Chelsea-Trainer Thomas Tuchel umarmt Spieler Ben Chilwell
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Champions League

Chelsea freut sich auf Showdown mit ManCity

Der Gewinner der UEFA Champions League kommt heuer aus der englischen Premier League. 24 Stunden nach dem Finaldebütanten Manchester City zog am Mittwochabend auch Chelsea nach dem 1:1 im Hinspiel mit einem 2:0-Heimsieg über Rekordsieger Real Madrid ins Endspiel am 29. Mai in Istanbul ein. Die Vorfreude auf einen weiteren Showdown mit dem englischen Tabellenführer ist an der Stamford Bridge jedenfalls groß.

„Ich freue mich drauf, das wird ein ganz klassisches 50:50-Spiel“, meinte der deutsche Chelsea-Trainer Thomas Tuchel, der damit nach Paris Saint-Germain im Vorjahr neuerlich eine Mannschaft ins Endspiel geführt hat. Schon am kommenden Samstag (18.30 Uhr) kommt es zu einer echten Generalprobe für das Finale, wenn der überlegene Tabellenführer Manchester City die viertplatzierten Londoner in der Premier League empfängt. Mit einem Sieg würden sich die Gastgeber vorzeitig den Meistertitel sichern.

Allerdings hat Chelsea dem Rivalen aus Manchester etwas voraus: Im Gegensatz zu den „Citizens“ haben die Londoner die Königsklasse schon einmal gewonnen: 2012 setzten sich die „Blues“ im Finale in München 4:3 im Elferschießen gegen den FC Bayern durch. Dazu haben die Londoner noch einen moralischen Vorteil auf ihrer Seite. Mitte April waren Chelsea und Manchester City im FA-Cup-Halbfinale aufeinandergetroffen, damals siegten die „Blues“ im leeren Wembley-Stadion knapp mit 1:0 und treffen nun im Finale am 15. Mai auf Leicester City.

Chelsea folgt ManCity ins CL-Finale

Mit einem 2:0-Sieg gegen Real Madrid ist Chelsea am Mittwochabend Manchester City ins Finale der UEFA Champions League gefolgt. (Beitragsbeginn ab Minute 1:10)

„Der Sieg im Pokal hat uns sehr viel Selbstvertrauen gegeben für alles, was danach kam, und wird uns viel Selbstvertrauen geben für das Aufeinandertreffen in Istanbul“, betonte Tuchel, kündigte aber auch sofort an, dass es „nicht damit getan“ sei, „nur in das Finale zu kommen. Ich bin sehr dankbar dafür, aber wir werden in Istanbul ankommen, um zu gewinnen“, versicherte der 47-Jährige, der bis kurz vor Weihnachten noch Chefcoach in Paris gewesen war, ehe er nach dessen Beurlaubung bei PSG als Nachfolger von Frank Lampard nach London wechselte.

Cesar Azpilicueta (Chelsa) und Phil Foden (Manchester City) im FA-Cup-Semifinale
APA/AFP/Ben Stansall
Im Semifinale des FA-Cups hatten die Dunkelblauen aus London gegen die Hellblauen aus Manchester das bessere Ende für sich

Defensive ist Trumpf

Der Tainertausch wirkte sich vor allem positiv auf die Defensive der „Blues“ aus. Zum bereits 18. Mal spielte Chelsea am Mittwochabend unter Tuchels Regie zu null. „Wir haben es sehr, sehr stark verteidigt“, lobte der ehemalige Mainz- und Dortmund-Coach seine Abwehr. „Wir haben nie den Hunger verloren zu verteidigen“, sagte Tuchel über die erste Hälfte, als Real noch mehr Kontrolle über die Begegnung hatte. Dennoch hielt Chelseas Defensive dem Druck stand. „Das ist eine große, große Leistung“, sagte der Trainer.

