von Interimscoach Hannes Wolf vor vier Wochen hat er nicht eine Sekunde gespielt. „Es ist eine sehr, sehr schwierige Phase“, sagte Dragovic. Er hoffe, vor der EM noch „ein paar Spielminuten“ zu bekommen. „Ich versuche, die vier Wochen so gut wie möglich runterzubringen. Ich kann nur Vollgas geben in jedem Training. Dann wird ein neues Kapitel aufgemacht.“

Aleksandar Dragovic (Leverkusen)
GEPA/Philipp Brem
Aleksandar Dragovic trug das Trikot des österreichischen Nationalteams bereits 89-mal

Entscheidend sei für ihn, wieder Spaß am Fußball zu haben. Ursprünglich sei sein Plan gewesen, vor der EM alles „in trockenen Tüchern“ zu haben. Die Coronavirus-Situation erschwere aber auch die Planungen der Clubs. Er könne sich entweder für eine der bestehenden Optionen entscheiden – oder riskieren und ohne Club ins Turnier gehen. „Mit Corona ist es nicht einfach, ich darf mich auch nicht verpokern. Aber es gibt keinen Druck und keine Deadline.“

Superliga wäre „Tragödie gewesen“

Erleichtert ist Dragovic indes, dass die Idee der Superliga nicht in die Tat umgesetzt wird. „Das wäre eine Tragödie gewesen“, sagte der langjährige Legionär, der in seiner Karriere auch für den FC Basel und Dynamo Kiew gespielt hat. Dragovic verwies auch auf Aussagen des früheren Manchester-United-Verteidigers Gary Neville: „Wenn sie nur aufs Geld gucken, wäre das fatal für den Fußball gewesen.“

Die Pandemie habe alle Vereine gleichermaßen erwischt, meinte Dragovic. „Eineinhalb Jahre ohne Zuschauer, da macht jeder Minus – auch ein großer Verein wie Real Madrid“, sagte der Abwehrspieler. Italien habe es besonders hart getroffen. „Von den Chefs kann man es vielleicht nachvollziehen, weil es um viel Geld geht. Aber man muss auch die Fans verstehen, die Emotionen. Zum Glück sind noch ein paar abgesprungen.“ Ein System wie im US-Sport ohne Auf- und Abstieg sei für ihn „nicht der richtige Weg“.

Dragovic leidet mit Ex-Club Austria

Finanzielle Sorgen – sogar existenzieller Natur – hat die Wiener Austria. Die Situation bei seinem Ex-Club sei „erschreckend“, sagte Dragovic. Über Details wie Ausmaß der Schulden und Verfehlungen wisse er nicht Bescheid. „Aber dass Fehler passiert sind, liegt auf der Hand. Man muss jetzt klug arbeiten. Hoffentlich lernen die Verantwortlichen aus den Fehlern. Die sind ja nicht erst seit gestern passiert.“

Dragovic war bei der Austria ausgebildet worden, verließ den Club vor zehn Jahren in Richtung FC Basel. Der 30-Jährige, mit 89 Länderspielen die Nummer vier der ÖFB-Geschichte, wollte seine Karriere eigentlich bei seinem Stammclub beenden. Mittlerweile macht er sich Sorgen, ob es diesen dann überhaupt noch gibt. „Es wird ein sehr harter Weg für die Austria-Fans. Aber die Austria ist ein Traditionsverein. Man muss die Herausforderung annehmen. Ich hoffe, dass sie gerettet wird.“