Jubel von Kosmas Gkezos (Austria Klagenfurt)
GEPA/Johannes Friedl
Bundesliga

Klagenfurt feiert, St. Pölten am Boden

Austria Klagenfurt hat den Aufstieg in die tipico-Bundesliga am Samstagabend gebührend gefeiert. Die Kärntner behielten in zwei Duellen mit dem Oberhaus-Schlusslicht spusu SKN St. Pölten verdient die Oberhand. Das gibt auch Hoffnung für die kommenden Aufgaben. Die Niederösterreicher liegen indes nach dem kapitalen Tiefschlag mit einem Gesamtscore von 0:5 samt Abstieg in die 2. Liga am Boden.

Klagenfurt ist somit nach den Konkursen von Austria Kärnten und dem FC Kärnten wieder mit einem Club im Oberhaus vertreten. Erstmals seit 1984/85 (Austria Klagenfurt, SV Spittal/Drau) sind auch wieder zwei Clubs aus Kärnten in der höchsten Spielklasse dabei. „Meine Mannschaft hat in diesem Frühjahr wirklich Außergewöhnliches geleistet“, lobte Coach Peter Pacult seine Truppe. „Wir haben uns nicht aus der Bahn werfen lassen und stehen zu Recht in der Bundesliga. Austria Klagenfurt ist dort, wo der Verein eigentlich hingehört.“

Die Planungen für das Comeback in der Bundesliga haben nun oberste Priorität. Die wichtigste Personalie gilt es mit Pacult zu Beginn zu klären, eine Vertragsverlängerung scheint Formsache zu sein. „Es wäre eine große Überraschung, wenn es nicht weitergehen würde“, meinte der 61-jährige Wiener, für den es nach dem FC Kärnten (2004) und Rapid (2006–2011) die dritte Bundesliga-Station wäre, gegenüber Sky. Das verdeutlichte auch Geschäftsführer Matthias Imhof: „Peter hat zwar keinen Vertrag, aber ich glaube, dieses Problem können wir relativ schnell lösen.“

Klagenfurt fixiert Bundesliga-Aufstieg

Nach dem 4:0 im Hinspiel fixierte Klagenfurt am Samstag mit einem 1:0-Sieg in St. Pölten den Aufstieg in die Bundesliga. Damit steht erstmals seit elf Jahren wieder ein Team aus der Kärntner Landeshauptstadt im Oberhaus.

Klagenfurt reißt im Saisonfinish Ruder herum

Eigentlich war die Rückkehr ins Oberhaus nicht eingeplant. Die ersten beiden Plätze in der 2. Liga, die es für einen Direktaufstieg gebraucht hätte, waren realistischerweise schon länger außer Reichweite. Als man in der 25. Runde beim Konkurrenten um Rang drei, Wacker Innsbruck, den Kürzen zog, rückte auch der Relegationsplatz in die Ferne. Erst ein Patzer der Tiroler in der letzten Runde offenbarte den Kärntnern die Chance auf den Aufstieg, die genutzt wurde.

Jubel von Austria Klagenfurt nach einem Tor gegen St. Pölten
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Während die Klagenfurter über den Aufstieg jubeln, steht St. Pölten der bittere Gang in die 2. Liga bevor

Stürmer Markus Pink sprach von einer „intensiven, turbulenten“ Saison. „Sehr viele Leute haben uns schon abgeschrieben gehabt, außer wir uns intern. Das ist uns zugutegekommen“, betonte der 30-Jährige. Er erzielte in der Relegation drei von fünf Toren und war auch zuvor in der Liga Clubtopscorer mit 18 Toren und neun Assists. Sein Vertrag ist bis 2023 anberaumt, er wird daher nach Austria Kärnten (2008–2010), Mattersburg, Sturm Graz und der Admira neuerlich für einen Bundesligisten auf Torejagd gehen. 146 Einsätze hat er dort schon absolviert.

