Lukas Weisshaidinger beim Diskuswurf
GEPA/Michael Meindl
Leichtathletik

Olympiahärtetest für Weißhaidinger und Co.

Zwei Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio wächst langsam, aber sicher auch bei einer der größten heimischen Medaillenhoffnungen die Aufregung. Noch wirkt Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger zwar gelassen, am nächsten Montag wird es allerdings wieder richtig ernst. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wird sein Leistungsniveau bei einem Meeting in Turku im internationalen Vergleich auf die Probe gestellt.

Seine Weite von 68,40 Metern vor zwei Wochen beim Saisonauftakt in Eisenstadt hat dem 29-Jährigen aber Zuversicht und Selbstvertrauen gegeben. Weißhaidinger sieht jedenfalls das Gerüst für eine gute Saison gegeben, aufgebaut hat er es gemeinsam mit seinem Coach Gregor Högler. Das Duo nimmt vor der Reise nach Finnland beim Liese-Prokop-Memorial am Donnerstag in St. Pölten die Technik vermehrt in den Fokus, dann in Skandinavien geht es primär um ein gutes Abschneiden im direkten Duell mit den härtesten Konkurrenten.

„Das wird der erste wirkliche Showdown werden“, umriss Weißhaidinger die Bedeutung von Turku. So richtig wichtig sei für ihn aber nur Olympia – da kommen auch die Diamond-League-Antreten am 1. Juli in Oslo und am 4. Juli in Stockholm, die eher aus dem Training heraus erfolgen, nicht heran. Freilich ist die Teilnahme beim Finalmeeting im September in Zürich auch ein Wunsch des 29-Jährigen: „Ich würde gerne einmal im Letzigrund-Stadion werfen.“ Davor soll es nach EM- und WM-Bronze für den Rio-Sechsten 2016 auch auf olympischer Ebene zumindest Rang drei werden.

Weißhaidinger erwartet hochkarätigen Olympiabewerb

Lukas Weißhaidinger erwartet für den Olympischen Diskusbewerb in Tokio in knapp zwei Monaten einen beinharten Kampf um die Medaillen. Er zählt zwar zu den Mitfavoriten, die Konkurrenz ist aber größer denn je.

Tokio „wird ein Gemetzel um die Medaillen“

Die Dichte in der Weltspitze ist in der Coronavirus-Zeit allerdings angewachsen. „Es bewegen sich zehn Athleten innerhalb von eineinhalb Prozent“, führte Högler am Montag bei einem Medientermin am Wurffeld des BSFZ Südstadt aus. „Das wird auch Tagesverfassung sein.“ Weißhaidinger drückte es noch drastischer aus: „Es wird ein absolutes Gemetzel um die Medaillen, die Qualität hat irrsinnig angezogen.“ Högler betonte, dass heuer schon 22 Athleten über 65 Meter geworfen haben.

Hatte Weißhaidinger in Eisenstadt Jahresweltbestleistung markiert, ist er keine zwei Wochen später bereits von einigen Aktiven überflügelt worden. Denen voran steht Daniel Stahl, auf den Weltmeister trifft der ÖLV-Athlet in Turku. Selbst der Schwede wird ob der gesteigerten Konkurrenz wohl schon in der Olympiaqualifikation am 30. Juli auf der Hut sein müssen, Weißhaidinger umso mehr. Denn die Ausscheidung für das Top-Zwölf-Finale tags darauf sei nicht sein bester Freund, meinte der Oberösterreicher.

Qualifikation als erste Nervenprobe

Mehrmals bei Großevents hatte er den Aufstieg knapp geschafft, diesmal aber dürfen erst gar keine Zweifel aufkommen. „Es wird ein Muss sein, diesmal die Qualifikation um einiges fokussierter zu werfen als in den letzten Jahren“, erklärte Weißhaidinger. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da mit 63 Metern weiterkommen kann.“ Högler fürchtet die Qualifikation richtiggehend: „Für mich ist das immer der schlimmste Tag. Diesmal muss er gleich voll draufhauen, die Qualiweite werfen und dann gehen.“

Lukas Weisshaidinger beim Training
GEPA/Michael Meindl
Erstmals seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie kann sich Weißhaidinger mit internationalen Topstars messen

Gemeinsam werden im Training Grenzen ausgelotet. „Wenn man neue Weiten werfen will oder Rekorde, muss man auch neue Wege gehen. Das ist ein Tanz auf des Messers Schneide“, führte der 48-Jährige aus. „Ich schwanke immer zwischen Euphorie und Vorsicht.“ Ein Trainingsbaustein ist die täglich von Weißhaidinger für wenige Minuten besuchte Kältekammer, durch Temperaturen bis minus 110 Grad wird die Regeneration positiv beeinflusst, ein anderer die Analyse jedes Trainingswurfs durch acht biomechanische Kameras.

Feinschliff an Wurftechnik

„Luki wirft eine Technik, die kein anderer wirft“, so Högler. Wegen anderer Hebel als andere Topathleten müsse sich Weißhaidinger mehr auf die Kraft und Dynamik seiner Beine verlassen, der Schwerpunkt im Wurf ist speziell bedeutend. „Das normale klassische Diskuswerfen ist nicht der Weg, wie wir gewinnen“, erläuterte Högler. Doch diese Technik berge ein gewisses Risiko in sich. „Er kann damit gewinnen, aber auch Zwölfter werden.“ Freilich sei man umfassend vorbereitet. Regen beim Wettkampf würde andere aus der Bahn werfen, nicht Weißhaidinger.

Wie das Wetter in der japanischen Hauptstadt sein wird, werden Weißhaidinger und Högler erst zwei Tage vor der Qualifikation merken. Denn erst am 28. Juli wird das Duo in Tokio landen. „Ich finde es extrem gut, kurz vorher anzureisen“, meinte Högler. „Denn es scheint logistisch sehr kompliziert zu werden, dem muss man den Athleten nicht zu lange aussetzen.“ Auch die Coronavirus-Infektionsgefahr werde minimiert. Vor der Abreise werden sich beide in eine selbst gewählte Quarantäne begeben.