Eric Martel (Austria), Marco Djuricin (Austria), Manprit Sarkaria (Austria)
APA/Hans Punz
Bundesliga

Austria überrascht sich und ihre Fans

Ist sie vor einer Woche noch schwer geschlagen vom Feld getrabt, hat die Austria nun die Tür zur ersehnten Teilnahme am Europacup weit aufgestoßen. Nach dem 3:0 am Donnerstag im Hinspiel des Play-off-Finales gegen den WAC fehlen den Wienern noch 90 konzentrierte Minuten am Sonntag in Wolfsberg, um das Saisonziel doch noch zu erreichen. Die Austria feierte nach dem letzten Heimspiel der Saison mit den wieder ins Stadion zurückgekehrten Fans, Peter Stöger bekam zum Abschied Sonderapplaus.

Der vor dem Abschied von seinem Heimatverein stehende Coach gab zu: „Wir haben nicht gedacht, dass wir nach dem Spiel so eine gute Ausgangsposition haben.“ Mittelfeldmann Vesel Demaku sah einen „wunderschönen Tag“. Die Austria hätte wohl auch einen weniger hohen Sieg genommen. Während sich die Favoritner noch von den Anhängern verabschiedeten, waren die WAC-Akteure bereits in der Kabine verschwunden. Trainer Roman Stary ortete mangelnden Willen. „Wir müssen jetzt alles tun, um noch ein Fußballwunder zu schaffen.“

3:0 in Hartberg, 3:0 gegen den WAC – dass sich die Austria erneut steigern konnte, sah Stöger als Ausdruck ihrer charakterlichen Stärke. „Wir haben viele Jungs, die nicht wissen, wo sie nächstes Jahr spielen. Aber sie stehen zur Mannschaft und zum Verein. Dieses Ziel, das wir jetzt noch erreichen können, ist wichtig für sie. Das ringt mir Respekt ab“, merkte der wohl selbst überraschte 55-Jährige an.

Austria stößt internationale Tür auf

Die Wiener Austria kann eine verkorkste Saison möglicherweise doch noch retten. Das Team von Peter Stöger gewinnt das Play-off-Hinspiel gegen den WAC 3:0 und steht mit einem Bein auf einem internationalen Startplatz.

Kompakte Darbietung der „Veilchen“

Stöger berichtete von großer Freude, die seine Schützlinge nach Schlusspfiff ausgestrahlt hätten. „Sie wissen aber, dass es noch nicht erledigt ist“, meinte er mit Blick auf das Rückspiel. „Aber sie wissen auch, dass wir erstmals in dieser Saison in Hartberg gewonnen haben, dass wir im noch wichtigeren Spiel gegen Wolfsberg erstmals gewonnen haben“, führte Stöger weiter an. Das berühmte „Momentum“ scheint für die Austria zu sprechen.

Peter Stoeger (Austria)
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Peter Stöger gefiel seine Austria

Die Violetten lieferten eine in allen Mannschaftsteilen kompakte Vorstellung ab, kein Spieler fiel ab. Herausragend war Marco Djuricin, der den Gästen nicht nur bei seinen Toren in der 46. und 72. Minute Probleme bereitete. Der 28-jährige Angreifer sah auch ein Negativerlebnis als Auslöser für die Steigerung. Beim 2:3 in Ried am 21. Mai verjuxte die Austria eine 2:0-Führung in der Schlussviertelstunde.

„Tacheles“ habe man danach geredet, sagte Djuricin. Stöger sah die damalige Nachbesprechung nicht so dramatisch. Er habe dem Team nur vor Augen geführt, dass es nötig sei, immer an die Leistungsgrenze zu gehen. „Das hat möglicherweise auch die Mannschaft so klar werden lassen, dass sie sehen: Das stimmt schon, was der Alte ab und zu sagt.“

Ratlosigkeit beim WAC

Stary war dagegen verärgert. Nach zwei Minuten lag die Austria durch Manprit Sarkarias Kopfballtor voran. Eine Antwort blieben die Wolfsberger über 90 Minuten schuldig. „Geistig müde“ habe seine Elf gewirkt, so Stary. „Ich hatte den Eindruck, wir waren nicht hungrig genug.“ Der ebenfalls mit Saisonende als Chefcoach scheidende 47-Jährige übte sich in Zweckoptimismus. „Wenn man das Spiel sieht, muss man sagen, der Kas’ ist gegessen. Aber im Fußball ist schon viel passiert.“

Roman Stary (WAC)
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Roman Stary erlebte mit dem WAC einen rabenschwarzen Tag

Am Freitag ist bei den Wolfsbergern Ursachenforschung angesagt. Offensiv waren die Gäste harmlos. Der erste Schuss aufs Tor gelang Michael Liendl in der 80. Minute. Um die Wende noch schaffen zu können, müssen Tore her. Noch mehr ärgerte Stary die laxe Einstellung. „Ich habe ihnen zur Pause ins Gewissen geredet und die Leviten gelesen, dass wir uns so nicht präsentieren können. Dann kommen wir raus und bekommen gleich ein Tor“, sagte er zum 0:2 nach der Pause.

Defensiv war der WAC ebenfalls weit von Bestform entfernt. Abhilfe schaffen könnte Gustav Henriksson, der Innenverteidiger hat nach seiner Gehirnerschütterung vom Arzt aber noch keine Spielerlaubnis erhalten. Mario Leitgeb wirkte ratlos. Der Mittelfeldabräumer sprach von „Fehlern wie im Kindergarten“ in der Abwehr, Aufgeben sei aber keine Option. „Wir haben natürlich nicht mehr so viel Trumpf in der Hand, aber mehr wie St. Pölten“, sagte Leitgeb. St. Pölten liegt im Relegationsduell mit Austria Klagenfurt nach dem Hinspiel 0:4 zurück.