Fußball-EM

Italien legt gegen Türkei Traumstart hin

Italien hat am Freitag das Auftaktspiel der 16. Fußballeuropameisterschaft in Rom für sich entschieden. Die „Squadra Azzurra“ fertigte die Türkei am ersten Spieltag der Gruppe A mit 3:0 (0:0) ab und legte damit einen Traumstart hin. Die Mannschaft von Trainer Roberto Mancini verlängerte nicht nur ihre Serie an ungeschlagenen Spielen, sondern untermauerte auch gleich im allerersten Spiel dieser Endrunde ihren Anspruch auf den Titel.

Die Tore beim völlig verdienten Sieg vor 16.000 Zuschauern im Stadio Olimpico erzielten Merih Demiral (53./Eigentor), Ciro Immobile (66.) und Lorenzo Insigne (79.) allerdings erst nach der Pause. Die Türken enttäuschten und waren letztlich völlig chancenlos. Am Ende stand ein Torschussverhältnis von 3:24 aus Sicht der Türken zu Buche.

Italien hingegen darf auf diese Leistung aufbauen und näherte sich zudem dem eigenen Rekord von 30 ungeschlagenen Spielen in Folge aus den 1930er Jahren. Das 3:0 gegen die Türkei war bereits das 28. Spiel ohne Niederlage, 2021 hält man bei sechs Siegen (20:0 Tore). Die Italiener spielten auch bereits zum neunten Mal in Folge zu null. Am Samstag (15.00 Uhr, live in ORF1) steigen mit Wales und der Schweiz die anderen Gruppe-A-Teams in Baku ins Geschehen ein.

Demiral passiert Eigentor (53. Minute)

Das erste Tor der Endrunde fiel nach einem Eigentor: Juventus-Verteidiger Demiral bugsierte das Leder ins Netz.

Kleine, feine Eröffnungsfeier

16.000 Zuschauer hatten sich Olympiastadion in Rom versammelt, um nicht nur das erste von insgesamt 51 Spielen zu verfolgen, sie durften auch einer kleinen, feinen Eröffnungsfeier beiwohnen. U2-Sänger Bono, Gitarrist The Edge und DJ Martin Garrix waren die angekündigten Stars, ihnen wurde von Startenor Andrea Bocelli und seiner Interpretation von „Nessun Dorma“ die Show gestohlen.

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Feuerwerk bei der Eröffnung zur Fußball-EM
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Die 16. Fußballeuropameisterschaft wurde am Freitagabend in Rom feierlich eröffnet
Feuerwerk bei der Eröffnung zur Fußball-EM
Reuters/Remo Casilli
Auch ein Feuerwerk durfte nicht fehlen, das Turnier wurde mit einem Jahr Verspätung angepfiffen
Der Italienische Tenor Andrea Bocelli
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Das Highlight der Eröffnung war Andrea Bocelli, der mit „Nessun Dorma“ für Gänsehaut sorgte
Ugurcan Cakir (Türkei) rettet gegen Giorgio Chiellini
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Italien dominierte die Partie, Abwehrroutinier Giorgio Chiellini prüfte Goalie Cakir
Türkische Coach Senol Gunes zeigt Daumen hoch zu Kenan Karaman
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Der Daumen von Türkei-Teamchef Senol Günes sollte alsbald die Richtung ändern
Merih Demiral (Türkei) mit einem Eigentor
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Das erste Tor der Endrunde: Demiral beförderte den Ball ins eigene Gehäuse
Ciro Immobile trifft zum 2:0
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Immobile traf in seinem Wohnzimmer: Der Lazio-Stürmer sorgte für die Vorentscheidung zum 2:0
Lorenzo Insigne jubelt nach einem Tor
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Und Lorenzo Insigne sorgte schließlich für den perfekten Start ins Turnier
Italienische Fans jubeln
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Die Italiener feierten den Traumauftakt ihrer Mannschaft nicht nur im Stadion
Italiens Spieler feiern nach dem Spielende
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Das soll erst der Anfang gewesen sein: Italien hat bei diesem Turnier noch viel vor

Mitgewirkt haben auch die italienischen Fußballlegenden Francesco Totti und Alessandro Nesta als EM-Botschafter – und Österreichs ehemaliger Skifreestyler Christian Rijavec. Der 49-Jährige flog als Teil einer akrobatischen Trommelgruppe durch die Lüfte. Ein Feuerwerk durfte ebenso nicht fehlen, denn es gab Grund zu feiern: Mit einem Jahr Verspätung konnte diese EM endlich eröffnet werden.

Italien im Angriffsmodus zunächst ohne Erfolg

Und mit dem Selbstbewusstsein von 27 Spielen ohne Niederlage in Folge legten die Gastgeber, die von der UEFA offiziell als Auswärtsteam dieses Duells geführt wurden, entsprechend los. Italien hat sich seit der verpassten Weltmeisterschaft 2018 unter Trainer Roberto Mancini unitalienisch zu einer offensivorientierten Mannschaft entwickelt.

Doch im 4-3-3-System stellten sich gegen kompakte Türken zunächst keine Chancen ein, wenngleich die Spielanteile klar aufseiten der „Squadra Azzurra“ lagen. Napoli-Offensivspieler Insigne fand nach schönem Doppelpass genügend Raum für einen Abschluss vor, doch sein Schuss im Strafraum ging rechts klar am Tor vorbei (18.). Danach rettete der türkische Goalie Ugurcan Cakir bei einem Kopfball von Altstar Giorgio Chiellini und drehte das Leder über das Tor (22.).

