Der ehemalige österreichische Fußballer Ivica Vastic
GEPA/Andreas Pranter
Fußball-EM

Elferheld Vastic traut Österreich einiges zu

Ivica Vastic und die Fußball-EM haben eine besondere Geschichte. Der frühere Edeltechniker ist nicht nur der erste von nur zwei österreichischen EM-Torschützen. Vastic ist mit seinem Elfmeter in der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleich beim Heimturnier 2008 gegen Polen auch der älteste Spieler, der je bei einer Fußball-EM getroffen hat. Seinen Nachfolgern im ÖFB-Dress traut der mittlerweile 51-Jährige bei der diesjährigen Auflage einiges zu.

Bei seinem letzten und wichtigsten Länderspieltor war Vastic 38 Jahre und 257 Tage alt. 2021 steht kein Feldspieler im Kader eines der 24 EM-Teilnehmer, der während des Turniers dieses Alter erreichen könnte. Russlands Juri Schirkow (37), Nordmazedoniens Star Goran Pandev (37) und auch Portugals Pepe (38) kommen Vastic nahe. Der Einzige, der ihm den Titel abluchsen könnte, wäre Niederlande-Goalie Maarten Stekelenburg, der etwa beim Duell mit Österreich am 17. Juni in Amsterdam 38 Jahre und 268 Tage alt wäre.

Vastic wird den Titel als ältester EM-Torschütze deshalb wahrscheinlich zumindest noch drei weitere Jahre behalten dürfen. „Der Rekord ist für mich nicht so bedeutend“, sagte Vastic zur APA. „Aber er ist ein Zeichen, dass ich eine kontinuierliche, qualitativ gute Arbeit geleistet habe. Dass ich es überhaupt in diesem Alter zur Europameisterschaft geschafft habe.“ Wichtiger ist dem mittlerweile 51-Jährigen laut eigener Aussage der Eintrag in die Geschichtsbücher als erster ÖFB-Torschütze bei einer EM-Endrunde. Acht Jahre später wurde Alessandro Schöpf beim 1:2 gegen Island die Nummer zwei.

Ivica Vastic jubelt nach einem Elfmeter gegen Polen bei der Euro 2018.
Reuters/Yuri Kadobnov
Seit seinem Treffer gegen Polen bei der Heim-EM ist Vastic der älteste Torschütze bei einer EM-Endrunde

„Jedes Spiel wie ein Finale sehen“

Mit der Turniererfahrung von zwei Großereignissen – der gebürtige Kroate vertrat Österreich als Spieler auch bei der WM 1998 in Frankreich (Tor beim 1:1 gegen Chile) – weiß Vastic, was auf seine Nachfolger in diesen Tagen zukommt. Es sei notwendig, auch nach einer strapaziösen Saison, den Fokus zu behalten und als Einheit aufzutreten. Und: „Jedes Spiel ist wie ein Finale zu sehen. Es gibt keine Kalkulationen.“

Die jüngsten Auftritte der Nationalmannschaft sollten nicht überbewertet werden, meinte Vastic. „Ich glaube, dass kein Nationalteam so kurz vor dem Turnier das Bild abgibt, das es bei der Europameisterschaft zeigen wird.“ Er ist Optimist. „Ich bin sicher, dass sie bis zum ersten Spiel die optimale Form finden und das gut ausschauen wird. Ich glaube, dass es schon möglich ist, dass wir über die Gruppenphase drüberkommen, dann braucht man mit der Auslosung ein bisschen Glück.“

Keine Ratschläge für Ex-Kollege Foda

Dass Österreichs Team seit drei Partien torlos ist, bereitet dem ehemaligen Regisseur von Sturm Graz, mit 187 Toren hinter Hans Krankl Nummer zwei in der ewigen Bundesliga-Schützenliste, wenig Sorgen. Die individuelle Qualität sei groß.

„Wir haben mit Kalajdzic und Arnautovic, mit Alaba aus Freistößen, genügend Waffen in der Mannschaft, um Tore zu machen“, meinte Vastic. Ein Urteil über die Stimmung und Spielanlage des Nationalteams wollte er sich nicht anmaßen, er habe auch keinen Kontakt zu seinem ehemaligen Mitspieler Franco Foda. „Franco hat genug Menschen um sich, die ihm gute Ratschläge geben.“

Eine Karriere als Chefcoach hat der frühere Austria- und Mattersburg-Trainer noch nicht aufgegeben. Aktuell fungiert Vastic als Individualcoach im Akademie-Bereich der Austria. „Diese Arbeit passt mir gut, ich kann viel lernen und viel geben.“ Die Begeisterung für den Fußball wurde vererbt, die Laufbahn seines Vaters blieb für Sohn Toni Vastic bisher aber unerreicht. Der 28-Jährige spielt in Deutschlands vierter Liga. Sein zweiter Sohn Tin wird ebenfalls bald 20, er steht bei der zweiten Mannschaft der Admira unter Vertrag.