Die LASK-Spieler Gernot Trauner, Alexander Schlager und James Holland
GEPA/Manfred Binder
ÖFB-Cup

LASK lechzt nach dem großen Coup

Der LASK hofft am Samstag (20.30 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) eine Durststrecke beenden zu können: 56 Jahre wartet der Traditionsclub aus Oberösterreich bereits auf den neuerlichen Gewinn einer der beiden Bewerbe im heimischen Spitzenfußball. Das ist länger her als die Mondlandung aus dem Jahre 1969. Im Finale des Uniqa-ÖFB-Cups bietet sich als Außenseiter gegen Seriensieger Salzburg in Klagenfurt die Chance, die Unserie zu beenden.

„Wir können Geschichte schreiben, ein unvergessliches und historisches Ereignis schaffen“, betonte LASK-Trainer Dominik Thalhammer im Vorfeld der Partie. Schon am Tag der Arbeit hat der LASK also sein „Spiel des Jahres“, allerdings könnte die Ausgangslage schwieriger nicht sein. Denn Serienmeister Salzburg hat sechs der sieben letzten Cuptitel geholt und zudem 47 aus 48 Partien gewonnen.

Der LASK hat hingegen zuletzt nur eines von sieben Pflichtspielen für sich entschieden. Die Linzer sehen sich als klarer Außenseiter, aber freilich nicht chancenlos, wie Coach Thalhammer im ORF.at-Interview erklärt. „Wir haben Werkzeuge, um Salzburg riesige Probleme zu bereiten. Wir müssen dabei perfekt funktionieren und die wenigen Chancen verwerten. Dann kann uns auch die Sensation gelingen.“

ÖFB-Cup: LASK fordert Salzburg

Im Finale des ÖFB-Cups treffen die „Bullen“ aus Salzburg, die Gewinner von beinahe allen Titeln in den letzten sieben Jahren, auf den LASK. Während die Salzburger an die Serienerfolge anknüpfen wollen, würde der Sieg für die Linzer einen historischen Triumph bedeuten.

Das lange Warten seit 1965

Es wäre nicht das erste Mal, dass der LASK überraschen würde. 1965 holten die Athletiker als erster Club außerhalb Wiens die Meisterschaft und gewann im selben Jahr als solcher auch den Cup. Nach teilweise turbulenten Jahren, die 2012 gar in die Drittklassigkeit geführt hatten, kehrte der LASK mit neuer Führungsriege 2017 ins Oberhaus zurück, qualifizierte sich 2018 auf Anhieb für den Europacup und zog 2019/20 sensationell ins Europa-League-Achtelfinale ein. Erst in dieser Saison gelang mit dem 4:1 bei Sporting Lissabon eine große Überraschung.

Nun hofft das Team um den heutigen Kapitän Gernot Trauner, es den Legenden (u. a. „LASK-Jahrhundertspieler“ Helmut Köglberger, Gerhard Sturmberger oder Dolfi Blutsch) mit dem Cupcoup gleichzutun. Die leidgeprüften Anhänger motivierten ihr Team mit Transparenten, ihr Leid verlängert sich insofern, als dass sie wegen der Pandemie nach den Highlights gegen Manchester United und Tottenham in der Europa League nun auch dem ersten Finale seit 1999 nicht beiwohnen dürfen.

Die Meistermannschaft des LASK aus dem Jahr 1965
APA
Die Helden von damals: Der LASK gewann 1965 als erster Nicht-Wiener-Club die Meisterschaft und den Cup

Die Spieler wollen sie mit dem ersten Titel seit Ewigkeiten beglücken. „Wir würden uns gerne belohnen“, sagte Abwehrchef Trauner, der seit 2017 eines der Gesichter des Clubs ist. Im selben Jahr kamen auch James Holland und Alexander Schlager dazu, noch länger dabei sind Peter Michorl oder Reinhold Ranftl, die den erfolgreichen Weg seit 2015 in der zweiten Liga mitgingen. Philipp Wiesinger, seit 2016 dabei und der Goldtorschütze im Halbfinale gegen den WAC, muss mit einer Bänderverletzung passen. Er reihte sich in die Liste der Verletzten neben den Offensivspielern Marko Raguz oder Andreas Gruber ein.

Salzburg geht auch aufgrund der drei gewonnenen Saisonduelle (3:1, 1:0, 2:0) als Favorit ins Endspiel in der Klagenfurter Wörthersee Arena, wo der Seriensieger seit 2014 nur das Endspiel vor drei Jahren gegen Sturm Graz (0:1 nach Verlängerung) verloren hatte. Seit dem 0:2 vor zwei Wochen gegen die „Bullen“ laufen beim LASK die internen Vorbereitungen auf das Finale. Die Rotation in der Startelf brachte zwar nicht immer das gewünschte Ergebnis in der Liga, aber die Leistung beim 0:0 zuletzt gegen Sturm Graz stimmte zuversichtlich und der eine oder andere konnte Eigenwerbung für das Finale betreiben.

