Nicolas Beaudin (Kanada) gegen Anton Slepyshev (Russland)
Reuters/Vasily Fedosenko
Eishockey-WM

Kanada zerstört russischen Goldtraum

Der Traum von Gold bei der A-WM in Lettland ist für einen der großen Favoriten bereits im Viertelfinale geplatzt. Kanada beendete am Donnerstag im großen Schlager mit einem – aufgrund der Vorrunde – überraschenden 2:1-Sieg nach Verlängerung den Goldtraum Russlands und bleibt selbst im Rennen um den Titel. Auch Finnland und Deutschland buchten in hochspannenden Duellen mit Tschechien bzw. der Schweiz das Ticket für das Semifinale. Einzig die USA nahmen die Hürde Slowakei souverän.

Die Amerikaner stiegen mit einem klaren 6:1 (3:0 1:1 2:0) über die Slowaken in die Runde der besten vier am Samstag auf und treffen nun im Semifinale zum zweiten Mal bei den Titelkämpfen in Riga auf Russland-Bezwinger Kanada (13.15 Uhr, live in ORF Sport +). Bereits in der Gruppenphase waren sich die nordamerikanischen Nachbarn gegenüber gestanden. Damals hatten sich die USA klar mit 5:1 durchgesetzt.

Im zweiten Semifinale kommt es zum Duell zwischen Titelverteidiger Finnland, der Tschechien im Viertelfinale knapp mit 1:0 (0:0 1:0 0:0) aus dem Turnier warf und Deutschland (Samstag, 17.15 Uhr, live in ORF Sport +). Letztgenannte setzten sich in einer dramatischen Partie gegen die Schweiz nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 nach Penaltyschießen durch und schafften erstmals seit 2010 wieder den Aufstieg ins Semifinale. Detail am Rande: Alle Semifinalisten kommen damit heuer aus der Vorrundengruppe B.

Kanada dreht Partie

Im Topspiel taten sich die favorisierten Russen gegen das junge kanadische Team, dass nach drei Niederlagen in der Gruppenphase nur knapp den Aufstieg ins Viertelfinale geschafft hatte, trotz optischer Überlegenheit lange sehr schwer. Erst in der 35. Minute gelang der „Sbornaja“, die in Lettland aufgrund der Strafe durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) als „Russian Olympic Comite“ antreten musste, durch Jewgeni Timkin (35.) der Führungstreffer.

Doch die Kanadier ließen sich dadurch nicht aus der Bahn werfen und hielten die Partie trotz des Rückstandes offen. Im dritten Drittel wurde der Kampf der „Ahornblätter“ belohnt. Kapitän Adam Henrique gelang im Powerplay nach perfekter Vorarbeit von Connor Brown der Ausgleich (46.). In der Verlängerung leitete erneut ein sehenswerter Assist den entscheidenden Treffer zugunsten der Kanadier ein. Troy Stecher tanzte sich nach etwas mehr als zwei Minuten der Overtime im Spiel drei gegen drei durch die russische Abwehr und bediente Andrew Mangiapane ideal. Der extra für die Finalphase eingeflogene Stargoalie Sergei Bobrowski im russischen Tor war chancenlos.

Deutsche krönen Comeback im Shoot-out

Im Duell zwischen Deutschland und der Schweiz wurde ausgerechnet Marcel Noebels, dessen Einsatz nach einer Verletzung im letzten Gruppenspiel gegen Lettland fraglich war, im Shoot-out mit einem sehenswerten Penalty zum Matchwinner für die Deutschen. Davor hatten Tom Kühnhackl (38.) und Leon Gawanke nur 43 Sekunden vor der Schlusssirene (60.) den 2:0-Vorsprung der Schweizer egalisiert. Die Eidgenossen hatten dank der Treffer von Ramon Untersander (16.) und Fabrice Herzog (34.) lange – aber letztlich vergeblich – vom Einzug ins Semifinale geträumt.

Das Team des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) durfte im zwölften Auftritt in einem WM-Viertelfinale seit 1992 erst über den zweiten Sieg jubeln. Der bis dato einzige war bei der Heim-WM 2010 gelungen. Auch damals hatten sich die Deutschen pikanterweise gegen die Schweiz durchgesetzt und am Ende mit Platz vier das beste WM-Ergebnis seit Silber 1953 erzielt.

Marcel Noebels
APA/AFP/Gints Ivuskans
Noebels (l.) lässt Leonardo Genoni elegant ins Leere fahren und sichert Deutschland das Semifinal-Ticket

Minimalistische Finnen, souveräne US-Boys

Titelverteidiger Finnland zwang Tschechien zwar in regulärer Spielzeit, aber ebenfalls nur mit dem minimalsten Ausgang in die Knie. Jere Innala gelang in der 33. Minute per Abstauber der einzige Treffer der Partie. Den Rest erledigte Goalie Jussi Olkinuora. Der 30-jährige Schlussmann vom russischen KHL-Club Magnitogorsk parierte alle 28 Torschüsse der Tschechen auf sein Tor und hielt die Finnen damit weiter auf Kurs zur erfolgreichen Titelverteidigung.

Die USA legten im Viertelfinale gegen die Slowaken bereits im ersten Drittel mit Treffern von Brian Boyle (14.), Colin Blackwell (16.) und Conor Garland (20.) den Grundstein zum klaren Erfolg. Peter Cehlarik gab den Slowaken nur kurz Hoffnung auf ein Comeback (33.), doch abermals Blackwell (37.), Alexander Chmelevski 46.) und Garland mit seinem zweiten Treffer (59.) sorgten letztlich für klare Verhältnisse zugunsten der USA.

Eishockey-A-WM in Riga, Viertelfinale

Donnerstag:

Russland – Kanada 1:2 n. V.

(0:0 1:0 0:1 / 0:1)

Tore: Timkin (35.) bzw. Henrique (46./PP), Mangiapane (63.)

Finnland – Tschechien 1:0

(0:0 1:0 0:0)

Tor: Innala (33.)

Schweiz – Deutschland 2:3 n. P.

(1:0 1:1 0:1 / 0:0 / 1:2)

Tore: Untersander (16.), Herzog (34.) bzw. Kühnhackl (38.), Gawanke (60.), Marcel Noebels (entscheidender Penalty)

USA – Slowakei 6:1

(3:0 1:1 2:0)

Tore: Boyle (14.), Blackwell (16., 37.), Garland (20., 59.), Chmelevski (46.) bzw. Cehlarik (33.)