Fans von Wales mit Masken
Reuters/Paul Childs
Fußball-EM

Großevent unter besonderen Vorzeichen

Das hatte sich Michel Platini vor neun Jahren wohl ganz anders vorgestellt. Der frühere UEFA-Präsident hatte 2012 den Plan für eine Fußball-EM 2020 auf dem gesamten Kontinent angestoßen, als gemeinsames Fest der Europäer. Dann kam die Coronavirus-Krise und sorgte zunächst für die Turnierverlegung um ein Jahr. Und immer noch gibt es enorme Einschränkungen für die Fans.

Dennoch sind die Erwartungen an die EM nicht gerade bescheiden. Anlässlich des 60-Jahre-Jubiläums der ersten Europameisterschaft wollte der Kontinentalverband eine besonders denkwürdige Endrunde. 13 Städte sollten ursprünglich dabei sein, doch Brüssel sprang frühzeitig wegen hausgemachter Streitigkeiten ab. Später sagte auch Dublin ab, Bilbao wurde durch Sevilla ersetzt.

„Europa lebt und feiert das Leben. Europa ist zurück“, brachte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vor dem Start des Turniers in elf Ländern die Stimmungslage auf den Punkt. Das Mammutprojekt war nicht für eine Pandemie konzipiert worden, nach der Verschiebung auf dieses Jahr wurde der Termin aber nicht noch einmal angetastet. Der große Einfluss von Covid-19 bleibt jedoch auch trotz weitgehend guter Zahlen.

Publikum ist erlaubt

Grundsätzlich werden alle 51 Turnierspiele vor Zuschauern ausgerichtet. Die Zahl der zugelassenen Fans schwankt aber von Spielort zu Spielort. Nur die Stadt Budapest hat zugesichert, zum Start vor vollem Haus spielen lassen zu wollen. Maßgebend sind immer die Entscheidungen der lokalen Behörden.

Ein Fan beim Einlass in ein Stadion mit einem Testbescheid
Reuters/John Sibley
Auch die Fans kommen nicht um Tests und Masken herum

Fans aus dem Ausland sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Die UEFA warnt aber: „Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 verändern sich fortlaufend“, weshalb die Reiseplanung „sehr schwierig werden könnte“. In manchen Fällen „könnte eine Einreise aus dem Ausland auch überhaupt nicht möglich sein“. Erschwerend hinzu kommt, dass der europäische Flugmarkt weiterhin stark eingeschränkt ist.

Masken und Tests als ständige Begleiter

Die sichtbarsten Auswirkungen der Pandemie: Tests und Mund-Nasen-Schutz sind ständige Begleiter – bei den Zuschauern wie auch bei den Protagonisten. Zwar haben schon zahlreiche Fußballer zumindest eine Impfung erhalten oder eine Erkrankung hinter sich, dennoch wird der Infektionsstatus bei allen laufend überwacht. Auch für die Zuschauer gilt fast überall: Wer ins Stadion will, braucht zumindest den Beleg eines negativen Tests. Andere Zertifikate werden mitunter ebenfalls verlangt. Grundsätzlich gilt in jedem Stadion die Maskenpflicht.

„Weitere Maßnahmen werden Temperaturmessungen oder Covid-19-Schnelltests sein, aber jedes Stadion wird das ein bisschen anders handhaben“, schreibt die UEFA auf ihrer Website. Jeder Ticketinhaber hat zudem ein 30-Minuten-Zeitfenster zum Eintritt ins Stadion, das per Mail mitgeteilt werden soll. Es ist zu erwarten, dass etliche Volunteers in den Arenen für die Einhaltung der Regeln sorgen.

Auch Änderungen für Teams

Auch für die Spieler hat die Pandemie Auswirkungen. Statt der üblichen Kadergröße von 23 Spielern dürfen diesmal 26 Profis für das Turnier nominiert werden. Mit der Entscheidung will die UEFA die Risiken verringern, falls es vor oder während des Turniers positive CoV-Testergebnisse und daraus resultierende Quarantänevorgaben gibt. Der Kontinentalverband legte für die EM gleich weitere Regularien fest: Ein Team braucht mindestens 13 einsatzfähige Spieler, darunter einen Tormann, damit eine Partie gestartet wird.

Um dieses Kontingent zu erreichen, können laut der speziellen Regeln für die EM auch während des Turniers noch Spieler in den Kader nachrücken. „Für jeden genehmigten Spieler, der nachgemeldet wird, um die Mindestzahl von 13 Spielern zu erreichen, muss die gleiche Zahl von den in Quarantäne befindlichen Spielern endgültig von der Liste der 26 Spieler gestrichen werden“, heißt es.

Kann ein Team keine 13 Spieler mehr stellen, ist eine Aufschiebung um bis zu 48 Stunden möglich. Im Anschluss würde das Team, das für eine Absage verantwortlich ist, mit 0:3 als Verlierer gewertet. Pro EM-Spiel dürfen aus dem 26er-Kader nur 23 Spieler nominiert werden – diese Auswahl kann aber für jede Begegnung neu getroffen werden.