Beim Sieg des Niederländers für Red Bull in Monaco legte Mercedes laut Teamchef Toto Wolff „katastrophales Versagen“ an den Tag. Durch den siebenten Platz beim Großen Preis von Monaco musste Siebenfach-Weltmeister Hamilton die Führung in der Fahrerwertung an Verstappen abgeben und hat nun vier Punkte Rückstand. In der Konstrukteurswertung liegt Red Bull einen Zähler vor dem Werksrennstall. „Jetzt ist das Spiel wieder umgedreht“, sagte Wolff und lächelte mild.
Verstappen profitierte als Qualizweiter vom technischen Gebrechen am Ferrari von Lokalmatador Charles Leclerc, der Poleposition-Mann konnte wegen einer gebrochenen Antriebswelle schließlich gar nicht starten.
Das Rennen in 150 Sekunden
Hamilton im Mittelfeld gefangen
Von Hamilton hatte Verstappen nichts zu befürchten, der Engländer war als Qualifying-Siebenter im Mittelfeld gefangen. Und dessen Teamkollege Valtteri Bottas musste seine Chancen nach einem fast irrwitzigen Malheur begraben: Als er in der 31. Runde in die Boxengasse fuhr, brachte die Mercedes-Crew das rechte Vorderrad offenbar wegen einer überstrapazierten Radmutter einfach nicht runter. Bottas musste aussteigen. „Man kann niemandem die Schuld dafür geben, wir müssen einfach als Team besser werden“, konstatierte der Finne.
Rad steckt noch immer fest
Auch am Montag steckte das Rad noch immer fest. Durch einen nicht optimalen Winkel war die Mutter praktisch abgefräst, der Schlagschrauber konnte nicht mehr greifen. Laut einem Mercedes-Sprecher soll das Auto am Dienstag in der Fabrik in England ankommen. „Wir müssen das Design anschauen und wir müssen das Material der Radmutter anschauen“, erklärte Wolff. Der Mechaniker „ist einer der fittesten und einer der schnellsten“, wollte er nicht von einem menschlichen Fehler sprechen.
Hamilton beendete die Fahrt auf dem verwinkelten Straßenkurs nach einem gescheiterten Undercut auf dem siebenten Platz, von dem er gestartet war. So schlecht hatte er zuletzt im vergangenen Jahr im September in Monza abgeschnitten. Der Titelverteidiger sicherte sich jedoch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde. Nach Wutanfällen im Auto zeigte sich der 36-Jährige mit etwas Abstand besonnener. „Es wird nicht mit dem Finger gezeigt, wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam“, sagte Hamilton. „Diese Lektionen sind schmerzhaft, aber wir haben das schon öfter durchgemacht.“
Schon am Abend vor dem Rennen hatte er mit klaren Worten bemängelt, dass der Wagen in die falsche Richtung abgestimmt worden sei. „Mit Blick auf die Performance war dies alles in allem ein schwaches Wochenende, aber dieses Team hat schon oft bewiesen, dass wir daraus gestärkt hervorgehen können.“ 18 Rennen stehen in der Rekordsaison noch an, „uns erwartet also noch ein langer Weg im WM-Kampf“, so der 36-Jährige, der trotz des verpatzten Wochenendes die Ruhe behält.
Leclerc prolongiert Monaco-Pleitenserie
Frust abbauen muss auch Ferrari-Pilot Charle Leclerc: Poleposition, aber Last-Minute-Unfall in der K.-o.-Ausscheidung. Sorgen um das Getriebe, zunächst Entwarnung von Ferrari und dann das jämmerliche Aus auf einer Installationsrunde vor dem Start – wegen eines Getriebedefekts. „Nein, nein, nein“, wimmerte Leclerc im Auto. Monaco und der Monegasse – eine verfluchte Beziehung wurde damit prolongiert: Der 23-Jährige kam in der Formel 1 oder der Formel 2 im Fürstentum noch nie ins Ziel.
Grund zum Feiern gab es dafür bei Red Bull. Von einem phänomenalen Tag sprach Teamchef Christian Horner. Verstappen sei „fehlerfrei vom Start bis ins Ziel“ gefahren, so Horner. Der Niederländer, der vor Ferraris Carlos Sainz und Lando Norris im McLaren gewann, realisierte den fünften Monaco-Sieg für den Austro-Rennstall. Für ihn persönlich war es der 12. Grand-Prix-Erfolg. Damit er am Ende seinen ersten WM-Titel feiern kann, müssen in den nächsten Monaten noch einige dazukommen.
Verstappen gibt sich zurückhaltend
„Es ist so etwas Besonderes, hier zu gewinnen“, sagte Verstappen. Vier Punkte liegt er jetzt vor Hamilton. „Wenn es auch am Ende so wäre, wäre es großartig“, sagte der 23-Jährige. Zum ersten Mal führt Verstappen das Klassement an. Zum ersten Mal in der Hybridära seit 2014 liegt auch sein Team vorn – wenn auch nur mit einem Punkt vor Mercedes.
Auf weitere verbale Spitzen im WM-Kampf nach zuvor diversen Attacken verzichtete Verstappen. „Taten sagen immer mehr als Worte. Ich denke, das ist eine gute Lektion nach diesem Wochenende“, sagte er.