Karim Adeyemi
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Bundesliga

Salzburg blickt schon auf neue Generation

Seit 2014 heißt der österreichische Fußballmeister Red Bull Salzburg. In den ersten acht Jahren nach dem Einstieg des Getränkeherstellers 2005 gewannen die Salzburger „nur“ viermal den Titel, danach ging die Meisterschaft immer an sie. Das liegt auch an der seit 2012 praktizierten Ausrichtung, die den nächsten Talenten immer wieder Raum gibt. Noch vor dem regen Transfersommer richtet sich der Blick schon auf die neue Generation.

Wenn ein Spieler um die zwei Jahre Stammspieler in Salzburg war, stehen die Chancen gut, dass er den Verein verlassen wird. Nicht nur, weil er den oft zitierten nächsten Schritt gehen möchte, sondern weil der Club Platz für die nächsten schaffen will. Patson Daka, Enock Mwepu und Mergim Berisha könnten den Club im Sommer allesamt verlassen, und ihr Fehlen würde im Herbst wohl keinem mehr auffallen. Denn die nächsten Talente scharren eben schon in den Startlöchern.

Allen voran ruhen die Hoffnungen auf Stürmer Karim Adeyemi, der in der kommenden Saison als Stammspieler durchstarten soll. Ebenfalls Einsätze in dieser Spielzeit bekamen schon die Talente Luka Sucic, David Affengruber, Nicolas Seiwald und auch Benjamin Sesko. Dazu tummeln sich genügend Leihspieler bei anderen Vereinen. Und mit dem 33-jährigen Matthias Jaissle setzt Salzburg ab diesem Sommer auch endgültig auf der Trainersposition auf ein hoffnungsvolles Talent.

Adeyemi vor dem Durchbruch

Sollte alles seinen gewohnten Lauf nehmen, steht Adeyemi vor dem Durchbruch zur kommenden Saison. Der 19-jährige Deutsche hat schon in dieser Spielzeit einige Duftmarken gesetzt, zahlte aber auch noch Lehrgeld. Bei einer der wenigen Niederlagen übte Noch-Trainer Jesse Marsch ungewohnt harsche Einzelkritik an einem seiner Spieler.

Adeyemi wurde beim 1:2 gegen Sturm Graz im Februar noch vor der Pause ausgetauscht. „Normalerweise mache ich das nie, aber Karim war nicht bereit. Er hat nicht gekämpft, hat jedes Duell und jeden Ball verloren. Das war nicht gut genug“, meinte Marsch damals. Seither gelangen ihm in 14 Spielen zwölf Scorerpunkte, doch entscheidender war, dass Adeyemi die Botschaft seines Trainers verstanden hat.

Karim Adeyemi
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Adeyemi soll in der kommenden Herbstaison in die Fußstapfen von Erling Haaland oder Patson Daka treten

Nach dem 1:1 vor wenigen Wochen gegen den WAC, bei dem der Offensivspieler quasi an jeder gelungenen Aktion beteiligt war, lobte der 47-Jährige dann seinen Schützling explizit. „Er war der beste Spieler auf dem Platz und kommt immer besser in Form.“

Salzburg machte vor drei Jahren das Rennen um das Toptalent und legte dem Vernehmen nach über drei Millionen Euro auf den Tisch, um ihn von der SpVgg Unterhaching zu sich zu lotsen. Ein Angebot des FC Barcelona über kolportierte 15 Millionen haben die „Bullen“ 2019 abgelehnt. In einem Jahr könnte er schon mehr wert sein.

Auch Österreicher drängen nach oben

Wie Adeyemi hat auch Luka Sucic schon viel Luft bei den Salzburger „Bullen“ schnuppern dürfen. Der gebürtige Linzer, der bisher für kroatische Nachwuchsauswahlen gespielt hat, stand wie Adeyemi im Herbst in der UEFA Champions League auf dem Platz. „Er ist für uns ein wichtiger Spieler, hat nach seiner Verletzung vielleicht nicht so viel gespielt, aber er hat die Qualität“, sagte Marsch über den 18-Jährigen.

Sucic ist wie Nicolas Seiwald im Mittelfeld beheimatet. Beide haben sich bei den „Bullen“ via Akademie nach oben gekämpft. Letzterer ist aus Kuchl und hat mit acht Jahren bereits beim Club zu kicken begonnen. „Er spielt jedes Mal gut, ist sehr intelligent und hat eine gute Mentalität“, sagte Marsch über den zentralen Mittelfeldspieler.

Nicolas Seiwald
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Nicolas Seiwald könnte es bei Salzburg zum „Local Hero“ schaffen

Seiwalds Landsmann David Affengruber, ebenfalls ein Absolvent der Red-Bull-Akademie, wird sein Startelfdebüt für die Salzburger tendenziell nicht vergessen, fabrizierte er doch ein Eigentor. Doch wenn ein junger Spieler das verkraften würde, dann Affengruber, so Marsch. „Er hat eine unglaubliche Persönlichkeit und ist für mich ein Anführer, spricht viel auf dem Platz. Er hat Leidenschaft.“ Der erst 17-jährige Stürmer Benjamin Sesko klopfte auch schon oben an.

Riesiger Pool an Spielern

Dass Salzburg trotz der Abgänge im Sommer wieder Titelkandidat Nummer eins sein wird, liegt auch am enormen Spielerpool, den Salzburg zur Verfügung hat. Mit Sekou Koita und Mohamed Camara kommen etwa zwei Spieler zurück, die durch eine Dopingsperre in ihrer bereits vorangeschrittenen Entwicklung gebremst wurden.

Und dann gibt es noch Spieler, die etwas länger brauchen: Oumar Solet muss die für ihn hinterlegte Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro Ablöse ebenso noch rechtfertigen wie Noah Okafor seine elf.

Dessen nicht genug wurde Polens Jungnationalspieler Kamil Piatkowski bereits verpflichtet, um bei einer eventuellen dritten CL-Teilnahme auch defensiv mithalten zu können. Tormann Nico Mantl soll Cican Stankovic fordern. Den riesigen Spielerpool komplett machen die vielen Leihspieler, etwa ÖFB-Stürmerhoffnung Junior Adamu, der sich bei St. Gallen unter Ex-Salzburg-Trainer Peter Zeidler entwickelt.

Neuer Trainer ist selbst ein Talent

Das alles gefällt mit Sicherheit Matthias Jaissle. Der 33-Jährige wird ab Sommer der mit Abstand jüngste Cheftrainer in der Clubgeschichte sein. Wie auf dem Spielfeld bekommen nun auch Coaches die Chance, sich bei den „Bullen“ zu beweisen. Freilich nicht ohne Grund: Jaissle gilt als Ziehkind von Ralf Rangnick, der vor neun Jahren den Salzburger Paradigmenwechsel hin zur Talenteschmiede eingeleitet hatte.

Matthias Jaissle
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Junge Spieler und nun auch ein junger Trainer: Mit Jaissle darf erstmals auch ein Talent an der Seitenlinie werken

Der frühere Hoffenheim-Profi kam früher als erwartet zum Zug. Im Jänner folgte Jaissle beim FC Liefering Bo Svensson, den der deutsche Bundesligist Mainz zurückgeholt hatte. Jaissle war zuvor U18-Trainer. „Zwar ist er noch kein großer Name, aber das ist genau unser Ansatz, jungen Spielern und Trainern eine Chance zu geben“, sagte Sportchef Christoph Freund. Salzburgs neue Generation ist schon am Werk.