Robert Lewandowski (Bayern)
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Fußball

Bayern als Ausnahme in Europas Topligen

Die Meisterschaften in Europas Topligen sind geschlagen und sie haben Veränderungen gebracht. Die Serienmeister Juventus Turin in Italien und Paris Saint-Germain in Frankreich wurden abgelöst, auch England und Spanien haben neue Champions. Nur die Bayern blieben in den fünf besten Ligen die Konstante, auch dank Robert Lewandowski.

Mit seinem Treffer in der 90. Minute beim 5:2-Sieg gegen Augsburg krönte der polnische Superstar seine persönlich herausragende Saison. Mit dem 41. Bundesliga-Saisontor übertraf der 32-Jährige den scheinbar ewigen Ligarekord Gerd Müllers. Die harte Arbeit machte sich bezahlt.

„Für so einen Rekord muss man kämpfen, geduldig bleiben bis zum Ende“, sagte Lewandowski, der bei 277 Ligatreffern hält und den nächsten Müller-Rekord (335 Tore) noch nicht im Kopf habe. Eine Verletzung kostete ihn sechs Einsätze und wohl noch mehr Tore, für den „Goldenen Schuh“ als bester Torjäger Europas reichte es klar.

Vielmehr dachte der Weltfußballer aber in diesen Tagen auch an die Anfänge seiner Bundesliga-Karriere, als er 2010 zu Borussia Dortmund gewechselt war. „Die ersten zehn Monate in Deutschland waren schwer – hier zu leben und sich einzugewöhnen. Ich musste vieles allein erledigen, was viel Kraft kostete. Der damals 21-jährige Junge und der bald 33-jährige Junge – das ist eine komplett andere Welt.“

Lewandowski herzte im Kreis seiner Teamkollegen die Meisterschale für den neunten Titelgewinn in Serie. Für David Alaba war es zum Abschied der zehnte, der zukünftige DFB-Bundestrainer Hansi Flick sagte über den Rekordmeister aus Wien: „Was ihn auszeichnet, ist auch seine soziale Kompetenz. Für mich ist er das Herz der Mannschaft. Er ist einer, der alle mitnimmt und verbindet, der für einen Trainer oft aus eigener Motivation Spieler auf den richtigen Weg mitbegleitet. Das ist für mich wirklich ein Spieler, den ich sehr vermissen werde.“

Lobeshymnen für Guardiols Rückkehr auf den Thron

Auch wenn die Münchener Meisterfeier aus ebendiesen Gründen wohl emotionaler als in den vergangenen Jahren war, so hatte sie auch etwas Gewohntes. Ähnliches gilt für Manchester City, das Liverpool (3.) vom englischen Thron stieß, aber den dritten Titel in den vergangenen vier Jahren feiern konnte. Also war das auch nur bedingt etwas Neues, doch die Art und Weise des Triumphes sorgte wiederum für Staunen.

Erst in der 20. Runde hatte ManCity die Spitze übernommen und die Tabellenführung seitdem ausgebaut. Zwischen Dezember und März gewann das Team bewerbsübergreifend gleich 21 Pflichtspiele in Serie.

Manchester City Coach Pep Guardiola
Reuters/Carl Recine
Insgesamt neun Meisterschaften holte Guardiola mit seinen Clubs, dieser mit City dürfte ihn besonders gefreut haben

Noch um Weihnachten waren Guardiola und seine Profis für zu wenige Tore, Systemprobleme und mangelnde Energie kritisiert worden. Die Internetzeitung The Independent schrieb nach dem Titel, Guardiola habe „einfach improvisiert und beeindruckend erneuert“. Der „Telegraph“ resümierte: „Ohne einen herausragenden Superstar im Team war Guardiola die überragende Figur in der Saison von City.“

„Wir werden uns immer erinnern, wie wir ihn diese Saison gewonnen haben“, sagte Guardiola selbst nach dem Triumph. Nach dem Abschied von Stürmer Sergio Agüero, der wohl zum FC Barcelona wechseln wird, wurde er zuletzt aber noch emotionaler. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich werde er ihn vermissen. „Er hat mir geholfen“, sagte der aufgewühlte Katalane: „Wir können ihn nicht ersetzen.“

Suarez zeigt es Kritikern nach Wechsel zu Atletico

In Barcelona haben sie es offenkundig nicht geschafft, Luis Suarez zu ersetzen. Im September nahm der Fußballprofi unter Tränen Abschied vom Club, der den damals 33-Jährigen zu Atletico Madrid abschob.