Über reichlich Routine verfügt auch Abwehrchef Thorsten Mahrer, der sich ein Jahr nach dem Aus mit Mattersburg wieder oben beweisen darf. Das trifft auch auf Fabian Miesenböck zu. Nicht mehr im Klagenfurt-Dress wird man Kapitän Markus Rusek sehen, der zum GAK wechselt. Offen ist u. a. der Verbleib der beiden Leihspieler Simon Straudi (Werder II) und Alex Timossi Andersson (Bayern II), die zu jener Startelf zählten, die in den letzten vier Partien immer begann. Dazu zählt auch Patrick Greil, der im Frühjahr groß aufspielte.

„Dass es für einen Aufsteiger schwierig ist, wissen wir alle, aber wir wollen uns so aufstellen, dass wir in der Bundesliga nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, gab Imhof Einblick. Am Kader müsse man nicht zwingend viel verändern. „Wir haben eine sensationelle Truppe – geistig, spielerisch, vom Charakter her, der Zusammenhalt ist super.“ Die feierte den Triumph mit den Spielerfrauen samt Kindern auf dem Rasen und nach einer „feuchtfröhlichen“ Busheimfahrt in Klagenfurt. Pacult („Ich hasse so etwas“) und Imhof („So etwas können wir gerne jedes Jahr machen, dann haben wir immer was zu feiern“) nahmen die Bierduschen unterschiedlich hin.

Bei St. Pölten ist „vieles falsch gelaufen“

Völlig konträr war die Stimmung beim SKN St. Pölten. „Schwere Enttäuschung, leer im Kopf“, sagte General Manager Andreas Blumauer, der auch seine eigene Rolle hinterfragen will. „Fakt ist, wir müssen uns sehr intensiv zusammensetzen und das Ganze aufarbeiten, es ist vieles falsch gelaufen.“ Faktum ist, dass die Trainerwechsel nicht die erhoffte Wirkung hatten. Robert Ibertsberger musste nach der ersten Runde der Qualifikationsgruppe, einem 0:1 gegen den FC Flyeralarm Admira, gehen. Damals war der Club zwar noch punktegleich, aber zwei Ränge vor dem Tabellenende.

Trainer Gerald Baumgartner (St. Pölten)
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Baumgartner hatte vor einem Jahr noch mit Ried den Aufstieg geschafft, nun schlug seine „Retter-Mission“ fehl

Geht es nach Abwehrspieler Kofi Schulz, war das eine falsche Entscheidung: „Für mich war auch der Trainerwechsel ausschlaggebend, das hat uns schon ein bisschen auseinandergebrochen, es war die Mannschaft von Ibertsberger. Mit ihm wären wir wahrscheinlich meiner Meinung nach nicht in dieser Situation.“ Zellhofer konnte als Interimstrainer mit zwei Punkten aus fünf Spielen das Ruder genauso nicht herumreißen wie Gerald Baumgartner, der in sechs Partien nur einmal (3:3 gegen Altach) nicht verlor.

„Dass diese Spirale so lange nach unten gegangen ist und kein Trainerwechsel geholfen hat, ist zu hinterfragen. Jeder muss vor der eigenen Tür kehren“, betonte Baumgartner in einer „sehr bitteren“ Stunde. Dennoch könnte sich der 56-jährige Salzburger einen Verbleib gut vorstellen. Die finanzielle Basis für eine starke Saison sollte auch vorhanden sein. „Es wird weitergehen. Wir wissen, dass wir ein Budget auch für die nächste Saison haben, dass wir positiv weiterarbeiten können“, gab Blumauer Einblick. Der erst kürzlich abgeschlossene Kooperationsvertrag mit dem deutschen Bundesligisten VfL Wolfsburg spiele eine zentrale Rolle. „Der Deal hilft uns, damit wir nicht in ein Loch fallen“, betonte Blumauer. Der Wiederaufstieg ist das klare Ziel.