Formel 1

Perez staubt GP-Erfolg in Baku ab

Max Verstappen hat den Sieg beim Grand Prix von Aserbaidschan in einem dramatischen Finale noch aus der Hand gegeben. Der niederländische WM-Führende krachte in der 47. von 51 Runden auf dem Stadtkurs in Baku nach einem Reifenschaden links hinten als Leader in die Streckenbegrenzung. Den Sieg staubte sein mexikanischer Red-Bull-Kollege Sergio Perez ab.

Perez gab sich als Teamplayer: „Es tut mir leid um Max, weil er ein tolles Rennen gefahren ist. Er hätte den Sieg verdient.“ Nach Verstappens Unfall war das Rennen unterbrochen und später stehend neu gestartet worden. Perez behauptete die Führung, während Mercedes-Star Lewis Hamilton – zum Zeitpunkt der Unterbrechung Zweiter – in der ersten Kurve zurückfiel.

Perez gewann letztlich 1,385 Sekunden vor dem Deutschen Sebastian Vettel, der seinen ersten Podestplatz für Aston Martin holte. Dritter wurde der französische Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly (+ 2,762).

Hamilton vergibt große Chance

Hamilton wurde nach seinem kapitalen Schnitzer beim Neustart nur 15. und vergab damit die Chance auf die WM-Führung. Im Kampf um den Titel liegt weiter Verstappen (105) vier Punkte vor dem Briten auf Platz eins. Perez rangiert nach sechs von insgesamt 23 Saisonrennen mit 69 Punkten bereits abgeschlagen auf Platz drei.

Hamilton verbremst sich bei Neustart

Ein kapitaler Schnitzer beim Neustart kostet Hamilton in Baku die Chance auf die WM-Führung.

Im fünften Baku-Rennen gab es damit den fünften unterschiedlichen Sieger. Perez beendete die kleine Mercedes-Serie von Hamilton (Sieger 2018) und Valtteri Bottas (2019) und sorgte nach Daniel Ricciardo (2017) für den zweiten Sieg von Red Bull Racing auf dem Stadtkurs. Das nächste Rennen steht in zwei Wochen mit dem Frankreich-Grand-Prix in Le Castellet auf dem Programm, ehe das Österreich-Doppel mit zwei Rennen (27. Juni/4. Juli) in Spielberg stattfindet.

„Das Herz in die Hose gefallen“

„Ende gut, alles gut. Es ist nur schade, weil wir die Führung drastisch ausgebaut hätten“, meinte Helmut Marko mit Blick auf Verstappens verhängnisvollen Unfall, den der 23-Jährige immerhin unverletzt überstand. Marko im ORF: „Da ist uns allen das Herz in die Hose gefallen.“ Verstappen war einigermaßen fassungslos. „Es wäre ein ganz einfacher Sieg gewesen.“ In der Konstrukteurswertung liegen die „Bullen“ nun 27 Punkte vor Mercedes, weil die Silberpfeile von Valtteri Bottas (12.) und eben Hamilton ohne Punkte blieben.

„Die Frustration ist so überwältigend“, sagte Teamchef Toto Wolff. Der Wiener sprach von zwei „nicht akzeptablen“ Wochenenden. In Monaco war Mercedes nicht über einen siebenten Rang von Hamilton hinausgekommen. „Wir können unsere Erwartungen nicht erfüllen, niemand von uns im Team.“

Verstappen kracht mit Reifenschaden in Absperrung

Als Führender kracht Verstappen in der 47. von 51 Runden nach einem Reifenschaden in die Streckenbegrenzung.

Leclerc nach Pole nur Vierter

Pole-Mann Charles Leclerc wurde Vierter. Der Ferrari konnte mit dem Tempo von Mercedes und Red Bull Racing wie erwartet nicht mithalten. Nach einer von Disziplin geprägten Startphase schnappten sich Hamilton (Runde 3), Verstappen (7) und Perez (8) Leclerc jeweils auf der langen Zielgeraden. Der Monegasse bog nach dem Realitäts-Check zum Reifenwechseln in die Box ab – und spielte fortan wie Teamkollege Carlos Sainz nur noch eine Nebenrolle.

Hamilton verlor dann früh Zeit an der Box, weil Gasly in der Fast-Lane am stoppenden Mercedes vorbeifuhr. Die Red-Bull-Crew von Verstappen brillierte zunächst mit einem Blitzstopp von 1,9 Sekunden, patzte aber bei Perez (4,3). Das reichte trotzdem, um sich zwischen Verstappen und Hamilton zu schieben. Die Taktik der „Bullen“ ging auf. Verstappen gab Gas, dahinter saß Hamilton hinter Perez fest und rutschte zeitweise aus dem wichtigen DRS-Fenster.

Auch Stroll crasht nach Reifenschaden

Während die „Bullen“ scheinbar unbeirrt auf den zweiten Doppelsieg in der Turbo-Hybrid-Ära (nach Malaysia 2016) zusteuerten, gab Lance Stroll ein erstes mahnendes Beispiel ab: Der Kanadier schlug nach einem Reifenschaden heftig in die Streckenbegrenzung ein, stieg unverletzt aus seinem Wagen, die erste Safety-Car-Phase war die Folge.

Unfall von Stroll nach Reifenschaden

Wie später Verstappen landete auch Stroll nach einem Schaden am linken Hinterrad in der Streckenbegrenzung

Verstappen, der zuvor eine komfortable Lücke herausgefahren hatte, war seinen Vorsprung los. Kaum war wieder Normalbetrieb, da donnerte Vettel los, schnappte sich Leclerc und Gasly und war plötzlich Vierter. An der Spitze kontrollierte Verstappen erneut souverän das Geschehen, doch dann gab bei Topspeed – wie bei Stroll links hinten – der Pirelli-Reifen nach.

Pirelli-Boss Mario Isola vermutete später, dass Material auf der Strecke zu den Schäden geführt habe. Zumal der Hersteller auch bei Hamilton „einen Schnitt“ im linken hinteren Reifen gefunden haben will.

Das Rennen wurde für Aufräumarbeiten lange unterbrochen, beim Neustart verbremste sich Hamilton bei seiner Attacke auf Perez in der ersten Kurve und rutschte weit zurück. Völlig konsterniert sprach der siebenfache Weltmeister noch im Auto sitzend von einem Bedienungsfehler.

Grand Prix von Aserbaidschan in Baku

Endstand nach 51 Runden (306,049 km):
1. Sergio Perez MEX Red Bull 1:44,703
2. Sebastian Vettel GER Aston Martin + 1,385
3. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 2,762
4. Charles Leclerc MON Ferrari 3,828
5. Lando Norris GBR McLaren 4,754
6. Fernando Alonso ESP Alpine 6,382
7. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 6,624
8. Carlos Sainz ESP Ferrari 7,709
9. Daniel Ricciardo AUS McLaren 8,874
10. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 9,576
11. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 10,254
12. Valtteri Bottas FIN Mercedes 11,264
13. Mick Schumacher GER Haas 14,241
14. Nikita Mazepin RUS Haas 14,315
15. Lewis Hamilton GBR Mercedes 17,668
16. Nicholas Latifi CAN Williams 42,379

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Lance Stroll (CAN/Aston Martin), Esteban Ocon (FRA/Alpine), George Russell (GBR/Williams)

Schnellste Runde: Max Verstappen (41.)