Der steirische Landesverbandschef Karl Schmidhofer.
APA/Roland Schlager
ÖSV

Staffelübergabe soll reibungslos verlaufen

Keine 48 Stunden nach der turbulenten Entscheidung für Karl Schmidhofer als Nachfolger von Peter Schröcksnadel als Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) haben sich die beiden Unternehmer und mächtigen Sportfunktionäre in Wien gemeinsam der Öffentlichkeit präsentiert. Bei einer Pressekonferenz demonstrierten sie Einigkeit.

„Es geht darum, dass Österreich Nummer eins bleibt“, sagte Schmidhofer. Der Chef des steirischen Landesskiverbandes war in der Nacht auf Mittwoch beim Treffen des ÖSV-Wahlausschusses in Salzburg nach langen und ergebnislosen Diskussionen über die beiden vorgeschlagenen Kandidaten Michael Walchhofer und Renate Götschl letztlich als überraschende Kompromisslösung präsentiert worden.

Der Nationalratsabgeordnete (ÖVP) akzeptierte den Vorschlag nach einem Telefonat mit seiner Frau wie notwendig noch vor Mitternacht. Die Wahl und damit die offizielle Übergabe des Amtes erfolgt am 19. Juni bei der ÖSV-Länderkonferenz in Villach.

Geordnete Übergabe an neuen ÖSV-Präsidenten

Peter Schröcksnadel wird das Amt des ÖSV-Präsidenten an den Nationalratsabgeordneten und Onkel von Nicole Schmidhofer, Karl Schmidhofer, übergeben. Schröcksnadel soll in Zukunft keinerlei Einfluss im ÖSV haben.

„Man hat gesehen, dass es einen Kompromiss braucht“

„Ab jetzt soll es in die Zukunft gehen im erfolgreichsten Skiverband der Welt“, sagte Schmidhofer und sprach damit die turbulenten und nicht immer konstruktiven Wochen rund um die teils hitzig erfolgte Nachfolgediskussion an. „Man hat gesehen, dass es einen Kompromiss braucht“, so der 59-jährige Murtaler.

Langzeitpräsident Schröcksnadel, der nach 31 Jahren im Amt nicht mehr antritt, gab sich über die Einigung und das Ende der Streitereien erfreut und bezeichnete Schmidhofer als gute Wahl, mit der er zufrieden sei. „Ende gut, alles gut“, sagte der 79-jährige Tiroler. Er freue sich über Schmidhofer als Lösung. „Wir kennen uns ewig lange, mit dieser Entscheidung kann ich gut leben“, so Schröcksnadel.

Dass Schmidhofer sein politisches Amt mit der Übernahme des ÖSV zurücklege und auf eine Gage verzichte, sei äußerst ehrenhaft. „Ich wollte ja immer verhindern, dass der ÖSV politisch wird. Jetzt kann man die Fortsetzung der Ehrenamtlichkeit feiern. Außerdem freut mich, dass es keine Verlierer gibt“, verwies Schröcksnadel darauf, dass Walchhofer ÖSV-Vizepräsident bleibe und Götschl Nachfolgerin von Schmidhofer als Präsidentin in der Steiermark werde. „So können sie ihre Ideen umsetzten, wie sie sie präsentiert haben.“

Schröcksnadel steht als Ratgeber zur Verfügung

Er selbst werde immer als Ratgeber zur Verfügung stehen, sich aber auch nicht aufdrängen, betonte der seit 1990 amtierende Schröcksnadel, der im Juni für ein weiteres Jahr im FIS-Council kandidiert und so mit dem Schneesport in Verbindung bleiben würde. Er werde sich in Zukunft aber vor allem seinem erfolgsversprechenden und 100 Millionen Euro schweren Krebsprojekt widmen, betonte Schröcksnadel. Schmidhofer sind alle Tipps recht, „die helfen, den ÖSV voranzubringen“. Einflüsterer brauche er aber nicht, betonte der erfolgreiche Geschäftsmann und Troubleshooter.

Der steirische Landesverbandschef Karl Schmidhofer und ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel.
GEPA/Walter Luger
Schmidhofer (l.) und Schröcksnadel (r.) demonstrierten bei der Pressekonferenz in Wien Einigkeit

Schmidhofer gibt mit seiner Entscheidung ein gut dotiertes Mandat ab und will auch an den Verbandssitz nach Innsbruck übersiedeln. Er habe in seinem Geschäftsleben schon vieles erlebt, sagte der Seilbahner und Touristiker. Die Geschehnisse in der Salzburger Nacht hätten ihn aber doch mitgenommen. Nun gelte sein ganzes Streben ausschließlich der Zukunft. „Der ÖSV steht weltweit an der Spitze, hat 300 hervorragende Mitarbeiter und fast 400 Sportlerinnen. Da braucht es einen Präsidenten, der da ist und Themen umsetzen kann.“

Nachwuchssport für Schmidhofer ein Thema

Oberstes sportliches Ziel sei, die Nummer eins zu bleiben. „Aber wir wollen auch den Kinder- , Jugend- und Schulsport in die Gänge bekommen.“ Er werde sich unmittelbar nach der Wahl mit den Mitarbeitern und Sportlerinnen treffen, betonte Schmidhofer. Schröcksnadel lud seinen designierten Nachfolger darauf spontan ein, das doch schon vor der Wahl zu tun.

Nicht abgehen werde ihm das Drumherum, sagte Schröcksnadel. Vielmehr aber die Athletinnen sowie vor allem seine engste Mitarbeiterin (Katharina Trojan, Anm.), mit der er 35 Jahre lang kein böses Wort gewechselt habe. Warum die Entscheidungsfindung so strittig verlaufen sei, erklärte Schröcksnadel so: „Da war schon vorher viel verbrannte Erde, dann geht’s eben irgendwann nicht mehr.“ Götschl hätte grundsätzlich die Mehrheit gehabt, habe aber auch immer gesagt, dass sie keine Spaltung wolle.

„Der ÖSV steht gut da“

Schröcksnadel betonte erneut, dass er schon länger per 19. Juni notariell seine Ämter auch in den Wirtschaftsabteilungen des ÖSV zurückgelegt habe. Leichen im Keller gebe es keine. „Der ÖSV steht gut da.“ Man habe trotz Coronavirus-Krise sogar ein Plus von zwei Millionen Euro gemacht. Jeder Landesverband soll deshalb zum Abschied einen Bus bekommen. Außerdem sei vorstellbar, 500.000 Euro extra auszuschütten. Schmidhofer ist auch wichtig, künftig zumindest drei Frauen im Präsidium zu haben.

Die Frage, wer künftig die Geschäftsführung der Holding bzw. der ÖSV-Tochterfirmen bekleiden werde, wurde im Detail nicht beantwortet. Eine Holding gebe es seit 15 Jahren, erklärte Schröcksnadel. Schmidhofer sagte, dass er sich wie bisher in allen seinen Firmen einen Aufsichtsrat wünsche. Jetzt ins Detail zu gehen sei aber nicht angesagt, er sei ja erst seit 48 Stunden Präsidentschaftskandidat. „Aber, ja, ich bin es als Geschäftsführer gewohnt, ein Gremium zu haben, das kontrollierend wirken kann.“ Ihm sei nun bewusst: „Die Tür zur Politik geht zu, die zum ÖSV geht auf.“