Julian Baumgartlinger
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Fußball

Baumgartlinger für EM-Einsätze bereit

Trotz der 0:1-Niederlage in England war der Test am Mittwoch für Julian Baumgartlinger ein persönlicher Erfolg. Der 33-Jährige gab nur etwas mehr als vier Monate nach einer Kreuzbandoperation sein Comeback im österreichischen Nationalteam und hatte in seinem rund 15-minütigem Einsatz nach eigenen Angaben keinerlei Beschwerden. Daher fühlt sich der Leverkusen-Profi auch für EM-Einsätze gerüstet, obwohl es noch Aufholbedarf gebe.

„Ich muss anerkennen, dass ich noch nicht dort sein kann, wo die anderen fitten Spieler des Kaders sind“, sagte Baumgartlinger am Donnerstag nach der Ankunft in Wien. „Der nächste Schritt ist, im Optimalfall am Sonntag gegen die Slowakei (17.30 Uhr, live in ORF 1) ein bisschen mehr zu spielen. Aber es entscheidet der Trainer, wer die beste Form hat.“

Die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ist groß. Gegen England begannen dort Xaver Schlager und Konrad Laimer, weitere Anwärter sind Florian Grillitsch, Stefan Ilsanker und theoretisch auch David Alaba. Trotzdem sieht sich Baumgartlinger bereit für EM-Auftritte, auch in der Startformation. „Ich versuche natürlich, im Laufe der EM eine Option von Beginn an zu sein, vielleicht auch schon beim ersten Spiel.“

Baumgartlinger hofft auf Einsatz

ÖFB-Teamkapitän feierte in England vier Monate nach seiner Kreuzbandverletzung ein Kurzcomeback und hofft auf längere Einsätze bei der EM.

Auf dem Weg zurück zu alter Stärke muss sich der Salzburger nach eigenen Angaben manchmal selbst ein bisschen zügeln. „Man darf nicht vergessen, dass der Rehaprozess vielleicht im Hinterkopf abgeschlossen ist, aber meine Spielbetriebseingliederung noch läuft.“ Er dürfe nicht zu gierig werden, um keine Verletzung riskieren, meinte Baumgartlinger mit Hinweis auf das Samstag-Training, wo es eine kleine Schrecksekunde bei seinem lädierten Knie gegeben hatte.

Solides ÖFB-Spiel gegen England

Das Kreuzband hielt aber, und so kam Baumgartlinger gegen England zu seinem 83. Länderspiel. Mit dem Auftritt gegen den EM-Mitfavoriten war der Mittelfeldspieler zufrieden. „Es war ein sehr intensives Spiel mit vielen guten Phasen und Phasen, in denen wir den Faden verloren haben, was aber gegen einen Gegner wie England normal ist. Wir können auf diesem Match definitiv aufbauen“, sagte Baumgartlinger.

Man hätte zumindest ein Remis verdient gehabt, so der Deutschland-Legionär und hofft auf weniger Chancenwucher bei der EM. Als positiven Aspekt hob Baumgartlinger unter anderem das starke Verteidigen von englischen Standardsituationen hervor. Auch deshalb blickte Baumgartlinger erwartungsfroh in die Zukunft. „Ich habe das Gefühl, dass der Aufbau sehr gut sein könnte“, sagte der ÖFB-Spielführer und betonte das positive Klima innerhalb der Mannschaft. „Die Stimmung ist sehr gut, es kommt mir kurzweiliger vor als 2016.“

Julian Baumgartlinger
GEPA/Michael Zemanek
Kapitän Julian Baumgartlinger gab beim 0:1 im Test gegen England sein Comeback im ÖFB-Team

Es entsteht ein „Spirit“

Zu Marc Jankos Vermutungen, es gebe atmosphärische Störungen, meinte Baumgartlinger: „Es ist sein gutes Recht, seine Meinung öffentlich kundzutun, er hat jahrelang in dieser Mannschaft gespielt. Dass nach dem 0:4 gegen Dänemark die Stimmung nicht gut sein kann, ist kein großes Geheimnis. Trotzdem sehe ich das jetzt anders, weil wir versuchen, in Richtung EM alles in positive Bahnen zu lenken, und ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg.“ Es entstehe gerade ein „Spirit“ wie vor der am Ende verpatzten EM 2016. „Die Stimmung ist jetzt nicht schlechter, sie ist anders“, erklärte Baumgartlinger.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel freute sich über die schnelle Genesung von Baumgartlinger. „Wir sind alle extrem happy, dass wir den Kapitän dabei haben. Ich persönlich war überrascht, dass er schon gespielt hat“, so Schöttel mit Blick auf den Zwischenfall im Training.

Arnautovic trainiert wieder

Baumgartlinger ist aber ebenso einsatzbereit wie die zuletzt verletzt gewesenen Christoph Baumgartner und Konrad Laimer, die gegen England jeweils über eine Stunde Spielzeit bekamen. Zudem nahm Karim Onisiwo nach auskurierter Knochenprellung im Knie am Donnerstag wieder das Mannschaftstraining auf.

Auch bei Marko Arnautovic zeigte der Pfeil zuletzt wieder in die richtige Richtung. Der China-Legionär, der sich seit dreieinhalb Wochen mit einer hartnäckigen Muskelverletzung im Oberschenkel herumschlägt, stieg am Freitag erstmals wieder ins Training mit der Mannschaft ein. Ob der 32-Jährige bei der letzten Gelegenheit vor der WM am Sonntag gegen die Slowakei auch Spielpraxis sammeln kann, ist aber noch offen.

Teamchef Franco Foda hatte sich Freitagmittag zuversichtlich geäußert. Arnautovic habe an den Tagen zuvor individuell bereits „fast am Maximum“ trainiert. „Ich hoffe, dass er am Wochenende spielen kann“, sagte der Deutsche. Für Arnautovic wären es die ersten Einsatzminuten seit einem Ligaspiel in China am 11. Mai.