Thalhammer wehrt sich gegen Kritik

„Man hat gegen Sturm gesehen, dass wir eine funktionierende Einheit sind. Wir wissen, dass wir selber die Hebel in der Hand haben und das Blatt in die richtige Richtung wenden können. Die beste Möglichkeit dafür bietet sich am Samstag“, weiß Thalhammer, der sich im Frühjahr immer wieder auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen musste. Die Erwartungshaltung ist trotz namhafter Abgänge vor einem Jahr (Joao Klauss, Dominik Frieser oder Samuel Tetteh) hoch geblieben.

„Sie ist eine sehr hohe und wird stark von außen hereingetragen. Intern ist sie nicht so hoch. Wir sind angetreten, um eine gewisse Entwicklung voranzutreiben. Ich sehe das als Metamorphose. Wenn man Prozesse vorantreibt, dann kann es für eine gewisse Zeit auch Stillstand oder kurz einen Rückschritt geben, ehe die Entwicklung wieder voranschreitet“, verteidigte sich der 50-jährige Wiener, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in Linz lebt.

Kurz vor Karriereende ging es bergauf

Denn es ist nicht sein erstes Engagement beim LASK. Bereits 2007/08 war Thalhammer in Linz als Assistent von Coach Karl Daxbacher und Sportkoordinator tätig. Nach einem Jahr zog er weiter, beinahe ging die Karriere, in der er mit 33 Jahren als damals jüngster Bundesliga-Coach bei der Admira gearbeitet hatte, als Trainer des Unterhausclubs Union Pregarten vorzeitig zu Ende. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon weiter Jus studiert. Doch die Anstellung beim ÖFB anno 2011 entpuppte sich als eine Win-win-Situation für ihn und das Frauen-Nationalteam, das er bei der EM 2017 bis ins Halbfinale geführt hatte.

Jubel von Trainer Dominik Thalhammer und Katharina  Schiechtl
GEPA/Florian Ertl
Mit dem Frauen-Nationalteam schaffte es Dominik Thalhammer 2017 bei der Premiere sensationell ins EM-Halbfinale

Nach fast zehn Jahren suchte der einstige Amateurspieler, der seinen früheren Spitznamen („Eisenfuß vom Wienerwald“) mit Humor nimmt, eine neue Herausforderung und fand sie beim LASK. Das sportliche Mastermind Jürgen Werner, der zuletzt wegen angeblich fragwürdiger Geschäftspraktiken rund um Transferrechte für Negativschlagzeilen gesorgt hatte (die Liga forderte den LASK um eine Stellungnahme auf, Anm.), hatte Thalhammer bereits als Nachfolger für Oliver Glasner im Visier. Doch Thalhammer blieb vorerst beim Verband, wo er inzwischen auch die Gesamtleitung der Trainerausbildung übernommen hatte und heutige Kontrahenten wie Sturms Coach Christian Ilzer betreute.

Im Schatten der Vorgänger

Glasner-Nachfolger Valerien Ismael musste im Sommer 2020, nachdem der LASK in Folge von verbotenen Teamtrainings in der Meistergruppe abgestürzt war, gehen. Diesmal sagte Thalhammer dem Club zu, hat aber sichtlich Mühe, aus dem Schatten seiner erfolgreichen Vorgänger zu treten. Auch weil der sachliche Analytiker keine Sprüche landet und weniger greifbar ist. Dass er aus sich herausgehen kann, zeigte aber der Jubel mit einem Kameramann beim 2:1 gegen den WAC.

Uniqa-ÖFB-Cup, Finale

Samstag, 20.30 Uhr, live in ORF1 und im Livestream

LASK – Salzburg

Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, SR Altmann

LASK: Schlager – Andrade, Trauner, Filipovic – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Goiginger, Eggestein, Balic

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – E. Mwepu, Bernede, Junuzovic, Aaronson – Berisha, Daka

Sein Fokus gilt der Arbeit und beim LASK langfristig etwas aufzubauen. Das muss auch nicht immer als Chefcoach sein. „Ich bin mit vollem Elan Trainer, schließe aber nicht aus, dass sich das einmal ändern kann“, so Thalhammer, der auch als Sportdirektor fungiert. Mit dem Stadionbau, der auch turbulenter als erwartet vonstattengeht, will sich der LASK endgültig im Spitzenfeld festsetzen. „Die Vision ist mittel- und langfristig Titel holen zu können“, so Thalhammer.

Als das Los gegen den LASK entschied

Nun ergibt sich schon am Samstag eine Chance. Gegen Salzburg muss aber nicht nur die Defensive ihren Job erledigen, sondern auch die Ladehemmung vor dem Tor gelöst werden. Um den Titel wieder nach Linz zu holen, „braucht es ein perfektes Spiel, Teamgeist und das nötige Glück“, meinte Trauner, dessen Club zuvor in fünf Cupfinale gestanden war (1963, 1965, 1967, 1970, 1999).

Fortuna war dem LASK in den Endspielen nicht immer hold. Vier Endspiele verloren die Linzer, 1967 auf besondere bittere Art und Weise: Die Linzer unterlagen der Austria im in zwei Spielen ausgetragenem Finale (1:0, 0:1) per Losentscheid, der das erste und letzte Mal in einem Cupfinale zum Tragen kam.