Barbora Krejcikova
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
French Open

Offenes Finalduell zweier Außenseiterinnen

Mit Anastasia Pawljutschenkowa und Barbora Krejcikova bestreiten zwei Grand-Slam-Finaldebütantinnen am Samstag (15.00 Uhr, live in ORF Sport +) das Endspiel der French Open. Die 29-jährige Russin ist zum bereits 52. Mal bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere dabei, so lange musste noch keine Finalistin auf ihr erstes Major-Endspiel warten. Die 25-jährige Tschechin hat einen ermüdenden Marathonkampf im Halbfinale hinter sich. Das Duell der zwei Außenseiterinnen ist dennoch völlig offen.

Kurioserweise stehen zwei ehemalige Linz-Siegerinnen einander gegenüber. Pawljutschenkowa hat 2015 als damals 23-Jährige das Turnier in der Linzer TipsArena gewonnen und den achten ihrer mittlerweile zwölf WTA-Titel geholt. Krejcikova gewann 2019 an der Seite von Katerina Siniakova den Doppel-Bewerb bei der größten österreichischen Frauensportveranstaltung.

„Anastasia hat damals schon gezeigt, über welch großes Potenzial sie verfügt. Sie hat niemals aufgehört, an den ganz großen Erfolg zu glauben, und ist jetzt mit 29 Jahren bei ihrem 52. Grand-Slam-Turnier erstmals im Finale. Das verdient allergrößten Respekt“, meinte Linz-Turnierdirektorin Sandra Reichel.

Krejcikova keine Doppel-Spezialistin mehr

Krejcikova war schon Nummer eins der Doppel-Weltrangliste und hatte vor Linz zusammen mit Siniakova 2018 auch schon die French Open und Wimbledon gewonnen. In Paris kämpft sie dieses Wochenende sogar um gleich zwei Titel, nachdem sie am Freitag mit Siniakova auch im Doppel den Sprung ins Endspiel am Sonntag geschafft hat.

Zuletzt bewies Krejcikova im vergangenen November in Linz, dass sie auch im Einzel bereit für die Weltspitze ist und verlor erst im Halbfinale gegen die spätere Turniersiegerin Arina Sabalenka (BLR). „Barbora hat mich sehr beeindruckt. Sie verfügt über eine enorme Spielintelligenz und eine herausragende Übersicht. Außerdem ist sie so extrem nervenstark“, sagte Reichel, nachdem Krejcikova im Pariser Halbfinal-Thriller gegen die Griechin Maria Sakkari den über 3:18 Stunden gegangenen Dreisatzkrimi für sich entschieden hatte.

Wer sich im Finale durchsetzt, wollte auch Reichel nicht vorhersagen. „Ich gönne es beiden. Dass zwei Spielerinnen, die bei uns in Linz triumphiert haben, jetzt gegeneinander um den Titel beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt spielen, macht auch uns ein bisschen stolz.“

Pawljutschenkowa von sich selbst überrascht

Pawljutschenkowa hat so lange warten müssen wie keine Tennisspielerin vor ihr. 122 Major-Spiele hat sie bereits bestritten. „Es war eine lange Reise“, sagte sie vor dem Endspiel. „Es waren viele Aufs und Abs, es war nicht einfach.“ Sie ist die erste Russin in einem Grand-Slam-Finale seit der inzwischen zurückgetretenen Maria Scharapowa 2015 bei den Australian Open. „Dass ich es heuer hier ins Finale schaffe, hätte ich nun wirklich nicht erwartet“, sagte die Nummer 32 der Welt. „Aber planen kann man so etwas ohnehin nicht.“

Anastasia Pavlyuchenkova (RUS)
Reuters/USA Today Sports/Susan Mullane
In ihrem 52. Grand-Slam-Turnier kam Anastasia Pawljutschenkowa erstmals über das Viertelfinale hinaus

Schließlich hatten ihr viele schon früher den Durchbruch zugetraut. Bei den Juniorinnen spielte sie sich bis auf Platz eins der Welt, galt als verheißungsvolles Talent für große Erfolge. Doch immer wieder machten ihr auch Verletzungen zu schaffen. Dennoch kam sie bei allen vier Majors bis ins Viertelfinale – danach war aber stets Schluss. Zuletzt im vergangenen Jahr bei den Australian Open in Melbourne. Doch Pawljutschenkowa glaubte weiter an sich, arbeitete noch härter und tauschte sich auch mit einem Sportpsychologen aus. Wie wichtig der Umgang mit Druck und Erwartungen ist, hat der Fall Naomi Osaka gerade erst wieder gezeigt. Die Japanerin hat mit Depressionen zu kämpfen und will vorerst nicht mehr im Rampenlicht stehen.

In diesem ist nun Pawljutschenkowa. Im Halbfinale gegen die Slowenin Tamara Zidansek hatte sie ihre Nerven gut im Griff. Das wird auch gegen Krejcikova der Schlüssel sein. Die Tschechin ist ebenfalls in Topform und holte im French-Open-Vorfeld in Straßburg ihren ersten WTA-Titel. Doch Pawljutschenkowa hat so lange gewartet, nun will sie auch den Titel. „Es fehlt nur noch ein Spiel“, sagte die Russin.