Riyad Mahrez sorgte mit einem Doppelpack dafür, dass die Hoffnungen des Vorjahresfinalisten aus Paris auf ein Comeback nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel im Keim erstickt wurden. Damit fehlt Manchester City nur noch ein Sieg zum Gewinn der begehrten Silbertrophäe. Der Gegner im Endspiel in Istanbul am 29. Mai ist mit dem FC Chelsea entweder ein guter englischer Bekannter oder mit Real Madrid der Rekordgewinner der Champions League. „Die Champions League ist ein besonderer Wettbewerb. Es ist das erste Finale für den Club. Es ist etwas ganz Spezielles für uns“, waren daher Jubel und Erleichterung bei Trainer Guardiola groß.
Im fünften Anlauf nahm das durch Millionen aus den arabischen Emiraten finanzierte Starensemble sämtliche Hürden auf dem Weg ins Finale. In den vergangenen vier Jahren war immer vorzeitig Schluss gewesen. Im Vorjahr kam beim Finalturnier in Lissabon bereits im Viertelfinale überraschend gegen Olympique Lyon das Aus. Davor war jeweils gegen Tottenham Hotspur, den FC Liverpool und AS Monaco Endstation gewesen. „Wir sind immer knapp gescheitert. Es ging oft um wenige Zentimeter“, erinnerte sich Guardiola, der mit ManCity auch in der Premier League nur noch einen Sieg vom Meistertitel entfernt ist.
Manchester City im CL-Finale
Manchester City steht erstmals in der Clubgschichte im Finale der Champions League. Der überlegene Premier-League-Tabellenführer feierte am Dienstag im Semifinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain einen 2:0-Heimsieg (Beitragsbeginn bei Minute 2:19).
Für den 50-Jährigen endete mit dem Finaleinzug auch eine persönliche Durststrecke. Denn Guardiola konnte als Spieler 1992 und als Trainer 2009 und 2011 jeweils mit seinem Stammclub FC Barcelona die Königsklasse gewinnen. Danach schaffte es der Spanier aber weder mit Bayern München noch mit Manchester City zurück ins Endspiel. Mit den Bayern scheiterte Guardiola gleich dreimal in Folge im Halbfinale. Das andauernde Scheitern in seinem Lieblingsbewerb nagte schwer an der Seele des Katalanen. Das Aus gegen Lyon im Vorjahr habe ihm noch Wochen danach Kopfschmerzen bereitet, sagte Guardiola einmal.

Ungeschlagen ins Endspiel
Heuer bereitete höchstens Manchester City den Gegnern Schmerzen. Denn Kevin de Bruyne und Co. dürfen ohne schlechtes Gewissen als logischer Finalist bezeichnet werden. Die „Citizens“ sind in der laufenden CL-Saison noch ungeschlagen. In zwölf Spielen spielte Manchester nur einmal – 0:0 in der Gruppenphase beim FC Porto – remis. In der K.-o.-Phase feierte Guardiolas Team in sechs Spielen ebenso viele Siege. Auch Vorjahresfinalist Paris Saint-Germain hatte gegen den designierten englischen Meister nichts zu bestellen.
Laut Guardiola zogen er und seine Spieler vor allem aus den bitteren Niederlagen die richtigen Schlüsse. „Dieser Erfolg war auch darin begründet, was wir in den letzten vier Jahren gemacht haben. Wir haben ganz viele Titel gewonnen in dieser Zeit. Deshalb stehen wir jetzt auch verdient im Finale“, sagte der 50-jährige Erfolgstrainer, der sich auch bei ehemaligen Spielern wie Torhüter Joe Hart, dem ehemaligen Kapitän Vincent Kompany oder David Silva bedankte: „Auch sie haben uns geholfen, ein neues Level zu erreichen.“

PSG-Spieler über Schiedsrichter erbost
Erster Gratulant bei Guardiola war sein Gegenüber Mauricio Pochettino. „Man muss Manchester City gratulieren, sie haben eine fantastische Saison“, sagte der Argentinier, der es verpasste, Paris Saint-Germain zum zweiten Mal in Folge ins Endspiel zu führen. Spätestens nach dem Ausschluss von Pochettinos Landsmann Angel Di Maria war die Partie aus Sicht der Franzosen, die sich im Viertelfinale noch am entthronten Titelverteidiger Bayern München revanchiert hatten, gelaufen. PSG hatte zudem Jungstar Kylian Mbappe verletzt vorgeben müssen. „Aber das darf keine Entschuldigung sein“, sagte Pochettino, der vielmehr fehlendes „Spielglück“ beklagte.
Seine Spieler ärgerten sich nach der Partie vor allem über Schiedsrichter Björn Kuipers. Aber nicht wegen des Ausschlusses von Di Maria, sondern über die Manieren des Niederländers. Denn Kuipers soll zwei Spieler des französischen Meisters beschimpft haben. „Der Schiedsrichter hat zu (Leandro) Paredes gesagt: ‚Fuck off‘ – und wir reden über Respekt gegenüber Schiedsrichtern“, beklagte Mittelfeldspieler Ander Herrera im Interview mit dem französischen Sender RMC Sport. „Wenn wir das sagen, bekommen wir eine Sperre für drei oder vier Spiele“, betonte der 31-jährige Spanier.
Herreras Teamkollege Marco Verratti gab zu Protokoll, dass auch er von Kuipers beleidigt wurde. Gleich zweimal habe er sich „Fuck you“ vom 48-jährigen Niederländer gefallen lassen müssen. „Wenn ich das sage, bekomme ich zehn Spiele Sperre“, meinte der 28-jährige Italiener. Trainer Pochettino stellte sich demonstrativ auf die Seite seiner Spieler und rechnet daher auch mit einem Nachspiel für den Referee. „Ich habe nichts von der Seitenlinie gehört, aber wenn etwas (Tonmaterial, Anm.) da ist und es so ist, wie sie (die Spieler, Anm.) erklärt haben, wird die UEFA vielleicht die Situation untersuchen“, meinte der Argentinier.
Meistertitel hat Vorrang
Pochettino und seine Spieler gehören aber trotzdem nun zu den vielen Menschen, die das Finale der Champions League am 29. Mai im Atatürk-Olympiastadion von Istanbul vor dem TV-Gerät verfolgen werden. Dort wird Manchester City mit großer Wahrscheinlichkeit als frischgebackener englischer Meister antreten. „Am Samstag haben wir noch ein Spiel, das wir gewinnen müssen, um Meister zu werden. Dann konzentrieren wir uns auf das Champions-League-Finale“, gab Doppeltorschütze Mahrez auch die Marschroute vor. Detail am Rande: Ausgerechnet gegen den möglichen Finalgegner in der Champions League, den FC Chelsea, könnte der siebente Meistertitel der City-Vereinsgeschichte und der dritte unter Guardiola unter Dach und Fach gebracht werden.