Den Fehlstart der Österreicher in die WM-Qualifikation wollte er nicht überbewerten. „Die letzten Resultate waren nicht so positiv, aber das ist ein solides Team, das verschiedene Systeme spielen kann. Wir müssen sehr konzentriert sein, wenn wir ein gutes Resultat erreichen wollen.“ Die ÖFB-Auswahl lebe vor allem vom Kollektiv, meinte de Boer und hob dann dennoch David Alaba namentlich hervor.
Zu Marko Arnautovic äußerte er sich erst auf Nachfrage. „Er ist ein fantastischer Spieler, aber mit Höhen und Tiefen“, sagte der ehemalige Barcelona-Profi und verglich Arnautovic mit Zlatan Ibrahimovic. „Er ist auch stark, groß, schnell, hat eine gute Technik und kann Tore schießen. Aber dann denkt man sich: ‚Hey, warum zeigst du das nicht in jedem Match?‘ Er hätte mehr aus seinem Talent machen können, aber es ist seine Karriere. Wenn er damit zufrieden ist, ist es gut.“ Arnautovic sei „nach wie vor ein großartiger Spieler“.

Der Titeltraum von „Oranje“ lebt
Großartige Spieler finden sich auch im „Oranje“-Kader – so etwa Frenkie de Jong, dessen Entwicklung beim FC Barcelona dem Bondscoach viel Freude bereitet. Ein weiterer Leistungsträger – Virgil van Dijk – dürfte bei der EM wegen seiner schweren Knieverletzung nicht zur Verfügung stehen. „Die Entscheidung liegt bei ihm. Ich kann verstehen, dass er über viele Dinge nachdenken muss“, sagte de Boer. Bei einem Einsatz van Dijks bestehe die Gefahr einer neuerlichen schweren Verletzung. „Deshalb übe ich auf ihn sicher keinen Druck aus“, sagte der 50-Jährige.
Auch ohne den Liverpool-Verteidiger rechnen sich die Niederländer für die EM einiges aus, zumal sie alle drei Gruppenpartien in Amsterdam bestreiten. „Das ist natürlich ein Vorteil. Hoffentlich werden Fans da sein. Derzeit sagen sie 12.000, vielleicht 20.000“, sagte de Boer. „Wir haben schon so viele Finale und vor allem Semifinale verloren, hoffentlich können wir diesmal den Titel gewinnen.“
Die großen Favoriten seien aber andere, beteuerte der langjährige Ajax-Amsterdam-Coach und nannte in diesem Zusammenhang Frankreich, Belgien, Spanien, Deutschland, Portugal, England und Italien. „Aber wir sind dicht dahinter. Wenn wir in guter Verfassung sind, können wir alle schlagen.“ Die Niederländer verpassten zuletzt sowohl die EM 2016 als auch die WM 2018. „Seither haben wir aber ein paar Schritte nach vorne gemacht. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern“, sagte de Boer.