Offensiv versetzten Tuchels Landsmann Timo Werner (28.) und Jungstar Mason Mount (85.) Real mit ihren Toren den K.-o.-Schlag. „Wie wir das heute geschafft haben, war beeindruckend“, sagte der ehemalige Leipziger Stürmer Werner. Der Deutsche rehabilitierte sich auch für ein Missgeschick im Hinspiel. Vor gut einer Woche hatte er in Madrid noch eine Riesenchance ausgelassen, nun köpfelte er nach toller Vorarbeit von seinem Landsmann Kai Havertz, dessen Schuss von der Querlatte zurückgesprungen war, aus kurzer Distanz ein. „Im Hinspiel war ich sozusagen ein bisschen der Depp, weil ich den Ball aus fünf Metern nicht reinbekommen habe“, meinte Werner. Diesmal war er froh, dass er „den Fehler in Anführungszeichen“ wiedergutmachen und sich „einen Kindheitstraum“ erfüllen konnte.

Tor von Mason Mount (Chelsea) gegen Real Madrid
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Mount (Nr. 19) versetzte Real Madrid mit dem 2:0 den endgültigen K.-o.-Schlag

Hazard im Brennpunkt der Kritik

Real-Trainer Zinedine Zidane war trotz des Ausscheidens „stolz auf die Spieler. Wir haben unser Bestes gegeben, waren nur einen Schritt vom Finale entfernt. Chelsea hat eine großartige Leistung gezeigt, wir müssen ihnen gratulieren“, sagte der Franzose, der aufgrund von Personalnöten improvisieren musste. So sprang etwa der brasilianische Flügelstürmer Vinicius Jr. als Rechtsverteidiger für den verletzten Dani Carvajal ein.

Kritik und Ärger der Anhänger und Medien konzentrierten sich aber nicht etwa auf den Ersatzverteidiger, sondern auf Eden Hazard. Der Belgier hatte unmittelbar nach dem Abpfiff auf dem Rasen der Stamford Bridge mit ehemaligen Kollegen von Chelsea geplaudert und dabei vor laufenden Kameras immer wieder gelacht. „Worüber lacht Hazard?“, fragte deshalb Antonio Romero in seiner Kolumne der Fachzeitung „AS“. Die Scherze seien „wie ein Messerstich in die Brust des Madridismus“, schrieb Romero, zumal Hazard beim 0:2 am Mittwochabend wieder „kläglich“ gespielt habe.

Romero war nicht der einzige Kritiker des 2019 für rund 100 Millionen Euro von London nach Madrid gewechselten Hazard. Ein anderer „AS“-Kolumnist, der in der Madrider Fußballszene und bei den Königlichen äußerst einflussreiche Tomas Roncero, forderte mit den Worten „Bye-bye Eden“ den Weggang des 30-jährigen offensiven Mittelfeldspielers, der in Madrid nie wirklich überzeugen konnte. Die Konkurrenzzeitung „Marca“ titelte, Hazard sei nun „im Auge des Hurrikans“. Auch im Netz wurde der Belgier heftig kritisiert – und auch beleidigt. In den sachlichsten Kommentaren war von einer „armseligen Mentalität“ und von „inakzeptablem Verhalten“ die Rede.

Real konzentriert sich auf Liga

Die Madrilenen hoffen nun, die Saison mit der erfolgreichen Titelverteidigung in der Meisterschaft noch zu retten. Der Rekordmeister liegt vier Runden vor Schluss punktegleich mit dem Erzrivalen FC Barcelona (je 74) zwei Zähler hinter Tabellenführer Atletico Madrid (76). Das kommende Wochenende könnte schon vorentscheidend im Titelkampf in LaLiga sein: Real empfängt am Sonntag (21.00 Uhr) den vier Punkte zurückliegenden Tabellenvierten Sevilla (70), bereits am Samstag (16.15 Uhr) gastiert Atletico im Topspiel der 35. Runde in Barcelona.