Michael Walchhofer
GEPA/Jasmin Walter
Ski alpin

Walchhofer auf Konfrontationskurs

Michael Walchhofer hat die rauer werdenden Töne im Wahlkampf um die Präsidentschaft im Österreichischen Skiverband (ÖSV) wenig erfreut zur Kenntnis genommen. Irritiert haben ihn offenbar auch die Statements von Peter Schröcksnadel, dem scheidenden ÖSV-Präsidenten, wie Walchhofer in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ („SN“) bestätigte. Derzeit sind Renate Götschl und Walchhofer die einzigen offiziellen Kandidaten für dessen Nachfolge.

„Die Richtung, in die es jetzt geht, war für mich unvorstellbar. Da werden Gerüchte gestreut und Unwahrheiten verbreitet, regelrecht mit Schmutz geworfen. Das ist nicht mein Stil, davon distanziere ich mich klar“, sagte der 46-Jährige gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe).

In den vergangenen Wochen mehrten sich mit Bezug auf die Präsidentenwahl die Berichte über Unstimmigkeiten im Hintergrund. Walchhofer gab sich darüber durchaus überrascht. „Vielleicht war es auch mein Fehler, dass ich zu blauäugig war und nicht gedacht habe, wie wichtig das Strippenziehen hier sein wird“, sagte der Salzburger über die aktuelle Entwicklung.

Verwundert über Schröcksnadel

Über Schröcksnadels Aussagen gab sich Walchhofer verwundert. „Ich habe großen Respekt vor Peters Leistungen für den ÖSV. Er hat mir auch seinen Segen für meine Kandidatur gegeben. Umso mehr verwundern mich seine Äußerungen der letzten Tage“, sagte der Hotelier aus Zauchensee. Im Hintergrund stand der Vorwurf, dass der bald 80-jährige Tiroler Götschl als Nachfolgerin bevorzugen würde, weil er auf sie aus dem Ruhestand noch Einfluss ausüben könne – im Gegensatz zu Walchhofer. Schröcksnadel hatte diese Gerüchte zuletzt im „Standard“ dementiert.

Schröcksnadel sagte aber auch, er habe sich „eingemischt, als ich gesehen habe, dass die Kandidatensuche nicht gut läuft“. Das wäre die Aufgabe der Landesverbände gewesen. „Aber da ist ihnen nicht viel gelungen.“ Laut dem Bericht des „Standard“ (Donnerstag-Ausgabe) gelten Tirol, Vorarlberg und Wien als Schröcksnadel-treu. Der Verbandsboss müsste damit nur noch einen Landesverband von seiner Kandidatin überzeugen. Die im steirischen Verband als Vizepräsidentin arbeitende Götschl soll bei Hearings mit Landesverbänden aber Fragen unbeantwortet gelassen haben.

Walchhofer stellt sich auch auf weitere Personen ein, die in den kommenden Wochen ins Rennen um den ÖSV-Vorsitz einsteigen könnten. Als Kompromisskandidatin wird die ehemalige FPÖ-Sportministerin Susanne Riess ins Spiel gebracht. „Ich hatte immer wieder einmal Kontakt mit ihr und halte sie für eine kompetente und erfahrene Person“, sagte Walchhofer über die amtierende Präsidentin der Österreichischen Sporthilfe. Ein Kompromisskandidat könne für den heimischen Skisport „momentan vielleicht gar nicht die schlechteste Möglichkeit sein“.

Walchhofer kandidiert trotzdem

Auf seine Kandidatur werde er jedoch nicht verzichten, so Walchhofer. Er sehe sich durch das bisherige Feedback der Landespräsidenten bestärkt. „Wenn dann ein anderer Kandidat gewinnt, bin ich keinesfalls beleidigt“, meinte der Abfahrtsweltmeister von 2003. „Was mich jetzt stört, sind aber die Gerüchte, die über meine Person verbreitet werden, wonach ich z. B. Abmachungen mit einzelnen Verbänden getroffen hätte. Das ist schlicht falsch und das wissen die Leute sogar, die so etwas behaupten, und sie tun es trotzdem.“

Walchhofer hatte seine Kandidatur schon vor Monaten bekanntgegeben. Nach dem Rückzug von Kitzbühel-Präsident Michael Huber war Walchhofer einziger Kandidat für das Präsidentenamt. In der Zwischenzeit deponierte mit der Steirerin Götschl eine weitere ehemalige Abfahrtsweltmeisterin ihre Hoffnungen auf den Posten. Eine definitive Entscheidung über die Bewerbungen fällt bei der offiziellen Wahlausschusssitzung Ende Mai, die Länderkonferenz ist für 19. Juni geplant.