Tormänner Alexander Schlager, Pavao Pervan und Daniel Bachmann
APA/Rober Jäger
Fußball-EM

Dreikampf um das ÖFB-Einserleiberl

Die Einserfrage im ÖFB-Team wird wohl noch länger unbeantwortet bleiben. Teamchef Franco Foda kündigte zuletzt an, eventuell erst kurz vor dem ersten EM-Match am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien seine Entscheidung zu treffen. Die drei Anwärter Alexander Schlager, Pavao Pervan und Daniel Bachmann gehen gelassen mit der Situation um und hoben am Montag in Bad Tatzmannsdorf den gegenseitigen Respekt hervor.

In den letzten drei Länderspielen spielte Schlager, konnte dabei aber keine großartige Eigenwerbung betreiben. „Mir wäre lieber gewesen, der letzte Lehrgang wäre positiv verlaufen. Solche Phasen muss man durchmachen und trotzdem weiter Gas geben“, sagte der Salzburger. Dass in puncto Stammtormann noch länger Unklarheit herrschen wird, löst bei ihm zwiespältige Gefühle aus. „Prinzipiell ist es angenehmer, wenn man es früher weiß. Aber letztlich gewöhnt man sich dran, wenn man relativ kurzfristig vor einem Match erfährt, wer spielt.“

Für Schlager spricht auch die Turniererfahrung – der 25-Jährige war bereits bei vier Nachwuchsendrunden dabei und absolvierte elf Einsätze. „Sicher hilft die Turniererfahrung, wobei man sagen muss, dass die EM noch einmal eine andere Ebene ist“, so Schlager.

Bachmann hofft auf Teamdebüt

Im ÖFB-Team ist kurz vor der Europameisterschaft der Kampf um die Nummer eins im Tor ausgebrochen. Im Test am Mittwoch gegen England brennt vor allem Watford-Legionär Daniel Bachmann auf sein Teamdebüt.

Tormänner mit gutem Verhältnis

Derzeit befinde sich keiner aus dem Trio in Poleposition, betonte der LASK-Goalie. „Jeder haut sich rein, dann werden wir sehen, wie der Teamchef entscheidet.“ Der Konkurrenzkampf wird laut Schlager respektvoll ausgetragen. „Wir sind im Training ja auch zu einem gewissen Teil voneinander abhängig und kommen gut miteinander aus. Es ist wichtig, dass derjenige unterstützt wird, der dann spielt.“

Türhüter Pavao Pervan, Alexander Schlager und Daniel Bachmann beim Training
GEPA/Michael Zemanek
Pavao Pervan, Alexander Schlager und Daniel Bachmann stehen im Konkurrenzkampf um den Platz im ÖFB-Tor

Bachmann hob ebenfalls das gute Verhältnis der Tormänner hervor. „Wir verstehen uns sehr gut“, sagte der Niederösterreicher, der auch dank der Pandemie auf den EM-Zug aufsprang. Vor einem Jahr fehlten ihm noch die Einsatzzeiten, seither stieg er zum Watford-Stammgoalie auf. „2020 hätte ich keine Chance gehabt, die Verschiebung hat mir geholfen. Jetzt bin ich dabei und will spielen.“

Bachmann fühlt sich für EM gerüstet

Bachmann strotzt nach eigenen Angaben vor Selbstvertrauen. „Die letzten Monate hätten auf Vereinsebene mit dem Premier-League-Aufstieg und meinen persönlichen Leistungen nicht besser laufen können. Jetzt noch zur EM zu fahren, ist das i-Tüpfelchen.“ Für einen Einsatz fühlt sich der 26-Jährige gerüstet. „Ich habe eine sehr gute Saison beim Verein gespielt und meine Visitenkarte abgegeben. Ich kann mich an keinen Fehler von mir in dieser Saison erinnern.“

Deshalb sieht er auch seinen Stammplatz bei Watford nicht in Gefahr. „Ich werde sicher als Nummer eins in die Saison gehen. Wir sind im Verein bei den Torhütern gut aufgestellt, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da noch etwas tut“, erklärte der 26-Jährige, der noch auf sein Debüt im ÖFB-Team wartet. Eine Premiere im Testspiel am Mittwoch in Middlesbrough gegen England hätte für Bachmann einen besonderen Reiz, schließlich lebt er seit zehn Jahren auf der Insel. „Gegen England zu debütieren wäre überragend. Meine Frau ist aus England, meine Kinder sind dort geboren“, erzählte Bachmann.

Torhüter Daniel Bachmann beim Training
GEPA/Michael Zemanek
Daniel Bachmann will sich im Training für Einsätze bei der EM aufdrängen

Pervan „nicht nur auf der Bank gesessen“

Doch auch Pervan rechnet sich Chancen auf einen Einsatz gegen die Engländer und später bei der EM aus, schließlich durfte er in sechs Länderspielen im Herbst sein Können zeigen und ließ sich dabei nichts zuschulden kommen. „Ich war da mit meinen persönlichen Leistungen durchaus zufrieden“, sagte der 33-Jährige. Im Gegensatz zu Schlager und Bachmann fehlt Pervan die Spielpraxis. Bei Wolfsburg brachte er es in der abgelaufenen Saison auf vier Einsätze, in diesem Kalenderjahr stand der frühere LASK-Goalie nur in einem Pflichtmatch auf dem Platz.

Seit seinem Wechsel zum VfL muss sich Pervan hinter Koen Casteels anstellen. „Doch ich habe in den letzten drei Jahren insgesamt 34 Spiele gemacht, das ist wie eine Bundesliga-Saison“, betonte Pervan. „Es ist nicht so, dass ich drei Jahre nur auf der Bank gesessen bin. Sicher wäre es besser, wenn ich jede Woche spielen würde. Aber ich hoffe, die Leute, die mich einberufen haben, haben sich etwas überlegt und nicht nur auf Zahlen geschaut.“

Auf große Sprüche verzichtet der siebenfache ÖFB-Teamspieler bewusst. „Ich bin nicht der Typ, der mit großen Worten um sich wirft und sich lobt. Ich versuche, auf dem Platz zu zeigen, warum ich die richtige Wahl bin.“ Sollte die Wahl nicht auf ihn fallen, „würde die Welt auch nicht untergehen, auch wenn ich natürlich gern spielen würde“, sagte Pervan, der Foda in einer angenehmen Position sieht. „Ich glaube, bei keinem von uns würde man einen Fehler machen.“