UEFA Euro 2020 Pokal vor buntem Hintergrund
Reuters/Anton Vaganov
Fußball-EM

Das lange Warten hat ein Ende

Die mit einjähriger Verspätung am Freitag in Rom mit dem Spiel zwischen der Türkei und Italien (21.00 Uhr, live in ORF1) beginnende Europameisterschaft betritt in mehrfacher Hinsicht Neuland, die Favoriten sind aber die gleichen wie sonst auch immer. Frankreich, Belgien, Spanien, England, Italien, Portugal, Deutschland und Italien gelten als erste Anwärter auf den Titel.

Teams wie Österreichs Gruppengegner Niederlande, Dänemark und Kroatien werden zumindest Außenseiterchancen auf einen Sieg im EM-Finale am 11. Juli im Wembley-Stadion beigemessen. In London steigen auch die beiden Semifinal-Partien sowie fünf weitere Spiele. Ausgetragen wird die Endrunde in elf Ländern – ein Novum in der mehr als 60-jährigen EM-Geschichte.

Ebenfalls neu sind Zuschauerbeschränkungen. CoV-bedingt ist nur in Budapest ein volles Stadion geplant. Die Auslastung der anderen Arenen variiert je nach lokalen Vorgaben, wird mit Ausnahme von St. Petersburg und Baku vorerst aber deutlich unter 50 Prozent liegen. Dennoch ist das Turnier ein Schritt zurück Richtung Normalität – auch das Reisen ist den Fans aus den 24 Teilnehmerländern erlaubt.

Start für Fußball-EM

Am Freitagabend ist Anpfiff für die Fußballeuropameisterschaft. Italien trifft in Rom auf die Türkei. Fans können sowohl in eigenen Zonen als auch im Stadion das Spiel mitverfolgen.

Die üblichen Verdächtigen

Die Pandemie hatte im vergangenen Frühjahr die Verschiebung der EM um ein Jahr nötig gemacht. An der Chancenverteilung hat sich seither nichts Wesentliches geändert. Weltmeister Frankreich gilt dank seiner Starstürmer Kylian Mbappe, Antoine Griezmann und Rückkehrer Karim Benzema, aber auch dank der Defensivstärke als heißer Anwärter auf Europas Thron. Schon 2000 hatten die Franzosen auf die WM-Krone auch den EM-Titel folgen lassen.

Als einer der großen Herausforderer wird der Weltranglistenerste und WM-Dritte Belgien gesehen. Auch England zählt zu den Topteams – der Weltmeister von 1966 verfügt über eine hochtalentierte, junge, allerdings auch etwas wankelmütige Mannschaft. Portugal hingegen kann auf eine gestandene Mannschaft zurückgreifen. Die Offensivabteilung des Titelverteidigers ist möglicherweise neben jener Frankreichs sogar die beste aller EM-Teilnehmer – dazu gehören neben Cristiano Ronaldo noch Joao Felix, Bernardo Silva, Diogo Jota und Andre Silva.

Portugal mit Pokal nach dem EM-Sieg 2016
APA/AFP/Philippe Desmazes
Bei der letzten EM in Frankreich durfte sich Portugal durch ein 1:0 n. V. gegen die Gastgeber über den Titel freuen

Frankreich und Portugal treffen bereits in der Gruppenphase aufeinander. Komplettiert wird Pool F, die hochkarätigste aller sechs Gruppen, von Deutschland und Ungarn. Aufgrund der Regelung, dass die vier besten Gruppendritten ebenfalls ins Achtelfinale kommen, könnten alle drei Topteams aufsteigen. Der erste große Schlager des Turniers zwischen Deutschland und Frankreich steigt am kommenden Dienstag (15. Juni) in München. Bereits davor duellieren einander am Sonntag in London England und Kroatien.

Neben den Engländern und Deutschen mit den Spielorten London und München genießen auch Italien (Rom), Dänemark (Kopenhagen), Russland (St. Petersburg), Schottland (Glasgow), Spanien (Sevilla), Ungarn (Budapest) und die Niederlande (Amsterdam) in der Gruppenphase einen Heimvorteil.

Österreich peilt ersten Aufstieg an

Der Einzug in die K.-o.-Phase ist das große Ziel der ÖFB-Auswahl, die über die EM-Gruppenphase bisher noch nie hinausgekommen ist. Die Auslosung meinte es gut mit der Mannschaft von Franco Foda, in Gruppe C geht es gegen Nordmazedonien (13. Juni, Bukarest), die Niederlande (17. Juni, Amsterdam), und die Ukraine (21. Juni, Bukarest).

Für Österreich ist es die insgesamt dritte EM-Teilnahme. Nach dem „Freilos“ 2008 als Ausrichter ist man nun zum zweiten Mal aufgrund der auf sportlichem Weg geschafften Qualifikation dabei. Die bisherige EM-Bilanz ist ausbaufähig: In sechs Spielen gab es vier Niederlagen, zwei Unentschieden und nur zwei Tore. Diese erzielten Ivica Vastic 2008 beim 1:1 gegen Polen aus einem Elfer in der Nachspielzeit sowie Alessandro Schöpf 2016 beim 1:2 gegen Island.

Starker Kader lässt hoffen

Im dritten Anlauf soll es nun endlich mit dem Aufstieg klappen, schon ein Sieg könnte für die Runde der letzten 16 reichen. Die Qualität im Team ist jedenfalls vorhanden. Angeführt vom zweifachen Champions-League-Sieger David Alaba verfügt die Mannschaft über zahlreiche Legionäre, die in der deutschen Bundesliga Stammspieler sind. Das EM-Ticket wurde 2019 trotz eines verpatzten Starts noch souverän gelöst, zudem gelang im Vorjahr der Nations-League-Gruppensieg und damit der Aufstieg zu den Topnationen.

Gibt es nun erneut ein Erfolgserlebnis, könnte man sich über das erste Überstehen einer Gruppenphase seit fast 40 Jahren freuen. Das gelang zuletzt bei der WM 1982 in Spanien, als Österreich mit einem abgekarteten 0:1 gegen Deutschland, der „Schande von Gijon“, in die Zwischenrunde einzog. Am Ende belegte das ÖFB-Team Rang acht. Die größten Erfolge liegen mit den Plätzen vier bei der WM 1934 in Italien und drei bei der WM 1954 in der Schweiz lange zurück. Bei der letzten EM in Frankreich schied das im Vorfeld hochgelobte ÖFB-Team als Gruppenletzter hinter Ungarn, Island und Portugal aus. Diesmal soll es für Alaba & Co. mehr Grund zur Freude geben.