Bild zeigt Spieler der spanischen Fußball-Nationalmannschaft beim Training.
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Fußball-EM

Spanien bastelt nach CoV-Fällen an Plan B

Der dreifache Europameister Spanien gilt auch bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft 2021 als Titelkandidat. Doch unmittelbar vor dem Turnier wurden die Spanier von der Coronavirus-Pandemie eingeholt. Mit Kapitän Sergio Busquets und Diego Llorente gibt es seit Mittwoch bereits zwei positive Fälle. Daher bastelt man bei Spanien fieberhaft an einem Plan B, sollte die Zahl der Infektionen im Kader weiter steigen.

Busquets hatte am Sonntag einen positiven Fall abgegeben, am Mittwoch wurde die Infektion von Llorente publik. Der 27-Jährige von Leeds United verließ daraufhin sofort das Trainingslager des ehemaligen Welt- und Europameisters in Las Rozas de Madrid. Bereits seit der Bekanntgabe des positiven Tests von Busquets können die Spanier nur unter erheblichen Einschränkungen unter Quarantäne ihr Training Richtung EM abhalten.

Luis Rubiales, Chef des spanischen Fußballverbandes (RFEF), merkte am Dienstag – noch vor Llorentes’ positivem Testergebnis – an, dass weitere Infektionen innerhalb der Mannschaft wahrscheinlich seien. Die Sorge, dass sich womöglich weitere Spieler infiziert haben, ist daher groß. Immerhin sollten am Mittwoch die Akteure gegen das Coronavirus geimpft werden. Man mache eine „Ausnahme“, meinte Spaniens Sportminister Jose Manuel Rodriguez. Ob dieser Schritt die nötige Abhilfe schafft, wird aufgrund der Zeit, bis die Immunisierung wirkt, allerdings von Beobachtern angezweifelt.

Bild zeigt den spanische Fußballer Sergio Busquets und Portugal’s Joao Felix.
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Busquets (r.) wurde nach dem Testspiel gegen Europameister Portugal positiv auf CoV getestet

„Reserveblase“ ist bereit

Um für weitere positiven Testergebnisse gerüstet zu sein und trotz der Quarantänevorschriften an der EM teilnehmen zu können, setzen die Spanier auf eine parallel zum eigentlichen Kader zusammengestellte Auswahl an Spielern. Teamchef Luis Enrique nominierte bereits nach dem ersten positiven Fall im Kader Torhüter Kepa Arrizabalaga, Rodrigo Moreno, Pablo Fornals, Carlos Soler, Brais Mendez sowie Raul Albiol nach. Am Mittwoch wurden elf weitere Spieler als Teil einer „Reserveblase“ nominiert.

Dabei handelt es sich um Spieler aus der U21-Mannschaft, die bereits am Dienstagabend das als EM-Generalprobe gedachte Testspiel gegen Litauen absolvierten und mit 4:0 gewannen. Der Parallelkader wird nach Angaben des Verbandes außerhalb der mittlerweile nur noch 22-köpfigen EM-Kader-Blase arbeiten. Die 17 Spieler werden täglich dorthin gebracht, nachdem sie vorher getestet wurden. Auch bei der Ankunft sollen sie noch einmal auf das Coronavirus getestet werden.

Um bei der EM spielen zu können, braucht eine Mannschaft 13 Spieler, darunter einen Torhüter, die negativ getestet sind. Kommen die Profis neu zum Kader, muss die gleiche Anzahl aus dem ursprünglichen Aufgebot gestrichen werden. Die Spanier treffen als Mitveranstalter der in mehreren Ländern Europas ausgetragenen EM zum Auftakt der Gruppe E am Montag (21.00 Uhr live in ORF1) in Sevilla auf Schweden. Weitere Gruppengegner sind Polen und die Slowakei.

Sorgen auch bei Schweden

Das Duell Spanien gegen Schweden steht aktuell überhaupt unter keinem guten Stern, denn auch die Skandinavier haben mit positiven CoV-Fällen im Kader zu kämpfen. Dejan Kulusevski von Juventus Turin und Mattias Svanberg vom FC Bologna wurden positiv getestet. Beide Spieler wurden den Hygienemaßnahmen entsprechend isoliert. Unter ihren Teamkollegen sollen nun täglich Schnelltests durchgeführt und die Anzahl von PCR-Tests erhöht werden. Taktische und sonstige Besprechungen mit der Mannschaften werden in Kleingruppen in den größtmöglichen Räumen durchgeführt.

Der Sechspunkteplan, der am Dienstagabend bei einer Krisensitzung von den Verantwortlichen der schwedischen Nationalmannschaft und der medizinischen Abteilung verabschiedet wurde, sieht auch vor, dass die Spieler nur noch zeitlich begrenzt behandelt werden sollen und das – soweit möglich – im Freien gemacht werden soll. Eine parallele Blase mit möglichen Reservespielern wie bei Spanien wird von den Schweden allerdings vorerst noch nicht aufgebaut.

Privates Treffen als Aufreger

Zu Kulusevski tauchte in den sozialen Netzwerken am Mittwoch ein Kurzvideo auf, das den Spieler mit mehreren Personen in einer Wohnung zeigt. Es soll am 31. Mai entstanden sein, als die Teamspieler frei gehabt hatten. Teamchef Janne Andersson erklärte bei einer Pressekonferenz, dass der Spieler und dessen Freundin von seiner Schwester und deren Freund zum Essen eingeladen worden seien.

Als er dorthin gekommen sei, seien auch einige seiner Freunde dort gewesen – „als kleine Überraschung“, wie Andersson sagte. Kulusevski sei in der Grundannahme dorthin gegangen, dass er bereits vorher Covid-19 gehabt hatte und sich deshalb nicht noch einmal hätte infizieren können. Der Juve-Spieler bedauere das sehr. Andersson glaubt aber nicht, dass sich Kulusevski bei diesem Treffen angesteckt hat.