Mercedes Formel 1 Pilot Lewis Hamilton.
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Formel 1

Fiasko von Monaco beschäftigt Mercedes

Mercedes ist der große Verlierer am Sonntag beim Grand Prix von Monaco in Monte Carlo gewesen. Ein Rennen, das Sieger Max Verstappen und Red Bull zu neuen WM-Spitzenreitern machte und dafür Lewis Hamilton, Valtteri Bottas und Mercedes schwer geschlagen zurückließ und Lokalmatador Charles Leclerc noch vor dem Start zur Verzweiflung brachte.

Beim Sieg des Niederländers für Red Bull in Monaco legte Mercedes laut Teamchef Toto Wolff „katastrophales Versagen“ an den Tag. Durch den siebenten Platz beim Großen Preis von Monaco musste Siebenfach-Weltmeister Hamilton die Führung in der Fahrerwertung an Verstappen abgeben und hat nun vier Punkte Rückstand. In der Konstrukteurswertung liegt Red Bull einen Zähler vor dem Werksrennstall. „Jetzt ist das Spiel wieder umgedreht“, sagte Wolff und lächelte mild.

Verstappen profitierte als Qualizweiter vom technischen Gebrechen am Ferrari von Lokalmatador Charles Leclerc, der Poleposition-Mann konnte wegen einer gebrochenen Antriebswelle schließlich gar nicht starten.

Das Rennen in 150 Sekunden

Hamilton im Mittelfeld gefangen

Von Hamilton hatte Verstappen nichts zu befürchten, der Engländer war als Qualifying-Siebenter im Mittelfeld gefangen. Und dessen Teamkollege Valtteri Bottas musste seine Chancen nach einem fast irrwitzigen Malheur begraben: Als er in der 31. Runde in die Boxengasse fuhr, brachte die Mercedes-Crew das rechte Vorderrad offenbar wegen einer überstrapazierten Radmutter einfach nicht runter. Bottas musste aussteigen. „Man kann niemandem die Schuld dafür geben, wir müssen einfach als Team besser werden“, konstatierte der Finne.

Mercedes Teamchef Toto Wolff.
APA/AFP/Giuseppe Cacace
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte mit der Performance in Monaco keine Freude

Rad steckt noch immer fest

Auch am Montag steckte das Rad noch immer fest. Durch einen nicht optimalen Winkel war die Mutter praktisch abgefräst, der Schlagschrauber konnte nicht mehr greifen. Laut einem Mercedes-Sprecher soll das Auto am Dienstag in der Fabrik in England ankommen. „Wir müssen das Design anschauen und wir müssen das Material der Radmutter anschauen“, erklärte Wolff. Der Mechaniker „ist einer der fittesten und einer der schnellsten“, wollte er nicht von einem menschlichen Fehler sprechen.

Hamilton beendete die Fahrt auf dem verwinkelten Straßenkurs nach einem gescheiterten Undercut auf dem siebenten Platz, von dem er gestartet war. So schlecht hatte er zuletzt im vergangenen Jahr im September in Monza abgeschnitten. Der Titelverteidiger sicherte sich jedoch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde. Nach Wutanfällen im Auto zeigte sich der 36-Jährige mit etwas Abstand besonnener. „Es wird nicht mit dem Finger gezeigt, wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam“, sagte Hamilton. „Diese Lektionen sind schmerzhaft, aber wir haben das schon öfter durchgemacht.“

Schon am Abend vor dem Rennen hatte er mit klaren Worten bemängelt, dass der Wagen in die falsche Richtung abgestimmt worden sei. „Mit Blick auf die Performance war dies alles in allem ein schwaches Wochenende, aber dieses Team hat schon oft bewiesen, dass wir daraus gestärkt hervorgehen können.“ 18 Rennen stehen in der Rekordsaison noch an, „uns erwartet also noch ein langer Weg im WM-Kampf“, so der 36-Jährige, der trotz des verpatzten Wochenendes die Ruhe behält.

Leclerc prolongiert Monaco-Pleitenserie

Frust abbauen muss auch Ferrari-Pilot Charle Leclerc: Poleposition, aber Last-Minute-Unfall in der K.-o.-Ausscheidung. Sorgen um das Getriebe, zunächst Entwarnung von Ferrari und dann das jämmerliche Aus auf einer Installationsrunde vor dem Start – wegen eines Getriebedefekts. „Nein, nein, nein“, wimmerte Leclerc im Auto. Monaco und der Monegasse – eine verfluchte Beziehung wurde damit prolongiert: Der 23-Jährige kam in der Formel 1 oder der Formel 2 im Fürstentum noch nie ins Ziel.

Enttäuschter Charles Leclerc nach dem ausscheiden aus dem Grand Prix von Monaco.
AP/Sebastien Nogier
In Monaco will es für den Monegassen Charles Leclerc einfach nicht klappen

Grund zum Feiern gab es dafür bei Red Bull. Von einem phänomenalen Tag sprach Teamchef Christian Horner. Verstappen sei „fehlerfrei vom Start bis ins Ziel“ gefahren, so Horner. Der Niederländer, der vor Ferraris Carlos Sainz und Lando Norris im McLaren gewann, realisierte den fünften Monaco-Sieg für den Austro-Rennstall. Für ihn persönlich war es der 12. Grand-Prix-Erfolg. Damit er am Ende seinen ersten WM-Titel feiern kann, müssen in den nächsten Monaten noch einige dazukommen.

Verstappen gibt sich zurückhaltend

„Es ist so etwas Besonderes, hier zu gewinnen“, sagte Verstappen. Vier Punkte liegt er jetzt vor Hamilton. „Wenn es auch am Ende so wäre, wäre es großartig“, sagte der 23-Jährige. Zum ersten Mal führt Verstappen das Klassement an. Zum ersten Mal in der Hybridära seit 2014 liegt auch sein Team vorn – wenn auch nur mit einem Punkt vor Mercedes.

Auf weitere verbale Spitzen im WM-Kampf nach zuvor diversen Attacken verzichtete Verstappen. „Taten sagen immer mehr als Worte. Ich denke, das ist eine gute Lektion nach diesem Wochenende“, sagte er.

GP von Monaco in Monte Carlo

Endstand (78 Runden zu je 3,337 km = 260,286 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:38:56,820
2. Carlos Sainz ESP Ferrari + 8,968
3. Lando Norris GBR McLaren 19,427
4. Sergio Perez MEX Red Bull 20,490
5. Sebastian Vettel GER Aston Martin 52,591
6. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 53,896
7. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:08,231
8. Lance Stroll CAN Aston Martin 1 Runde
9. Esteban Ocon FRA Alpine 1 Runde
10. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
11. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
12. Daniel Ricciardo AUS McLaren 1 Runde
13. Fernando Alonso ESP Alpine 1 Runde
14. George Russell GBR Williams 1 Runde
15. Nicolas Latifi CAN Williams 1 Runde
16. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 1 Runde
17. Nikita Mazepin RUS Haas 3 Runden
18. Mick Schumacher GER Haas 3 Runden

Out: Valtteri Bottas (FIN/Mercedes)

Nicht am Start: Charles Leclerc (MON/Ferrari)

Schnellste Runde: Hamilton 1:12,209 (71.)