Beide Teams werden von wahrhaft Fußballbesessenen auf dem Platz gesteuert. City-Coach Josep „Pep“ Guardiola strebt seinen dritten Champions-League-Triumph an, nachdem er bereits zweimal mit seinem Stammverein FC Barcelona reüssiert hatte. Für den deutschen Chelsea-Trainer Thomas Tuchel ist es das zweite Endspiel nach jenem im Vorjahr, das er mit Paris Saint-Germain gegen die Bayern verlor.
Beide Vereine werden außerdem von zwei der finanzkräftigsten Investoren im Sport angetrieben: Scheich Mansur bin Sajed al-Nahjan aus Abu Dhabi beim aktuellen Meister aus Manchester, der Russe Roman Abramowitsch bei den „Blues“ aus London.
Milliardeninvestitionen bringen Erfolge
Wie die spanische Sportzeitung „Marca“ vorrechnete, haben Scheich Mansur und Abramowitsch seit der Saison 2003/04, als der Russe Chelsea erwarb, schon rund vier Milliarden Euro für Spieler ausgegeben. Die Herrscherfamilie aus dem Emirat Abu Dhabi stieg 2008 bei City ein, seitdem gab es fünf Premier-League-Titel. Im vorigen Jahrhundert gewannen die „Sky Blues“ lediglich 1936/37 und 1967/68 die englische Meisterschaft.
Chelsea konnte vor der Abramowitsch-Ära nur 1954/55 über den Titel jubeln, seitdem klappte es ebenfalls fünfmal mit dem Ligatriumph. City steht heuer erstmals im Finale der europäischen Fußballmeisterklasse, Chelsea immerhin zum dritten Mal. 2012 gewannen die Londoner gegen den FC Bayern das „Finale dahoam“ in München, 2008 hatte sich Manchester United durchgesetzt.
Außerdem gibt es in beiden Teams nur wenige Engländer in tragenden Rollen auf dem Feld. Bei Manchester sind es etwa Raheem Sterling und die Abwehrspieler John Stones und Kyle Walker, bei Chelsea Ben Chilwell und Mason Mount.
Champions League, Finale
Samstag, 21.00 Uhr:
Manchester City – Chelsea
Porto, Estadio do Dragao, SR Lahoz (ESP)
Mögliche Aufstellungen:
Manchester City: Ederson – Walker, Stones, Ruben Dias, Sintschenko – Bernardo Silva, Fernandinho, Gündogan – Mahrez, De Bruyne, Foden
Chelsea: E. Mendy – James, Thiago Silva, Rüdiger – Azpilicueta, Jorginho, Kante, Chilwell – Pulisic, Werner, Mount
Chelsea mit Rückenwind
Dafür wurden bei Chelsea mit Timo Werner und Kai Havertz zwei deutsche Spieler engagiert, um Erfolge zu ermöglichen. Vor allem Werner hat sich unter dem deutschen Trainer Tuchel wieder erfangen, nachdem er unter Vorgänger und Clubikone Frank Lampard die Erwartungen nicht hatte erfüllen können.
Tuchel, der seine Amtszeit bei Chelsea nach seinem Wechsel von Paris Saint-Germain mit 14 ungeschlagenen Spielen begonnen hatte, ist entsprechend optimistisch. „Wir sind da, um den Titel zu holen“, sagte der 47-jährige Deutsche, den mit Guardiola inzwischen eine Freundschaft verbindet. Die Geschichte über ein gemeinsames Taktikgespräch vor Jahren mit Hilfe von Salz- und Pfefferstreuern in einem Münchner Restaurant erzählen beide mit einem Grinsen.
Die jüngsten beiden Pflichtduelle gewann Chelsea, im Cuphalbfinale und in der Premier League. City wurde trotzdem Meister, Chelsea Vierter. „Es tut uns natürlich gut, in der letzten Zeit in zwei unterschiedlichen Wettbewerben gegen ManCity gewonnen zu haben. Das gibt uns das nötige Vertrauen“, betonte Tuchel, der aber auch von einer „leichten Außenseiterrolle“ spricht.
„Es wird um das Momentum gehen“
Guardiola erwartet ein enges Finale. „Es wird um das Momentum gehen“, sagte der Spanier am Freitag während einer Pressekonferenz. „Jeder will gewinnen.“ Guardiola zollte Tuchel großen Respekt. „Ich denke, er ist ein außergewöhnlicher Trainer“, sagte der Katalane. „Natürlich will ich gegen ihn gewinnen, so wie er auch gegen mich gewinnen will, denke ich.“
Die beiden Trainer sind gewiefte Taktiker und stehen – ungeachtet von Guardiolas Faible für gepflegte Kurzpass-Offensive – auf gute Organisation, die mit einer stabilen Verankerung in der Abwehr beginnt. In der laufenden Champions-League-Saison haben sowohl ManCity als auch Chelsea nur vier Tore erhalten.
Taktikfüchse im direkten Duell
„Sie sind sich beide sehr, sehr ähnlich“, meinte City-Spieler Ilkay Gündogan, der Tuchel auch von seiner Zeit in Dortmund kennt. „Taktisch sind sie auf einem sehr hohen Niveau und können innerhalb eines Spiels auf alle Probleme reagieren. Ich erwarte ein Spiel auf einem sehr hohen Niveau.“
So hebelte Chelsea im Halbfinale Real Madrid schon im Hinspiel mit schnell vorgetragenen Angriffen über Antreiber N’Golo Kante immer wieder aus. City setzte sich gegen Paris SG durch und ließ die Franzosen dabei kaum ihre Stärken ausspielen. Beide Abwehrreihen stehen gut und sind straff organisiert. Bei den Londonern ragt der brasilianische Routinier Thiago Silva heraus, bei den „Citizens“ der Portugiese Ruben Dias.
Zuschauer willkommen, Thiem drückt die Daumen
Wer tatsächlich die bessere Mannschaft ist, können die Fans auch wieder im Stadion verfolgen. Am Donnerstag und Freitag haben sich in der portugiesischen Hafenmetropole schon etliche englische Fans auf das Finale eingestimmt.
Die UEFA und die lokalen Behörden haben für 16.500 Zuschauer im Estadio do Dragao das Okay gegeben, die Inzidenzzahlen in Portugal sind überschaubar. Zuschauen muss hingegen wie bereits im Vorjahr Istanbul, das neuerlich aufgrund der schlechten CoV-Situation das Finale verloren hat.
Von Paris aus schaut Dominic Thiem zu, wo sich Österreichs Tennis-Hero auf die French Open vorbereitet. Der 27-jährige Niederösterreicher ist bekennender Chelsea-Fan: „Sicher werde ich es mir anschauen. Das ist ein absolutes Highlight, und ich hoffe, dass der zweite Champions-League-Titel kommt.“