Zwar hatte Thiem am Mittwoch in der zweiten Runde mit einem 3:6 7:6 (7/5) 6:0 gegen den Ungarn Marton Fucsovics seinen ersten Sieg in Rom seit 2017 gefeiert, die Niederlage gegen Sonego reiht sich nun aber in eine Reihe verpatzter Auftritte in der italienischen Hauptstadt in den vergangenen Jahren ein. Sowohl 2018 als auch 2019 war er wegen der Umstellungsprobleme von der Höhenlage Madrids stets gleich in seiner Auftaktrunde gescheitert.
Bei seinem Debüt 2015 war der damals 21-Jährige noch ins Achtelfinale gekommen, 2016 unter anderem nach einem Achtelfinal-Sieg gegen den Schweizer Roger Federer ins Viertelfinale und 2017 ins Halbfinale. Damals feierte Thiem im Viertelfinale einen 6:4 6:3-Triumph gegen den spanischen Sandplatzkönig Rafael Nadal, erlitt im Kampf um den Finaleinzug aber ein 1:6 0:6-Debakel gegen den Serben Novak Djokovic, der im Endspiel wiederum dem Deutschen Alexander Zverev unterlag.
„Es war eigentlich die ersten zwei Sätze ein gutes Match“, resümierte Österreichs Sportler des Jahres. „Als die Zuschauer gegangen sind, hat es den ganzen Wind genommen von der Partie. Der dritte Satz war eine Achterbahnfahrt – Break hinten, Break vorne, einen Matchball gehabt, den er richtig gut abgewehrt hat und dann auf das Match serviert. Es war alles in allem ein sehr, sehr durchwachsener Tag. Jetzt ein bisschen erholen und auf die nächsten zwei Turniere fokussieren.“
Thiem kommt zunächst nicht in Schwung
Gegen Sonego, gegen den Thiem im bisher einzigen ATP-Duell im Kitzbühel-Semifinale 2019 mit 6:3 7:6 (8/6) gewonnen hatte, kam der ÖTV-Star zunächst nicht so richtig in Schwung. Dem Italiener gelangen indes etliche Zauberschläge, mit denen er seine Landsleute begeisterte und Thiem in die Defensive drängte. Beim Stand von 2:2 sah sich Österreichs Nummer eins den ersten drei Breakbällen gegenüber, konnte diese aber noch abwehren. Im siebenten Game nutzte der Italiener aber seine nächste Chance und durchbrach im zweiten Anlauf das Service des US-Open-Siegers. Nach 51 Minuten servierte der Weltranglisten-33. nach Abwehr des ersten und einzigen Breakballs Thiems zur 1:0-Satzführung aus.
Im zweiten Durchgang bescherten die beiden Spieler den Zuschauern auf dem bei dem Turnier erstmals zu 25 Prozent gefüllten Center Court dann einen packenden Schlagabtausch. Zunächst erspielte sich Thiem bei 2:1-Führung zwei Breakbälle, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Sonego verpasste es wiederum, beim Stand von 4:4 und 5:5 bei jeweils zwei Chancen das Service des Österreichers zu durchbrechen und damit eine Vorentscheidung herbeizuführen.
Überstunden nach Krimi im zweiten Satz
Hochspannung herrschte bei 6:5-Führung für Thiem und Aufschlag Sonegos. Dreimal sah sich der Italiener in einem zehnminütigen Marathongame mit einer Breakchance und gleichzeitig Satzball des Österreichers konfrontiert, alle drei Chancen auf den Satzausgleich ließ der Weltranglistenvierte aber aus. Somit musste die Entscheidung im Tiebreak fallen, in dem Thiem mit 7/5 doch noch das bessere Ende für sich hatte und einen Entscheidungssatz erzwang.
Die Zuschauer mussten den Center Court dann kurz vor 22.00 Uhr aufgrund der Ausgangsbeschränkung in Italien verlassen, für Thiem und Sonego standen indes nach einer kurzen Verschnaufpause Überstunden an. Den besseren Start erwischte Sonego, der dem Österreicher gleich dessen ersten Aufschlag abnahm und mit 2:0 in Führung ging. Für Thiem offenbar ein Weckruf, denn im Anschluss holte der Österreicher vier Games in Folge und stellte auf 4:2.
Thiem gibt Sieg aus der Hand
Dennoch ließ sich der 27-jährige Niederösterreicher den Vorsprung noch einmal aus der Hand nehmen, denn statt nach 3:05 Stunden locker zum 6:4 auszuservieren, vergab Thiem einen Matchball, kassierte das Break zum 5:5 und musste danach abermals ins Tiebreak gehen. Dort stand der ÖTV-Star bei 3:5 mit dem Rücken zur Wand, zog den Kopf jedoch mit zwei starken Rückhandschlägen noch einmal aus der Schlinge. Sonego ließ aber nicht locker, holte sich die nächsten beiden Punkte und stand nach 3:24 Stunden als Sieger fest.
Bei einem Sieg hätte Thiem die Chance gewahrt, noch diese Woche an Nadal in der Weltrangliste auf Position drei vorzustoßen. Nadal hatte am späten Nachmittag hart zu kämpfen, ehe er den Kanadier Denis Shapovalov nach Abwehr zweier Matchbälle im Tiebreak von Satz drei besiegte. Er trifft nun in einer Neuauflage des Madrid-Viertelfinales auf Zverev. Zudem spielen Djokovic gegen Stefanos Tsitsipas (GRE) und Federico Delbonis (ARG) gegen Reilly Opelka (USA).
ATP-1000-Turnier in Rom
(Italien, 2.563.710 Euro, Sand)