ÖFB-Mannschaft
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Fußball-EM

Foda sucht die „gierigste“ Mischung

Teamchef Franco Foda hat am Mittwoch den Kreis jener Spieler, die Österreich bei der am 11. Juni beginnenden Europameisterschaft vertreten könnten, auf 30 Akteure eingeengt. Neben erwarteten Stammspielern wie David Alaba nominierte der Deutsche aber vorläufig auch Überraschungen wie Philipp Mwene. Wer auch immer der endgültigen 26-Mann-Mischung angehören wird, sie muss vor allem eines sein: an Spieltagen gierig auf den Sieg.

Bis spätestens 1. Juni muss die endgültige Kaderliste an den Europäischen Fußballverband (UEFA) gesandt werden. Foda will aber bereits vor Beginn des Trainingslagers in Bad Tatzmannsdorf am 27. Mai den letzten Cut vollziehen und vier Spieler wieder aus dem Aufgebot streichen. „Wir wollen ruhig und fokussiert trainieren. Da ist es mir wichtig, dass alle, die da sind, hundertprozentig wissen, dass sie bei der EM dabei sind“, sagte der 55-Jährige.

Daher muss Foda schon bis zum Beginn der nächsten Woche Bescheid wissen, ob Marko Arnautovic, Julian Baumgartlinger und Christoph Baumgartner rechtzeitig einsatzbereit werden. Diesbezüglich zeigte sich der Teamchef optimistisch. „Alle drei befinden sich auf dem Weg der Besserung. Ich gehe davon aus, dass alle Spieler topfit sein werden.“ Foda betonte bereits bei der Kaderpräsentation, dass er nur zu 100 Prozent fitte Spieler zu den EM-Spielen mitnehmen wolle. Ausnahmen sind aber möglich, etwa beim etatmäßigen Kapitän Baumgartlinger. Der sei für das Mannschaftsgefüge enorm wichtig, so Foda – auch mit weniger als 100 Prozent Fitness.

ÖFB-Teamchef Foda gibt EM-Kader bekannt

Teamchef Franco Foda hat am Mittwoch seinen 30 Mann umfassenden vorläufigen Kader für die Vorbereitung auf die EM nominiert. Das finale Aufgebot von 26 Spielern muss am 1. Juni genannt werden.

WM-Quali als warnendes Beispiel

Wer auch immer im Südburgenland dabei sein wird, kann sich darauf einstellen, dass auch noch einmal der verkorkste WM-Quali-Start vom März Thema sein wird. Von den ersten beiden Spielen blieb neben dem aus der Hand gegebenen Sieg in Schottland vor allem die 0:4-Abfuhr daheim gegen Dänemark in Erinnerung. „Wir müssen wieder schneller nach vorne spielen, dynamischer und zielstrebiger Richtung gegnerisches Tor kommen. Das Umschalten und Pressingverhalten war nicht so gut wie in den Lehrgängen zuvor, da gibt es einiges aufzuarbeiten“, kündigte Foda an.

Gelegenheit für Verbesserungen gibt es in den Testspielen am 2. Juni in Middlesbrough gegen England und am 6. Juni in Wien gegen die Slowakei. „Das alles Entscheidende ist aber, dass wir gegen Nordmazedonien unsere optimale Leistung abrufen. Da müssen wir hungrig, gierig sein“, forderte der Teamchef. Gegen Goran Pandev und Co. steigt die ÖFB-Auswahl am 13. Juni in Bukarest in die EM ein. In den weiteren Gruppenpartien geht es am 17. Juni in Amsterdam gegen die Niederlande und am 21. Juni in Bukarest gegen die Ukraine.

Foda setzt im EM-Kader auf verletzte Spieler

ÖFB-Teamchef Franco Foda hofft weiterhin, dass die derzeit angeschlagenen Leistungsträger Baumgartlinger, Baumgartner und Arnautovic für die EM rechtzeitig fit werden. Foda hat das Trio auf jeden Fall in den vorläufigen 30-Mann-Kader einberufen.

Deutscher Anstrich und Bundesliga-Trio

Der Teamchef hat jedenfalls eine bunte Mischung, aus der er seine 26 richtigen Spieler wählen kann. Neun Akteure standen bereits bei der EM vor fünf Jahren in Frankreich im Kader. Neben Aushängeschildern wie Alaba und Arnautovic waren das Ersatztorhüter Heinz Lindner, die Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger, die defensiven Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker sowie die Offensivakteure Marcel Sabitzer und Alessandro Schöpf. Letzterer sorgte beim verpatzten Turnier gegen Island (1:2) für Österreichs einzigen Treffer.

Torschuss von Alessandro Schöpf bei der EM2016 gegen Island
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Schöpf war mit seinem Tor gegen Island einer der wenigen ÖFB-Lichtblicke bei der EM 2016

Der Kader wird fast ausschließlich aus Legionären gebildet. Die deutsche Bundesliga stellt dabei mit derzeit 22 Akteuren das weitaus größte Aufgebot im vorläufigen ÖFB-Kader. Mit Lindner (FC Basel) und Louis Schaub (FC Luzern) verdienen zwei Akteure ihr Geld in der Schweiz. Dazu sind ÖFB-Kaderspieler nur noch in drei weiteren Ländern tätig – Torhüter Daniel Bachmann, der mit Watford in die Premier League aufgestiegen ist, in England sowie Arnautovic (Shanghai Port FC) in China und Adrian Grbic (FC Lorient) in Frankreich.