Am Sonntag wurde der Toptorjäger wieder von Emotionen übermannt, als er seinen neuen Verein am allerletzten Spieltag im Fernduell mit Rekord- und Vorjahresmeister Real Madrid gegen Absteiger Valladolid zum 2:1-Sieg und damit in den spanischen Fußballhimmel schoss.

Luis Suarez (Atletico)
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Stürmer Luis Suarez nahm Rache an Barcelona und holte am Ende mit Atletico den Meistertitel

„Man hat mich verschmäht, und Atletico hat mir die Tür geöffnet, und dafür danke ich diesem großartigen Club“, sagte dieser nun nach 21 Treffern in der Meisterschaft (Messi wurde Torschützenkönig mit 30). Er wolle auf jeden Fall bei Atletico bleiben. Die „Rache“ des Suarez, schrieben Zeitungen. Für die „Colchoneros“ (Matratzenmacher) war es die insgesamt elfte Meisterschaft und die erste seit sieben Jahren.

Inter holt Juventus vom Thron

Noch länger musste Inter Mailand warten, doch sie holten Juventus Turin (4.) nach neun Titeln in Folge vom Thron. Der erste Titel seit 2010 stand wie jener von ManCity schon länger fest. Inter übernahm am 14. Februar die Tabellenspitze und gab sie danach nicht mehr ab. Die Truppe von Starcoach Antonio Conte schaffte es als erstes italienisches Team, mit elf Siegen in Folge in die zweite Saisonhälfte zu starten.

Inter Milan mit dem Pokal
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Nach neun Meistertiteln für Juventus konnte sich in diesem Jahr Inter Mailand zum Meister der Serie A krönen

Der langjährige Mannschaftskapitän Giuseppe Bergomi hab die Verdienste von Conte am Meistertitel für Inter Mailand hervor. „Inters Kader hielt sich die Waage mit dem von Juventus, Napoli oder Milan, das sich im Winter ja noch einmal verstärkt hatte. Deshalb hieß der entscheidende Faktor Conte“, sagte der Weltmeister von 1982. Der Meistercoach löste allerdings am Mittwoch seinen Vertrag auf.

Lille sorgt für größte Überraschung

Für die größte Überraschung sorgte aber freilich OSC Lille. „Die Doggen“ haben Titelverteidiger Paris Saint-Germain gestoppt und wurden am Sonntag erstmals seit 2011 wieder französischer Fußballmeister. Dass PSG nun entthront ist, stufte das französische Fachblatt „L’Equipe“ ebenso treffend wie schlicht als „historisch“ ein. „Es ist ein Erfolg des Kollektivs“, meinte Kapitän Jose Fonte.

Jubelnde Lille-Spieler
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Sie haben die Nerven behalten: Die „Doggen“ aus Lille holten mit einem Punkt Vorsprung auf PSG den Ligue-1-Titel

„Der unbeständige und häufig enttäuschende Hauptstadtclub überlässt Lille den höchsten Platz auf dem Siegertreppchen“, schrieb die Regionalzeitung „Le Parisien“ am Montag und konstatierte: „Die Spieler aus dem Norden verdienen es, gekrönt zu werden.“ Die Sportzeitung „L’Equipe“ sah „Lille am Ende der Großtat“ und bescheinigte der Mannschaft eine „unglaubliche Saison“.

Mit einem 2:1 bei Angers veredelte Lille am Sonntagabend seine beeindruckende Saison in der Ligue 1. Der OSC ist erst der zweite Meister seit 2013, der nicht PSG heißt. Die Pariser hatten in den vergangenen acht Spielzeiten siebenmal den Titel geholt, nur das eine Mal unterbrochen durch die AS Monaco in der Saison 2016/17.