Lewis Hamilton (GBR/Mercedes)
AP/Luca Bruno
Formel 1

Hamilton in Baku unter Druck

Lewis Hamilton steht beim Grand Prix von Aserbaidschan erstmals seit Langem ein bisschen unter Druck. Denn vor dem Rennen in Baku am Sonntag (14.00 Uhr, live in ORF1) hat der Brite die WM-Führung an Herausforderer Max Verstappen verloren. Während der Niederländer zuletzt in seinem Red Bull in Monte Carlo siegte, wurde der Mercedes-Star im Fürstentum nur Siebenter und hat im engen Duell plötzlich vier Punkte Rückstand.

„Im Titelkampf wird es hin- und hergehen, was richtig spannend für die Formel 1 und uns ist“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor der Reise ans Kaspische Meer. Er erwarte auf dem schweren Stadtkurs „eine weitere Herausforderung“, betonte Wolff. Nach dem Rückschlag von Monaco – der Finne Valtteri Bottas im zweiten Mercedes war nach einem missglückten Boxenstopp ausgeschieden – sei der Rennstall nun „entschlossener und motivierter denn je, in Baku zurückzuschlagen“.

Einen hartnäckigen Gegner ist Hamilton inzwischen kaum noch gewohnt. 2016 hatte er sich Nico Rosberg im vergifteten teaminternen Duell geschlagen geben müssen, ehe er ab 2017 sowohl Stallrivale Bottas als auch die wenig konstante Konkurrenz meist im Griff hatte. Ernsthaft Sorgen musste er sich nie machen, am Ende die WM-Trophäe in der Hand zu halten. 2021 ist das anders – und in Verstappen ist ein Rivale gereift, der schnell für eine Zeitenwende sorgen könnte. Aber auch er leistet sich immer wieder mal Fehler.

Formel 1: Verstappen erstmals Gejagter

Vor zwei Wochen übernahm Red-Bull-Pilot Max Verstappen mit seinem Sieg beim Grand Prix von Monaco die WM-Führung. Beim Rennen in Baku ist er erstmals der Gejagte.

„Ich hege keine Zweifel, dass wir einen Wechsel zur Verstappen-Ära erleben werden“, sagte der ehemalige Formel-1-Vizeweltmeister David Coulthard. Aber schon in diesem Jahr? Niemand zweifelt an Hamiltons Ehrgeiz. Der 13 Jahre jüngere Rivale Verstappen stachelt ihn an und treibt ihn zu Höchstleistungen. Er legte in diesem Jahr den besten Saisonstart seiner Karriere hin, ehe es in Monaco eine große Enttäuschung gab. Wie es dazu kam, solle hinter verschlossenen Türen analysiert werden, und es sollten die richtigen Schlüsse gezogen werden, sagte Hamilton, der als Erster zum achten Mal Weltmeister werden kann.

Schwieriges Rennen für Mercedes

Dass es zwischen Red Bull und Mercedes seit Wochen auch intensive verbale Sticheleien gibt, werde Hamilton nicht ablenken. „Ich spiele keine Psychospielchen“, sagte er, während Wolff auch in Baku mit Problemen für sein Team rechnet. Mercedes stehe „ein schwieriges Wochenende“ bevor, da der Kurs „nicht besonders gut zu den Charakteristiken und Eigenschaften“ des eigenen Autos passen dürfte. „Red Bull wird wieder stark sein“, sagte der 49-jährige Österreicher.

Das Problem: Die Formel-1-Boliden in Baku richtig abzustimmen ist ein kniffliger Balanceakt. In der verwinkelten Altstadt mit besonders engen Kurven sind ganz andere Eigenschaften gefragt als auf den langen Geraden, auf denen auch die Motorenleistung entscheidet. Wer den besten Kompromiss findet, wird wohl ganz vorne liegen. Und Hamilton gelang das in Aserbaidschan bei vier Austragungen erst einmal. Nur 2018 konnte er gewinnen, bei der bisher letzten Auflage 2019 wurde er hinter Bottas Zweiter.

Verstappen ruht sich nicht auf WM-Führung aus

Verstappen will seine Position als WM-Leader derzeit nicht überbewerten. „Es ist wichtiger, dass wir nach dem Rennen in Abu Dhabi Erster sind“, sagte der Niederländer am Donnerstag in einer digitalen Medienrunde mit Blick auf das letzte Rennen des Jahres. In Baku tritt der 23-Jährige erstmals in seiner Karriere als Gesamtführender an, kann sich darauf aber nicht ausruhen.

Max Verstappen (NED/Red Bull Racing)
GEPA/XPB Images/Batchelor
Mit seinem Sieg in Monaco stürmte Verstappen auch in der WM-Wertung an Hamilton vorbei

„Wir müssen uns und das Auto weiter verbessern. Dann haben wir eine gute Chance“, sagte der Red-Bull-Pilot. „Ich erwarte, dass sie stark zurückkommen“, betonte er angesprochen auf die Silberpfeile: „Wir dürfen uns keine Fehler leisten, das ist uns bisher sehr gut gelungen.“

Auf dem Stadtkurs in Baku hat es Verstappen bis jetzt noch nicht auf das Podest geschafft und würde das am Wochenende gerne ändern. „Es ist hier nie leicht. Wir hatten hier viele interessante Rennen“, so der Niederländer. Von Sticheleien zwischen den beiden stärksten Teams wolle er sich derweil auch künftig nicht ablenken lassen. „Lewis und ich respektieren uns, und das ist am wichtigsten.“