Dutzende japanische Gastgeberstädte sagen ab

In Japan haben Dutzende Städte ihre Gastgeberrolle für die Olympischen Spiele und die Paralympics in gut zwei Monaten aus Sorge vor dem Coronavirus aufgegeben. Wie die Zeitung „Nikkei“ und andere japanische Medien am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichteten, haben sich zwischen 30 und 40 Gemeinden zurückgezogen, die sich im Rahmen des „Host Town“-Programms als Trainingslager für ausländische Athleten und zum kulturellen Austausch angeboten hatten.

Betroffen sind von den Absagen – wie bisher bekannt ist – von Österreichs Sportlern die Judoka, deren rund zweiwöchiges Trainingslager in Hanamaki City (Iwate Präfektur) geplant gewesen wäre. Der ÖJV will nun die Vorbereitung in Europa abhalten und dann nach Anreise direkt ins Olympische Dorf in Tokio einziehen. Das ist wegen der Coronavirus-Hygieneregeln je nach Sportart verschieden, den Judokämpfern ist es ab 17. Juli erlaubt. Auch die Kletterer werden gleich im Dorf Quartier beziehen (27. Juli).

Weitere Trainingslager offen

Geplant und bestätigt sind Trainingslager im Karate in Kameoka (Kyoto) und Tischtennis in Fuchu (Tokio). Triathlon wäre in Nasushiobara (Tochigi) vorgesehen, da fehlt die Bestätigung der lokalen Regierung noch. Auch im Kanu-Slalom (Kameoka), Schwimmen (Osaka) und Turnen (Joetsu City/Niigata) sind Camp-Teilnahmen geplant, aber vieles ist da noch offen. Die kommenden Tage werden mehr Klarheit bringen.

Die Segler dürfen dank Ausnahmeregelungen ab spätestens 13. Juli ins Revier nach Enoshima, auch die Reiter können mit den Pferden früher anreisen. Die ÖOC-Ruderer haben bereits diese Woche die Pläne geändert, denn sie schätzten die Chancen auf ein Camp in Toda (Saitama) nur noch als gering ein.

Zunehmende Rückzieher

Tokios Nachbarprovinz Chiba gab unterdessen bekannt, vom US-Leichtathletikverband im April informiert worden zu sein, dass er aus Sorge um die Sicherheit der Athleten auf das dort geplante Trainingslager verzichten werde. Auch das britische Rollstuhl-Basketballteam sowie die russischen Fechter werden nach Informationen der Nachrichtenagentur Kyodo nicht wie geplant in Chiba trainieren.

Zwar wolle die japanische Regierung die zusätzlichen Kosten der Gastgeberstädte für Coronavirus-Maßnahmen decken und habe Richtlinien erarbeitet, doch kleinere Gemeinden hätten nicht genug Personal für die zusätzlichen Aufgaben. Außerdem habe eine zunehmende Zahl an ausländischen Delegationen von sich aus einen Rückzieher gemacht. Mit Ende April hätten sich 528 Gemeinden in Japan angemeldet, um Athleten aus 184 Ländern und Regionen willkommen zu heißen, berichtete die Agentur Kyodo. Die Regierung habe die Gemeinden aufgerufen, den kulturellen Austausch unter anderem online fortzusetzen, hieß es.