David Alaba
AP/Lisa Leutner
Fußball

ÖFB-Spieler sind vor EM guter Dinge

Der Countdown ist endgültig eingeläutet: Am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) trifft das österreichische Fußballnationalteam zum Auftakt der Europameisterschaft in Bukarest auf Nordmazedonien. Auch wenn die beiden letzten Testspiele gegen England (0:1) und die Slowakei (0:0) nicht nach Wunsch verliefen, sind die Spieler vor der Endrunde guter Dinge.

„Wir wollten natürlich als Sieger vom Platz gehen. Aber wenn wir uns das Spiel über 90 Minuten ansehen, konnten wir einiges umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, sagte David Alaba nach der EM-Generalprobe am Sonntag gegen die Slowaken. „Wir wollten den Ball in unseren Reihen halten und Chancen herausspielen, das einzige, was man heute bemängeln kann, ist die Chancenverwertung.“

Alaba, der nur die erste Hälfte spielte („Es war wichtig, dass wir Kräfte sammeln“), konnte nach der Pause das ÖFB-Comeback seines Kumpels Marko Arnautovic von der Seite aus betrachten, auch das stimmte den künftigen Real-Legionär für die EM zuversichtlich. „Marko hatte zwei, drei Riesenchancen. Ich bin sicher, dass er die bei der EM reinmacht.“

Länderspiel-Highlights Österreich – Slowakei

Die Mannschaft von Teamchef Franco Foda muss sich am Sonntag im Ernst-Happel-Stadion letztlich mit einem 0:0 begnügen.

Alaba erfüllt Fodas Vorgaben

Alaba vertrat Julian Baumgartlinger einmal mehr als Kapitän auf dem Platz, dieses Mal auch auf dessen Position im zentralen Mittelfeld. Teamchef Franco Foda erklärte, dass der langjährige Bayern-Spieler als „Mischung zwischen Sechser und Achter, der im Spielaufbau wie ein dritter Innenverteidiger“ agierte. Der Linksfuß ließ sich im Ballbesitz immer wieder zurückfallen, um damit ebenso Räume zu öffnen.

„David ist ein Spieler, der die Qualität hat, aus dieser Position heraus Bälle in die Tiefe zu spielen. Er ist gut im Ballbesitz, den hatten wir. David kann in der Innenverteidigung spielen, im Mittelfeld, auf der linken Seite und bringt immer seine Leistung“, so Foda, für den Alaba kein „Freigeist“ sei, sondern ein Spieler, der die Vorgaben des Trainers stets gut umsetze.

Arnautovic hebt Stimmung

Nach über einem halben Jahr Pause inklusive Muskelverletzung konnte Arnautovic zwar nicht mit einem Treffer sein ÖFB-Comeback krönen, aber seine Präsenz auf dem Platz sorgte sofort für Belebung im Spiel der Gastgeber. Zuvor hatten ihn Teile der 3.000 Zuschauer lautstark gefordert. „Es war schon ein sehr gutes Gefühl im Bauch“, sagte der 32-Jährige, der sich über die Rückkehr der Zuschauer freute. „Es war nicht leicht, die Fans kommen aber zurück, das macht Fußball aus.“

Der Muskel hätte keine Probleme gemacht, so Arnautovic. Die Luft sei ihm ob der fehlenden Spielpraxis aber etwas weggeblieben. „Mein Job ist es nicht einfach, auf dem Platz zu stehen, sondern alles zu geben und Tore zu machen. Ich bin da, um der Mannschaft zu helfen.“

Marko Arnautovic (AUT)
GEPA/Walter Luger
Er kam, sah und traf die Stange: Arnautovic überzeugte bei seinem halbstündigen Comeback gegen die Slowakei

Ob Arnautovic gegen Nordmazedonien beginnen wird, ist offen. In diesem Jahr startete bisher stets der beim VfB Stuttgart treffsichere Sasa Kalajdzic als Solostürmer. „Man hat sofort gesehen, was er für einen Impact bringen kann. Das ist absolut positiv“, sagte Kalajdzic über seinen Sturmkonkurrenten, der auch zum Nebenmann werden könnte. „Er hat einen richtig guten Eindruck hinterlassen. Man hat gesehen, wie sehr wir ihn brauchen und wie wichtig er für uns ist.“

„Genau in solchen Spielen, wo der Gegner tief steht, wo wenig Platz ist, hilft es enorm, so einen Spieler auf dem Platz zu haben“, ergänzte Konrad Laimer, der auch eingewechselt wurde. „Er bringt eine enorme Präsenz vorne“, meinte Christoph Baumgartner. Das merke man bereits in dem Moment, in dem Arnautovic das Spielfeld betrete. Florian Grillitsch sprach von einem „Ruck“, der durch die Mannschaft ging.

