Jubelnde Italiener
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Fußball-EM

Italien bejubelt „magische Nacht“

Die spontane Party im Bus hat für Italiens Nationalmannschaft mit einem über 30 Jahre alten Song gestartet: „Un’estate italiana“ (Ein italienischer Sommer) von Gianna Nannini und Edoardo Bennato grölten die Spieler des viermaligen Weltmeisters am Freitagabend nach ihrem 3:0-Auftakterfolg bei der EM in Rom gegen die Türkei zur Musik.

Besser bekannt ist der Song der Weltmeisterschaft 1990 unter dem Refrain „Notti magichi“ – magische Nächte. Solche hatte die Mannschaft auch vor dem Start des Turniers mit den drei Vorrundenspielen der Italiener in Rom beschworen. Umso überschwänglicher fiel nach dem Auftakttriumph die Feier im Bus aus, die Rechtsverteidiger Alessandro Florenzi in den sozialen Netzwerken teilte.

Eindrucksvolle Rückkehr

Das EM-Eröffnungsspiel wurde am Ende zu einer Demonstration der Stärke der italienischen Mannschaft. 28 Spiele in Serie ist das Team unter Mancini nun schon ungeschlagen und feierte nach der verpassten WM 2018 eine eindrucksvolle Rückkehr auf die große Fußballbühne. Linksverteidiger Leonardo Spinazzola sagte: „Wir waren uns unserer Stärke bewusst. Wir wissen, was wir zu tun haben. Am Ende ist es entscheidend, wie wir auf den Platz gehen.“

EM 2020: Highlights von Türkei – Italien

Italien setzt sich im Olympiastadion von Rom im Eröffnungsspiel der Fußball-EM 2020 gegen die chancenlose Türkei souverän mit 3:0 durch.

Für die Mannschaft von Teamchef Roberto Mancini ging es noch in der Nacht mit dem Zug nach Florenz, wo die „Azzurri“ während der EM im nationalen Trainingszentrum Coverciano wohnen und trainieren. Am Samstag begann das Team dort mit der Vorbereitung auf das zweite EM-Spiel gegen die Schweiz am Mittwoch in Rom.

Mancini tritt auf die Euphoriebremse

Die Frage nach dem Turnierfavoriten beantwortete Trainer Mancini dafür mit einem lauten Lachen. Trotz des 3:0 gegen die Türkei wollte er nach dem Traumstart ins Turnier nicht über die Titelchancen seiner Auswahl sprechen. „Es sind noch sechs Spiele. Das ist noch ein langer Weg, und es spielen starke Mannschaften mit“, sagte Mancini nach dem überzeugenden Erfolg seines Teams am Freitagabend, der die 15.948 Fans im Olympiastadion Rom begeistert und mitgerissen hatte.

Erstmals überhaupt in seiner langen Fußballgeschichte gelangen Italien in einem EM-Spiel drei Tore. Der Erfolg gegen harmlose Türken durch ein Eigentor von Merih Demiral (53. Minute) sowie die Treffer von Ciro Immobile (66.) und Lorenzo Insigne (79.) war zudem der bisher höchste Sieg in einem EM-Eröffnungsspiel. „Für uns war es wichtig, gut zu starten und eine starke Partie zu spielen“, sagte Mancini und lobte seine Mannschaft, die gegen die defensiven Türken geduldig geblieben war.

Presse überschlägt sich

Im Gegensatz zu Mancini feierte Italiens Presse den unerwartet hohen Auftakterfolg mit Superlativen in ihren Schlagzeilen. Die „Gazzetta dello Sport“ schrieb von einer „Party im Olympiastadion“, von einem „Start mit Feuerwerk“ und einer Show der „Azzurri“ zum Debüt, sie hätten die Türkei überrollt.

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Feuerwerk bei der Eröffnung zur Fußball-EM
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Die 16. Fußballeuropameisterschaft wurde am Freitagabend in Rom feierlich eröffnet
Feuerwerk bei der Eröffnung zur Fußball-EM
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Auch ein Feuerwerk durfte nicht fehlen, das Turnier wurde mit einem Jahr Verspätung angepfiffen
Der Italienische Tenor Andrea Bocelli
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Das Highlight der Eröffnung war Andrea Bocelli, der mit „Nessun Dorma“ für Gänsehaut sorgte
Ugurcan Cakir (Türkei) rettet gegen Giorgio Chiellini
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Italien dominierte die Partie, Abwehrroutinier Giorgio Chiellini prüfte Goalie Cakir
Türkische Coach Senol Gunes zeigt Daumen hoch zu Kenan Karaman
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Der Daumen von Türkei-Teamchef Senol Günes sollte alsbald die Richtung ändern
Merih Demiral (Türkei) mit einem Eigentor
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Das erste Tor der Endrunde: Demiral beförderte den Ball ins eigene Gehäuse
Ciro Immobile trifft zum 2:0
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Immobile traf in seinem Wohnzimmer: Der Lazio-Stürmer sorgte für die Vorentscheidung zum 2:0
Lorenzo Insigne jubelt nach einem Tor
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Und Lorenzo Insigne sorgte schließlich für den perfekten Start ins Turnier
Italienische Fans jubeln
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Die Italiener feierten den Traumauftakt ihrer Mannschaft nicht nur im Stadion
Italiens Spieler feiern nach dem Spielende
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Das soll erst der Anfang gewesen sein: Italien hat bei diesem Turnier noch viel vor

„Corriere dello Sport“ titelte ähnlich: „Es lebe Italien! Die Azzurri starten unter dem Applaus im Olympiastadion lässig in die EM. Glänzendes Debüt, die Türkei mit 3:0 überrannt.“ Der „Corriere della Sera“ befand: „Das Italien von Mancini: Schön und siegreich.“ Und „Tuttosport“ meinte nur: „So wollen wir euch sehen!“

Die Fans sind wieder da – teilweise

Doch nicht nur die Journalisten waren glücklich. Auch die Fans im Stadion. Nur ein Viertel der Plätze im Stadio Olimpico durfte zum EM-Auftakt besetzt sein, doch die Kulisse machte Spieler und Fans gleichermaßen glücklich. „Es war sehr schön, vor unseren Fans zu gewinnen“, sagte Immobile.

Bild zeigt jubelnde italienische Fans bei einer Live-Übertragung in Rom.
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In Rom wurde der Auftakterfolg überschwänglich gefeiert

Mancini schwärmte: „Ich habe mir so einen Abend zum Start im Olympiastadion gewünscht.“ Und die italienischen „Tifosi“ bejubelten den Auftritt ihrer Mannschaft nach über einem Jahr Pandemie mit Spielen größtenteils ohne Zuschauer leidenschaftlich.

Türkei gibt noch nicht auf

Mit großen Hoffnungen waren auch die Türken nach Rom gereist, doch der EM-Auftakt verlief für das Team von Coach Senol Günes ernüchternd. Keinen Schuss direkt aufs Tor hatte die türkische Auswahl zu verzeichnen, und auch die einzig aufs Verteidigen ausgelegte Taktik ging in der zweiten Halbzeit nicht mehr auf.

„Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Italien war klar besser als wir“ gab Günes zu, der für sein Team aber trotzdem noch alle Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale sieht: „Wir werden das abhaken und uns auf die beiden nächsten Spiele vorbereiten.“ Die Türkei reist dann nach Baku, wo am Mittwoch Wales nächster Gegner ist. Die „Azzurri“ bereiten sich in Florenz auf ihre Partie gegen die Schweiz vor, in der schon ein großer Schritt Richtung Achtelfinale gelingen könnte.