Nach der erzwungenen Landung eines Linienflugzeuges in Minsk will der litauische Fußballverband nicht bei zwei bereits vereinbarten Freundschaftsspielen in Weißrussland antreten. „Aus heutiger Sicht werden sowohl die Männer-Nationalmannschaft als auch das Junioren-Team definitiv nicht an diesen Spielen teilnehmen“, sagte Verbandschef Edgaras Stankevicius der Agentur BNS zufolge am Montag in Vilnius.
Vor dem politischen Hintergrund seien die beiden Spiele „einfach zu riskant für die Gesundheit und Sicherheit der Spieler und ihrer Familienangehörigen“. Litauens Nationalelf sollte am 16. November in Minsk antreten, die Partie der U21-Mannschaft des baltischen EU-Landes in Weißrussland war für den 8. Juni angesetzt. „Der Plan ist nicht, zu diesen beiden Spielen zu reisen und sie auszutragen, sondern nach anderen Gegnern zu suchen“, sagte Stankevicius. Eine Genehmigung dafür durch die UEFA stehe noch aus.
Auch Teamchef Valdas Urbonas unterstützte den Schritt. „Es ist besser, keine sportlichen Beziehungen zu einem Land aufrechtzuerhalten, in dem solche Dinge stattfinden“, sagte er einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge.
Verband reagiert
Mit der Absage der Spiele in Weißrussland reagiert der Verband auch auf eine entsprechende Forderung der Vereinigung der litauischen Profifußballer. „Die gestrigen Ereignisse haben gezeigt, dass das Land nicht nur für belarussische Bürger unvorhersehbar und unsicher ist, sondern auch für unsere Staatsangehörigen“, hieß es in einer Mitteilung der Vereinigung auf Facebook.
Die Behörden in Litauens autoritär regiertem Nachbarland Weißrussland hatten am Sonntag ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius (Litauen) umgeleitet und in der Hauptstadt Minsk zur Landung gezwungen. An Bord der Passagiermaschine der Fluggesellschaft Ryanair war unter den mehr als 100 Passagieren auch der vom weißrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch. Er wurde nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna am Sonntag auf dem Airport in Minsk festgenommen – mehr dazu in news.ORF.at.