Sturm Graz Spieler Kelvin Kwarteng Yeboah und Otar Kiteishvili jubelnd
GEPA/Christian Walgram
Bundesliga

Formkurve spricht im Finale für Sturm

Die letzte Runde der Saison 2020/21 der tipico-Bundesliga hat trotz der bereits gefallenen Titelentscheidung doch noch Spannung zu bieten. Durch den 4:1-Kantersieg im direkten Duell zog Puntigamer Sturm Graz im Kampf um Platz zwei mit Rapid gleich. Und die Formkurve im Fernduell um den Ehrentitel Vizemeister spricht eindeutig für die Steirer, denn in Hütteldorf schwächelt man ausgerechnet zum falschen Zeitpunkt.

Rapid hat es allerdings trotz der 1:4-Niederlage in der Grazer Merkur Arena nach wie vor in der Hand, als Vizemeister durch die Ziellinie zu gehen. Aktuell haben die Wiener das um fünf Treffer bessere Torverhältnis auf ihrer Seite. Bei einer Niederlage bei gleichzeitigem Punktegewinn von Sturm käme der Vizemeister allerdings aus Graz. Rapid hat zum Abschluss den LASK zu Gast, Sturm tritt beim RZ Pellets WAC in Wolfsberg an.

Da es auch für die beiden hinter Rapid und Sturm liegenden kommenden Gegner noch um etwas geht, ist für Spannung gesorgt. Vor allem bei den Hütteldorfern muss man sich jedoch zuerst einmal aus dem selbst fabrizierten Sumpf ziehen. „Mit solchen Leistungen ist Platz zwei nicht realisierbar. Wir waren nicht an der Leistungsgrenze. Dass wir mental und physisch müde waren, war nicht der Grund. Wir haben ja auch rotiert. Mein Fazit ist, dass wir nicht auf den Platz gebracht haben, was wir können. Das war viel zu wenig“, sagte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer nach dem Auftritt in Graz.

Rapid und Sturm kämpfen um CL-Quali

Am letzten Bundesliga-Spieltag kommt es zwischen Rapid und Strum Graz zum Fernduell um Platz zwei und dem damit verbundenen Startplatz in der Champions-League-Qualifikation. Die Formkurve spricht für die Grazer.

Ausgleich bringt Spiel zum Kippen

Sein Ärger über den Auftritt seiner Mannschaft speziell nach der Pause war groß. Denn zur Halbzeit hatte Rapid nach einem Treffer von Ercan Kara in der 20. Minute noch mit 1:0 geführt. „Nach dem Ausgleichstreffer haben wir alles vermissen lassen. Fußball ist Zweikampf, Arbeit gegen den Ball, da haben wir vieles vermissen lassen, so verliert man zu Recht das Match.“ Mit jenen Zweikämpfen, die man für sich entschieden habe, gewinne man nur einen Luftballon, so der Rapid-Trainer.

Die Grazer hatten schon in Hälfte eins ein Chancenübergewicht, kamen aber erst ab der 60. Minute vor den Augen von ÖFB-Teamchef Franco Foda sowie auch dem verletzten Skiass Nicole Schmidhofer in Torlaune. Otar Kiteishvili (60.), der im Angriff stets brandgefährliche Kelvin Yeboah (72.), Andreas Kuen (79.) und Ivan Ljubic (92.) sorgten noch für einen klaren Sieg – den ersten gegen Rapid seit dem 2:1 im Europacup-Play-off-Hinspiel am 30. Mai 2019 in Wien.

Rapid-Trainer Dietmar Kuehbauer
GEPA/Hans Oberlaender
Kühbauers Mannschaft verlor zu einem ungünstigen Zeitpunkt den Faden

Sturm realisiert „Traumziel“

„Es ist ein wunderschöner Abend, ein großartiges Gefühl“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer, der im Gegensatz zu seinem Wiener Gegenüber von der Vorstellung nach der Pause begeistert war: „Nach dem Ausgleich, das war feinste Klinge.“ Und der frühere Rapidler Kuen ergänzte: „Wir haben gezeigt, was für ein Teamgeist in der Mannschaft steckt. Auch wie wir die Tore gemeinsam bejubeln. Da entsteht was ganz Großes.“

Der Triumph wurde minutenlang auf dem Rasen gefeiert, auch in jenen Bereichen des Stadions, wo solche Aktionen normalerweise gemeinsam mit den aufgrund der Coronavirus-Pandemie neuerlich fehlenden Fans stattfinden. Der Jubel ist verständlich. Nach zwei enttäuschenden Saisonen mit Rang fünf und zuletzt sechs hat man den Sprung aufs „Stockerl“ fixiert. „Die Mannschaft hat mit einem guten Spiel das Traumziel Top Drei realisiert. Wir haben in einem extrem intensiven Jahr wirklich Großes erreicht“, meinte Ilzer.

Damit machten die Grazer nachträglich auch ihrem Präsidenten Christian Jauk ein nachträgliches Geschenk zu dessen 56. Geburtstag am Samstag. „Im Augenblick des Erfolges ist die größte Tugend die Dankbarkeit, ich freue mich für alle Sturm-Fans. Diese Saison hat uns alles abverlangt, aber der Sturmgeist und die Leidenschaft haben uns getragen. Es gibt kein schöneres Geburtstagsgeschenk für mich“, sagte Jauk. Am Samstag haben die „Blackies“ die Möglichkeit, die Saison weiter zu veredeln. Der erste Vizemeistertitel seit 2018 – jenem Jahr, in dem man auch Cupsieger war – ist in realistische Nähe gerückt.

Platz zwei als Anreiz

Dabei gilt es allerdings eine Negativserie zu durchbrechen. „Der WAC ist die einzige Mannschaft, die wir die Saison noch nicht geschlagen haben, das wird unser großes Ziel“, sagte Ilzer und gab die Marschroute vor. Auch Yeboah bezeichnete Rang zwei als „möglich“. „Wir haben keinen Druck, mal schauen, was geht“, sagte der quirlige und trickreiche Stürmer, der nur an seiner Effizienz noch arbeiten muss. Der Zweite darf in der Qualifikation zur Champions League sein Glück versuchen, könnte aber im Kampf um einen Platz in einer europäischen Gruppenphase leer ausgehen.

Deshalb hat auch Rang drei durchaus seinen Reiz, da einem da die Conference-League-Gruppenphase sicher ist, sollte man auf dem Weg in die Europa League scheitern. Absichtlich Dritter werden will deshalb aber niemand. „Wir sind noch immer auf Platz zwei und werden alles daran setzen, dass wir da bleiben“, versprach Kühbauer. Da erstmals wieder 3.000 Zuschauer zugelassen sein werden, ist die Motivation besonders groß. „Wir wollen den Fans ein tolles Spiel bieten“, so der Burgenländer. Kühbauer kämpft dabei mit seinem Team gegen eine ungewohnte Serie an: Erstmals in seiner Ära wurden drei Ligaspiele in Folge verloren.