Trainer Franco Foda mit Spielern.
APA/Robert Jaeger
Fußball

EM-Generalprobe soll Moralspritze sein

Für Österreichs Nationalteam bietet sich am Sonntag (17.30 Uhr live in ORF1) die letzte Chance, für den Ernstfall Europameisterschaft zu testen und sich Selbstvertrauen für die kommenden Freitag beginnende Endrunde zu holen. Bei der Generalprobe gegen die Slowakei plant Teamchef Franco Foda trotzdem Umstellungen im Vergleich zum Test in England. Einige Akteure könnten eine Pause erhalten, dafür steht Marko Arnautovic vor einem Comeback.

Foda konnte vor dem letzten Testspiel vor der EM jedenfalls gute Nachrichten in Sachen Personal verkünden. „Es sind alle Mann fit, wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagte der Deutsche. Das Abschlusstraining absolvierte daher auch der gesamte 26-Mann-Kader. Für Arnautovic war es die zweite volle Einheit mit der Mannschaft nach seiner Muskelverletzung. Auch Karim Onisiwo ist wieder fit.

Den gesunden Kader will der Teamchef auch zu seinem Vorteil nutzen. „Dadurch haben wir gerade in der Offensive mehr Variationsmöglichkeiten“, erklärte Foda. „Wir werden die Spieler, die in den letzten Wochen und Monaten sehr viel gespielt haben, noch ein bisschen dosieren.“ Schon am Mittwoch beim Test in England (0:1) hatte Foda sechsmal gewechselt. Mit Ausnahme von Marcel Sabitzer waren alle Mittelfeld- und Offensivakteure vorzeitig vom Platz.

Testspiel

Sonntag

Beginn 17.30 Uhr, live in ORF1:

Österreich – Slowakei

Ernst-Happel-Stadion, SR Schnyder (SUI)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Lienhart, Hinteregger, Ulmer – Grillitsch, Alaba – Lazaro, Sabitzer, Baumgartner – Kalajdzic

Slowakei: Dubravka – Pekarik, Skriniar, Satka, Hubocan – Kucka, Hromoda – Haraslin, Duda, Mak – Schranz

„Jeder, der reingekommen ist, hat gut performt. Wir haben die eine oder andere Option“, meinte Foda. Wie viele Umstellungen er in etwa vornehmen will, ließ der Deutsche aber offen. „Wir haben 26 Spieler nominiert, zu denen wir absolutes Vertrauen haben. Es geht auch darum, das Spiel zu gewinnen.“ Jeder Sieg würde Selbstvertrauen, Kraft und Energie geben. Auf „zu viele Experimente“ will sich Foda daher nicht einlassen. „Wir werden schon auch eine Mannschaft positionieren, die das Spiel gewinnen kann“, so der Deutsche.

Die ewige Alaba-Positionsfrage

Auf welcher Position – und ob überhaupt – David Alaba zum Einsatz kommen wird, ist ein Fragezeichen. Foda betonte einmal mehr, dass sein Star „universell einsetzbar“ sei. „Er kann linker Verteidiger spielen, hat bei Bayern Innenverteidiger und im Mittelfeld gespielt. Er hat dort absolute Weltklasse“, meinte der Teamchef, der den 28-Jährigen zuletzt meist auf dem linken Flügel beginnen ließ – so auch bei den jüngsten Niederlagen gegen Dänemark (0:4) und England.

Gut sei, dass Alaba schon vor der EM wisse, wo er nächstes Jahr spielt. „Es ist wichtig, dass er das Kapitel abgeschlossen hat“, sagte Foda. Real Madrid sei ein absoluter Topverein. „Es ist auch nicht selbstverständlich, dass man zu Real Madrid kommt.“ Alaba sei zudem auch im ÖFB-Team in seiner Führungsrolle gereift, seit er vor eineinhalb Jahren Vater geworden ist, will Foda beobachtet haben. „Er ist ein extrem wichtiger Spieler.“ Als Ersatz für den verletzten Julian Baumgartlinger trug Alaba zuletzt auch die Kapitänsschleife.

Gegen die Slowaken könnte Baumgartlinger bereits mehr als die zehn Minuten gegen England zum Einsatz kommen. Wer das Tor hüten wird, ließ Foda auch am Samstag offen. Erst am Abend wolle man mit den drei Kandidaten Alexander Schlager, Daniel Bachmann und Pavao Pervan darüber sprechen. Bachmann hatte in England debütiert, nun könnte Schlager eine weitere Chance erhalten. Wolfsburg-Reservist Pervan, der im Herbst beim Gruppensieg in der Nations League zum Zug gekommen war, gilt eher als Außenseiter.

ÖFB-Spieler David Alaba.
GEPA/Michael Zemanek
Alabas „universelle Einsetzbarkeit“ stellt für Teamchef Foda eine Herausforderung dar

„Volles Haus“ bei Generalprobe

Samstagmittag waren alle verfügbaren Karten abgesetzt. Foda freut sich, dass zumindest 3.000 Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion zugelassen sind. „Wir wollen uns gut präsentieren“, betonte der 55-Jährige. „Wir wissen, was uns bei der EM erwartet. Wir kennen unsere Aufgabe.“ Man befinde sich eine Woche vor dem Auftaktspiel am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien immer noch in der Vorbereitung: „Aber die Richtung stimmt.“

Am Dienstag hebt das Team gemeinsam ins EM-Quartier nach Seefeld ab. Foda sucht nach Möglichkeiten, wie er es den Spielern trotz des Präventionskonzeptes in der Coronavirus-„Blase“ gewähren könnte, am freien Montag mit ihren Familien zusammenzukommen. „Es sind Profis, aber wir sind alle Menschen. Wir haben alle Gefühle“, sagte der Teamchef. Arnautovic hatte kurz zuvor bei einem Medientermin Tränen zurückhalten müssen, weil er seine Familie in China monatelang nicht gesehen hatte.

Das ÖFB-Team war vor eineinhalb Wochen in Bad Tatzmannsdorf zusammengekommen. Bei der EM befindet es sich je nach Abschneiden zumindest zwei weitere Wochen in seiner „Blase“. Eine Entscheidung über das Prozedere für Montag werde erst am Sonntag fallen. Man müsse sich an das Konzept mit allen Testungen halten, betonte Foda. „Aber ich hoffe, dass es irgendwie funktionieren wird.“ Ein Besuch bei der Familie würde auch Kraft, Substanz und Energie geben. „Die werden wir bei der Euro brauchen.“