BIld zeigt die finnische Eishockey Nationalmannschaft beim Training in Riga.
AP/Sergei Grits
Eishockey-WM

Ringen um Gold in einzigartigem Rahmen

Nach zwei Jahren coronavirusbedingter Pause spielen sich ab Freitag in Riga die aktuell 16 Topnationen im Eishockey so spät wie noch nie im Jahr den Weltmeister aus. Das Turnier in der lettischen Hauptstadt ist in vielerlei Hinsicht in der Geschichte einzigartig. Denn nicht nur, dass im Vorfeld Weißrussland vom internationalen Verband IIHF nach internationalem Druck als Mitveranstalter wieder entfernt wurde, wird die WM inmitten der noch immer andauernden Pandemie auch für alle Beteiligten zu einer riesigen Herausforderung.

Die Auswirkungen der Pandemie haben das Turnier schon vor dem ersten Bully getroffen und sind bis zum Finale am 6. Juni schwer abzuschätzen. Italien meldete vor dem Turnier 15 positive Coronavirus-Fälle. Trainer Greg Ireland, im Hauptberuf Coach des aktuellen Vizemeisters der ICE Hockey League HCB Südtirol, hat daher zu Beginn zahlreiche Schlüsselspieler nicht zur Verfügung. Auch Salzburg-Trainer Matt McIlvane, Teamchefassistent beim deutschen Team, hatte einen positiven Test abgegeben, ist aber mittlerweile nachgereist.

Eine zweite WM-Absage nach jener vor einem Jahr, als sie in der Schweiz vorgesehen war, hätte sich der Weltverband aber nicht leisten können. Die WM der Divsion IA mit Österreich war bereits im November abgesagt worden, weshalb es in Riga keine Absteiger gibt. Ursprünglich hätte die WM auch in Minsk stattfinden sollen, doch der Weltverband entzog Weißrussland Mitte Jänner aufgrund der politischen Lage das Turnier. Angesichts des Widerstands gegen den weißrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko waren die internationalen Proteste und der Druck von Sponsoren zu groß.

Finland Spieler jubeln nach dem Sieg bei der WM 2019.
APA/AFP/Vladimir Simicek
Seit zwei Jahren ist Finnland der regierende Weltmeister im Eishockey

Gespielt wird in zwei Hallen, die nur 150 Meter auseinander liegen, sämtliche Teams sind im gleichen Hotel untergebracht. Es herrschen also perfekte Bedingungen für die notwendige „Bubble“. Kontakte außerhalb der Blase sind für die Spieler und die Betreuer strikt verboten, die Mannschaften dürfen sich nur in der Unterkunft und in den Stadien aufhalten, der Weg dazwischen ist zwingend mit dem Bus zurückzulegen. Auch Kontakte mit Journalisten sind untersagt, einzig kurze Flash-Interviews für zahlende Rechtehalter (Fernsehen und Radio) sind möglich.

Großer Kreis an Titelkandidaten

Klare Favoriten sind unter diesen besonderen Umständen schwieriger auszumachen als sonst. Es sind weniger Spieler aus der National Hockey League (NHL) dabei als üblich, und die absoluten Topstars fehlen allesamt. Zudem dürfte es aufgrund der Coronavirus-Regeln mit Selbst- und Teamisolation kaum Nachnominierungen aus der besten Liga der Welt geben. Das trifft besonders die beiden nordamerikanischen Teams, die mit jungen, relativ unerfahrenen Mannschaften angereist sind.

Ob Kanada, das zuletzt 2016 bei der WM in Russland den Thron des Weltmeisters erklimmen konnte, und die USA die Siegesserie der Skandinavier, die durch Schweden 2017 und 2018 und Finnland 2019 dreimal Gold geholt haben, beenden können, ist unter diesen Umständen fraglich. Russland und Tschechien, die das Turnier am Freitag (15.15 Uhr live ORF Sport+) gleich mit dem direkten Duell beginnen, gelten ebenfalls als heiße Tipps auf die Medaillen.

Als Titelverteidiger tritt Finnland an, das 2019 in Bratislava überraschend triumphiert hatte. Die Finnen waren damals mit der vermeintlich schwächsten Mannschaft seit Langem angetreten und hatten nur zwei NHL-Spieler im Kader. Apropos zwei: Auch Österreichs Beitrag in Riga besteht nach dem Abstieg der Nationalmannschaft vor zwei Jahren – die in der ICE-Liga tätigen Legionäre ausgenommen – nur aus einem Duo. Schiedsrichter Christoph Sternat (Head Referee) und Elias Seewald (Linesman) sind als Unparteiische mit von der Partie.