Adrian Grbic und ÖFB-Teamchef Franco Foda
GEPA/Michael Zemanek
Fußball

Grbic enttäuscht über EM-Ausbootung

Für Adrian Grbic hat es am Ende einer verkorksten Saison die nächste Hiobsbotschaft gegeben. Der Frankreich-Legionär fiel wie drei andere Spieler der Kaderreduktion von ÖFB-Teamchef Franco Foda auf 26 Mann zum Opfer und verpasst somit die Europameisterschaft. „Ich war überrascht, dass ich rausgestrichen wurde. Momentan ist es noch immer schwer zu begreifen“, sagte Grbic, den mangelnde Spielpraxis bei Lorient das EM-Ticket kostete.

Auch im Herbst hatte der 24-Jährige Stürmer bei seinem Club größtenteils nur als „Joker“ Einsatzminuten bekommen. Damals schaffte er aber den Sprung ins österreichische Nationalteam und konnte sich dort mit vier Toren in neun Länderspielen auch gut in Szene setzen. Vor allem seine beiden Treffer im Nations-League-Doppel im November gegen Nordirland und Norwegen waren wichtig.

Zum Auftakt der WM-Qualifikation im März gegen Schottland (2:2) stand der Wiener noch in der Startformation, beim bisher letzten ÖFB-Länderspiel gegen Dänemark (0:4) wurde er in der Schlussphase eingewechselt.

„Aus solchen Rückschlägen lernt man“

„Ich verstehe, dass man für eine EM Spieler braucht, die im Rhythmus sind, aber wie ich vorher im Nationalteam dabei war, habe ich auch im Verein nicht so viel gespielt, bin dann zum Team gekommen und habe meine Leistungen gebracht. Von dem her war die Entscheidung schon überraschend für mich“, so Grbic gegenüber der APA.

Den Kopf in den Sand stecken werde er aber nicht. „Aus solchen Rückschlägen lernt man halt auch, die machen dich nur noch stärker. Es werden für mich noch Turniere kommen, und ich bin ganz sicher, dass, wenn ich hart an mir arbeite, ich beim nächsten Turnier dabei sein werde“, sagte Grbic und blickte optimistisch in die Zukunft.

Getrübtes Verhältnis zum Lorient-Trainer

Die Basis dafür sind Einsätze und gute Leistungen auf Vereinsebene. Da lief es für den ÖFB-Teamstürmer nach seinem Wechsel von Zweitligist Clermont Foot zu Erstliga-Aufsteiger Lorient nur in den ersten drei Runden, in denen er zwei seiner vier Saisontore erzielte, nach Wunsch. Das Verhältnis zu Trainer Christophe Pelissier war schon da nicht das beste, was sich keinesfalls änderte, als dessen nigerianischer Wunschstürmer Terem Moffi Anfang Oktober zur Mannschaft stieß.

„Sie haben damals zu mir und meiner Agentur gesagt: ‚Keine Panik, kein Stress. Wir holen den Moffi für die Außenbahn, du bist unser Einserstürmer.‘ Wie er dann da war, hat er sofort im Sturm gespielt. Ich habe gewusst, da ist etwas faul“, sagte Grbic.

Doch nicht nur die geringe Spielpraxis war ein Problem, anstatt aufbauender Worte habe er immer wieder verbale Seitenhiebe vom Trainer erhalten, etwa nach der Rückkehr von einem erfolgreichen ÖFB-Lehrgang. „Solche Sachen sind nicht schön und haben mich das ganze Jahr verfolgt“, sagte Grbic. Gute Trainingsleistungen hätten keine Auswirkungen gehabt. „Es war nicht in meiner Macht, ich konnte machen, was ich wollte.“

Adrian Grbic (Lorient) während eines Trainings
APA/AFP/Fred Tanneau
Bei Lorient wurde der Trainingseinsatz von Adrian Grbic nicht mit Spieleinsätzen belohnt

Zeit für deutliche Worte ist gekommen

Anfang des Jahres hatte er in Interviews mit französischen Medien noch gute Miene zum bösen Spiel gemacht. „Ich habe damals gelogen und gesagt, dass ich glücklich bin, weil wir mitten im Abstiegskampf waren und ich keine Unruhe reinbringen wollte“, so Grbic. Nun ist allerdings die Zeit für deutliche Worte gekommen: „Ich wurde links liegen gelassen, sie haben mich einfach nur kaputt gemacht das ganze Jahr. Das ist die pure Wahrheit, und das wünsche ich keinem.“

Die Fronten scheinen verhärtet zu sein, eine Besserung nicht in Sicht. „Es ist einfach viel zu viel passiert. Da wird es ganz schwer, eine neue Basis zum Zusammenarbeiten aufzubauen“, sagte Grbic. Das Problem an der Sache: Der Ex-Altacher war mit kolportierten zehn Millionen Euro im Sommer der Vereinsrekordtransfer und steht bis 2025 unter Vertrag. Leihweise woanders unterzukommen ist daher in der Transferperiode das große Ziel. Diesen Wunsch hatte Grbic schon im Winter gehabt, war aber auf Ablehnung gestoßen. Aus den versprochenen erhöhten Einsatzminuten wurde aber auch nichts.

Nach Urlaub auf Vereinssuche

Gespräche bezüglich seiner Zukunft mit der Clubführung will er erst nach seinem Urlaub – Trainingsbeginn ist am 1. Juli – führen. „Momentan habe ich keinen Kopf dafür, ich will einfach einmal runterkommen“, betonte Grbic. Danach gelte es neu anzugreifen. „Ich hoffe, dass es in der neuen Saison besser wird – wo auch immer.“ Sein Selbstvertrauen hat er nicht verloren. „Ich will wieder mit meinen Toren ins Rampenlicht rücken und weiß, welche Qualitäten ich habe.“

Weiter beschäftigen wird ihn 2021/22 das Thema Coronavirus. Eine Covid-19-Erkrankung im Jänner überstand er wie viele seiner Kollegen mit einem leichten Verlauf. Mit ihnen konnte er das Saisonziel Klassenerhalt als 16. positiv erledigen. Ganz vorne landete überraschend OSC Lille. „Es ist schön zu sehen, dass auch eine andere Mannschaft als PSG Meister werden kann. Das ist gut für den französischen Fußball“, meinte Grbic.