Insigne verschießt nach schöner Kombination (18. Minute)

Der Napoli-Legionär vergab nach einem Doppelpass.

Auch Stürmerstar Immobile fand noch eine Chance per Kopf vor (33.), doch die Italiener konnten ihre Überlegenheit vorerst nicht in Tore ummünzen. Die Mancini-Elf hatte in der ersten Hälfte 67 Prozent Ballbesitz und schoss insgesamt 14-mal auf das Tor, die Türken kamen zu keiner einzigen Torchance und hatten Glück, als ein Handspiel von Zeki Celik von Referee Danny Makkelie aus den Niederlanden nicht geahndet wurde. Auch der Videoschiedsrichter sah kein Vergehen.

Eigentor bringt Italien in Führung

Türkei-Coach Senol Günes sah in jedem Fall in der ersten Hälfte eine offensivschwache türkische Mannschaft und versuchte das mit der Einwechslung von Cengiz Ünder zu ändern. Es reichte für einen Konter, der nach einem Abschluss von Ünder in den Armen von Goalie Gianluigi Donnarumma landete. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass der Keeper des AC Milan wirklich in Erscheinung treten würde.

Denn Italien blieb am Drücker und kam kurz nach der Pause zur völlig verdienten Führung: Domenico Berardi kam über die rechte Seite und brachte eine scharfe Hereingabe in den Fünfer. Demiral konnte nicht mehr ausweichen und bugsierte das Leder ins Netz, ausgerechnet der Italien-Legionär (Juventus) eröffnete den Torreigen an diesem Abend (53.). Es war laut ORF-Archiv das zehnte Eigentor bei einer EM-Endrunde.

Italien erhöht zu klarem Sieg

Cakir verhinderte ein früheres 0:2 nach einem Schuss von Manuel Locatelli und einem Abschluss von Außenverteidiger Leonardo Spinazzola, aber gegen Immobiles Abstauber hatte der Trabzon-Goalie dann keine Chance mehr (66.) – der Lazio-Angreifer traf damit in seinem Heimstadion. Dem 0:3 ging dann ein Fehlpass von Cakir voraus, Insigne versenkte den Ball schließlich trocken im rechten Eck (79.).

Insigne bestraft Abwehrfehler mit 3:0 (78. Minute)

Burak Yilmaz vergab die beste türkische Chance kurz vor Ende, Chiellini hielt für die Italiener aber per Grätsche die Null. Für die Türken setzte sich eine Negativserie fort: Sie haben auch ihr fünftes EM-Auftaktspiel verloren und stehen am Mittwoch in Baku gegen die Waliser bereits unter Druck. Die Italiener, die 1968 im eigenen Land Europameister geworden waren, treffen wiederum in Rom auf die Schweiz.

Stimmen zum Spiel:

Roberto Mancini (Italien-Teamchef): „Wir haben gut gespielt. Da es erst das erste Spiel war und weil wir gegen ein gutes Team gespielt haben, war es nicht einfach. Vor allem erste Hälfte war noch schwer, weil wir noch nicht die großen Chancen vorgefunden hatten. Nach der Pause war es leichter, uns hat da auch das Publikum geholfen. Es war für uns entscheidend, dass wir den Ball schnell laufen gelassen haben. Es war ein schönes Spiel, ein schöner Abend. Ich hoffe, dass es noch viele solcher Abende bei der EM geben wird.“

Ciro Immobile (Italien-Torschütze): „Das war ein tolles Spiel. Wir sind superglücklich, dass wir mit einem Sieg gestartet sind. Wir waren geduldig in der ersten Hälfte, haben versucht, sie müde zu spielen, haben da ihre Defensivwand aber noch nicht durchbrechen können. In diesem Stadion zu spielen ist wirklich Adrenalin pur.“

Senol Günes (Türkei-Teamchef): „Es war nicht unser Tag. Wir haben begonnen, den Ball zu verlieren und haben es nicht geschafft, nach vorne zu kommen. Italien war einfach besser, wir haben gegen eine bessere Mannschaft verdient verloren. Die EM ist ein Turnier, wir haben noch zwei Spiele und werden uns gut auf Wales vorbereiten.“

Fußball-EM, Gruppe A, erster Spieltag

Türkei – Italien 0:3 (0:0)

Rom, Stadio Olimpico, 16.000 Zuschauer, SR Makkelie (NED)

Torfolge:
0:1 Demiral (53./Eigentor)
0:2 Immobile (66.)
0:3 Insigne (79.)

Türkei: Cakir – Celik, Demiral, Söyüncü, Meras – Yokuslu (65. Kahveci) – Karaman (76./Dervisoglu), Tufan (64./Ayhan), Yazici (46./Ünder), Calhanoglu – B. Yilmaz

Italien: Donnarumma – Florenzi (46./Di Lorenzo), Bonucci, Chiellini, Spinazzola – Barella, Jorginho, Locatelli (74/ Cristante) – Berardi (85./Bernardeschi), Immobile (81./Belotti), L. Insigne (81./Chiesa)

Gelbe Karten: Söyüncü, Dervisoglu bzw. keine