Lob für und von Arnautovic

Baumgartner ist zuversichtlich, dass Arnautovic bis zum Turnierstart vollkommen fit ist. „Wir wissen, dass Marko ein Wettkampftyp ist“, sagte der 21-Jährige. „Ich gehe davon aus, dass er diese Woche nutzt, um noch ein paar Körner zu finden.“ Der China-Legionär hätte Fans und Spielern gerne ein Tor geschenkt, „aber es war auch ein bisschen Pech dabei. Mit Glück kann es 1:0, 2:0 oder 3:0 ausgehen.“

Auf der anderen Seite hob Arnautovic auch seinen früheren Stoke-Teamkollegen Daniel Bachmann hervor, der es als neuer ÖFB-Einsergoalie „bei den paar Chancen, die sie hatten, gut gemacht hat“. Zusatz: „Wir brauchen aber nicht nur einen Bachmann, sondern auch jemanden, der Tore schießt. Ich hoffe, dass ich da helfen kann“, so Arnautovic, der insgesamt „gute Sachen sah, aber auch Dinge, die wir noch ändern müssen“. Ähnlich sahen es auch seine Teamkollegen.

„Werden in gewissen Bereichen nachlegen“

„Wir müssen in gewissen Bereichen nachlegen. Das werden wir tun, und dann bin ich nach wie vor überzeugt, dass wir das erste Spiel gewinnen werden“, sagte Baumgartner. „Wir müssen da mehr auf den Endzweck kommen.“ Dass die mangelnde Chancenverwertung zum leidigen Dauerthema werden könnte, befürchtet der 21-Jährige nicht. „Mir ist das scheißegal. Wenn wir im ersten Spiel ein paar reinhauen, wird das Thema vom Tisch sein.“

Für mehr als die Hälfte aller ÖFB-Treffer in diesem Jahr sorgte Kalajdzic. Der Stürmer bekam gegen die Slowaken aber wie schon davor gegen Dänemark (0:4) und in England (0:1) wenig brauchbare Bälle in den Strafraum. „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend“, sagte der Stuttgart-Goalgetter. Im Abschluss sei man mitunter etwas unglücklich, aber auch unkonzentriert gewesen, 316 Minuten wartet man nun auf ein Tor. „Wir haben noch ein bisschen was, an dem wir zu arbeiten haben – aber wir haben noch fast eine Woche bis zum Spiel.“

Feinschliff folgt in Seefeld

Die Slowakei diente als Simulation für den EM-Auftaktgegner, von dem ein ähnliches Spiel zu erwarten sei. Daher entschied sich Foda im Mittelfeld auch für die ballsicheren Alaba und Grillitsch. „Wir hatten viel Ballbesitz, aber nicht in den Räumen, wo wir hinwollen. Wir wollen vertikal nach vorne spielen, hatten aber zu wenig Tiefe. Das müssen wir gut analysieren und gegen Nordmazedonien besser machen“, sagte der Hoffenheim-Legionär, der auch Aluminium traf.

Doch auch Grillitsch sieht sich und seine Teamkollegen auf dem richtigen Weg. „Jeder ist auf einem guten Level, jetzt holen wir noch den letzten Feinschliff, um dann bei der EM anzugreifen.“

Mit „breitem Grinser“ ins Teamcamp

Laimer stand die Vorfreude ins Gesicht geschrieben: „Wir werden am Dienstag alle mit einem breiten Grinser einrücken.“ Dann bricht das ÖFB-Team gemeinsam ins EM-Basislager nach Seefeld auf.

Davor durften die Kicker am Montag noch ein letztes Mal zu ihren Familien. „Es tut jedem gut, ein bisschen Kraft zu tanken und noch frischer zurückzukommen“, meinte Laimer. „Jetzt machen wir den Kopf ein bisschen frei, dann starten wir voll in die nächste Woche rein. Ich freue mich da einfach unmenschlich drauf. Wir können eine sehr geile EM spielen, wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen.“