Lediglich drei Akteure aus der österreichischen Bundesliga schafften es in den vorerst 30-köpfigen Großkader. Neben LASK-Torhüter Alexander Schlager und Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer überraschte Teamchef Franco Foda mit der vorläufigen Nominierung von LASK-Flügelspieler Husein Balic. Für dessen Clubkollegen Gernot Trauner, Reinhold Ranftl und Thomas Goiginger war ebenso kein Platz im Kader wie für die Rapidler Yusuf Demir und Ercan Kara – oder Salzburgs Maximilian Wöber.

Nur zwei potenzielle Debütanten

Nur zwei Akteure im Aufgebot haben noch kein Länderspiel bestritten. Zum einen Watford-Goalie Bachmann, der zum Auftakt der WM-Qualifikation im März zuletzt im Kader gestanden, aber nicht zum Einsatz gekommen ist und vor der 0:4-Pleite gegen Dänemark bereits nach England gereist ist, und eben Mwene. Der Mainz-Legionär steht laut Foda als Belohnung für ein starkes Frühjahr erstmals im Kader des A-Nationalteams. Ob er dort aber auch nach der für kommende Woche angekündigten Reduktion auf 26 Mann verbleibt, ist zumindest fraglich.

Apropos Torhüter: Bei den Torhütern setzt der Teamchef neben Bachmann wie zuletzt zum Auftakt der WM-Qualifikation im März auf Alexander Schlager, Pavao Pervan und Heinz Lindner. Wer bei der Endrunde als Stammgoalie fungieren wird, ist nach wie vor offen. „Bei den Torleuten haben wir noch Zeit. Wir werden kurz vor der EM die Nummer eins bekanntgeben.“ Sturm-Keeper Jörg Siebenhandl und Salzburgs Cican Stankovic – der schon zuletzt Unmut an Fodas Nominierungspolitik durchblicken ließ – sind keine Kandidaten, beide stehen nur auf der Abrufliste.

ÖFB-TorhüterDaniel Bachmann
GEPA/Michael Zemanek
Bachmann ist einer von vier Torhütern, die auf die Rolle als Nummer eins bei der Endrunde hoffen

Der älteste Spieler im Aufgebot ist übrigens Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer, der im Oktober 36 Jahre alt wird. Jungspund ist der derzeit noch an einer Sprunggelenksverletzung laborierende Hoffenheim-Offensivmann Christoph Baumgartner mit 21 Jahren. Geburtstag haben während des Turniers David Alaba, Sasa Kalajdzic und Bachmann. Alaba wird am 24. Juni, drei Tage nach dem letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine, 29 Jahre alt. Kalajdzic wird am 7. Juli 24, Bachmann am 9. Juli 27.

Vorläufiger ÖFB-Kader für die EM:

Tor: Daniel Bachmann (Watford/ENG), Heinz Lindner (FC Basel/SUI), Pavao Pervan (Wolfsburg/GER), Alexander Schlager (LASK)

Verteidigung: David Alaba (Bayern München/GER), Aleksandar Dragovic (Leverkusen/GER), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Martin Hinteregger (Frankfurt/GER), Stefan Lainer (Mönchengladbach/GER), Philipp Lienhart(Freiburg/GER), Phillipp Mwene (Mainz /GER), Stefan Posch (Hoffenheim/GER), Christopher Trimmel (Union Berlin/GER), Andreas Ulmer (Salzburg)

Mittelfeld: Husein Balic (LASK), Julian Baumgartlinger (Leverkusen/GER), Christoph Baumgartner (Hoffenheim/GER), Florian Grillitsch (Hoffenheim/GER), Stefan Ilsanker (Frankfurt/GER), Konrad Laimer (Leipzig/GER), Valentino Lazaro (Mönchengladbach/GER), Marcel Sabitzer (Leipzig/GER), Louis Schaub (Luzern/SUI), Xaver Schlager (Wolfsburg/GER), Alessandro Schöpf (Schalke/GER)

Sturm: Marko Arnautovic (Schanghai/CHN), Adrian Grbic (Lorient/FRA), Michael Gregoritsch (Augsburg/GER), Sasa Kalajdzic (Stuttgart/GER), Karim Onisiwo (Mainz 05/GER)

Auf Abruf: Jörg Siebenhandl (Sturm Graz), Cican Stankovic (Salzburg), Richard Strebinger (Rapid); Gernot Trauner (LASK), Maximilian Ullmann (Rapid), Maximilian Wöber (Salzburg); Yusuf Demir (Rapid), Thomas Goiginger (LASK), Raphael Holzhauser (Beerschot/BEL), Jakob Jantscher (Sturm Graz), Florian Kainz (Köln/GER), Reinhold Ranftl (LASK), Stefan Schwab (PAOK Saloniki/GRE); Ercan Kara (Rapid)