Goalie Darcy Kuemper, Jacob Bernard-Docker (CAN) und Niko Ojamaki (FIN)
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Eishockey-WM

Kanada entgeht Negativpremiere

Kanada ist bei der Eishockey-WM in Riga einer historischen Schmach entgangen. Der 26-fache Weltmeister musste sich am Schlusstag der Vorrunde Titelverteidiger Finnland am Dienstag mit 2:3 nach Penaltyschießen geschlagen geben und schaffte nur dank deutscher Schützenhilfe noch den Sprung ins Viertelfinale. Das DEB-Team besiegte Lettland mit 2:1 und nahm die Kanadier damit mit in die K.-o.-Runde. Hätte der Gastgeber gepunktet, hätte der Rekordweltmeister erstmals in der WM-Geschichte die Top Acht verpasst.

Die Kanadier, die mit einem Rekordfehlstart von drei Niederlagen in Folge in die Titelkämpfe in Lettland gestartet waren, dann aber drei Erfolge gefeiert hatten, landeten in der Tabelle der Gruppe B damit auf dem vierten Platz, weil sie das direkte Duell mit dem punktegleichen und am Ende auf Rang fünf liegenden Überraschungsaufsteiger Kasachstan gewonnen haben. Hätte Lettland nur einen Punkt geholt, wäre Kanada auf Rang fünf abgerutscht. Den Gruppensieg sicherten sich die USA, die sich zum Abschluss der Vorrunde gegen Italien mit 4:2 (3:0 1:1 0:1) durchsetzten.

Kanada legte im Entscheidungsmatch einen Blitzstart hin und ging nach nur 90 Sekunden durch Brandon Pirri in Führung. Im Mitteldrittel gelang den zuvor schon für das Viertelfinale qualifizierten Finnen sogar bereits nach 71 Sekunden der Ausgleich durch Arttu Ruotsalainen. In der 29. Minute legten die „Ahornblätter“ dann erneut vor: Maxime Comtois traf im Powerplay zum 2:1. Exakt vier Minuten vor Ende des dritten Drittels erzwang Ruotsalainen mit dem neuerlichen Ausgleich die Verlängerung, die allerdings torlos blieb.

Im Shoot-out vergaben dann von den jeweils fünf Schützen drei Kanadier ihren Penalty, aber nur zwei Finnen. Das Eishockey-Mutterland verpasste damit den zum Fixaufstieg nötigen zweiten Punkt und war somit auf fremde Hilfe angewiesen.

Schweden beklagt „Fiasko“

Bereits seit Montagabend ausgeschieden ist mit Schweden eine weitere Eishockey-Großmacht. Nach der entscheidenden 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Russland herrschte im Land des elffachen Weltmeisters Enttäuschung. Erstmals seit 1937 verpasste das „Tre Kronor“-Team die Top Acht. „Das ist der größte Misserfolg der modernen Geschichte. Das ist ein Fiasko“, sagte Ex-Profi Jonas Andersson als TV-Experte. Die Boulevardzeitung „Expressen“ titelte: „Das ist kein Misserfolg, das ist ein Fiasko.“

„Wir hatten das Ziel, bis zum Ende zu gehen und es zu gewinnen. Und ich denke, wir hatten ein Team, das es definitiv könnte“, sagte NHL-Stürmer Victor Olofsson nach dem Aus. „Aber wir sitzen nun hier und haben es nicht mal in die K.-o.-Runde geschafft, also ist es ein großer Misserfolg für uns.“

Enttäuschte Schweden
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Die Enttäuschung war den schwedischen Spielern nach der Schlusssirene anzusehen

In der Heimat schlägt der unerfahrenen Mannschaft und Trainer Johan Garpenlöv Kritik entgegen. Schließlich zählt Schweden normalerweise zu den Medaillenkandidaten. Elf Titel schmücken die lange Erfolgsliste. Allein dreimal im vergangenen Jahrzehnt hatten die Schweden Gold bejubelt, zuletzt 2017 in Deutschland und 2018 in Dänemark triumphiert. Dazu kommen 17 Silber- und 16 Bronzemedaillen. Mit nur drei Siegen in sieben Spielen und nach Niederlagen gegen Dänemark und Aufsteiger Belarus zum Auftakt war schon vor dem letzten Vorrundenspieltag jegliche theoretische Hoffnung dahin.

Mangelnde WM-Erfahrung als Stolperstein

Die Hotel-Isolation und Coronavirus-Restriktionen wollten die schwedischen Cracks nicht als Ausrede nehmen. „Es ist definitiv anders“, sagte Kapitän Henrik Tommernes: „Aber auf der anderen Seite hatten wir 20 Spieler, die ihre erste Weltmeisterschaft spielten, darum wussten wir nicht, was wir erwarten sollen.“

Schweden war nicht so stark besetzt wie bei den Triumphen zuvor, immerhin fünf NHL-Profis hatten sie aber dabei. Für Garpenlöv war es die erste WM in der Verantwortung als Cheftrainer, er muss nun gleich moderieren, dass Schweden zum ersten Mal seit der Einführung der K.-o.-Runde 1992 bei dieser nicht mitmischt. „Wir sind nicht glücklich mit dem Ergebnis. Aber es ist, wie es ist“, meinte Garpenlöv. Der frühere NHL-Spieler Bengt-Ake Gustafsson antwortete im „Expressen“ auf die Frage, was nun besser werden müsse: „Alles.“