Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic.
Reuters/Susan Mullane
French Open

Djokovic trifft auf Mann der Stunde

Novak Djokovic hat am Freitag bei den French Open in Paris mit einem 3:6 6:3 7:6 (7/4) 6:2 über Rafael Nadal einigen Erfolgsserien des Spaniers ein Ende gesetzt. Als Belohnung geht es nun am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF Sport + und im Livestream) um seinen zweiten Titel in Roland Garros, seinen insgesamt 19. Grand-Slam-Triumph. Im Endspiel bekommt es der 34-Jährige mit dem erfolgreichsten Spieler der Saison zu tun: Stefanos Tsitsipas.

Setzt sich Djokovic durch, würde er bis auf einen Titel an den Schweizer Roger Federer und Nadal heranrücken. Der vergab mit der Niederlage im 58. Duell mit dem Weltranglistenersten die Chance auf die alleinige Führung in diesem Ranking. Nun könnte es sein, dass alle drei mit 20 Major-Titeln in die US Open gehen. Allerdings bäumt sich mit Tsitsipas eine wirklich große Hürde auf.

Auch wenn Djokovic die Australian Open gewonnen hat, die meisten Punkte im „Race“ hat 2021 der Grieche angesammelt. Djokovic folgt aber nur 190 Zähler dahinter auf Rang zwei, es ist also in gewisser Hinsicht ein logisches Finale. Jedenfalls werden sich diese beiden in der Jahreswertung nun weiter absetzen, wogegen Dominic Thiem nur knapp innerhalb der Top 30 liegt.

Djokovic spielt sein „bestes Match“ in Paris

Es war ein spannendes Match, das Rafael Nadal und Novak Djokovic im Halbfinale der diesjährigen French Open in Paris abgeliefert haben. Schließlich ist es Djokovic, der den Rekordsieger Nadal in vier Sätzen niederringt und danach von seinem besten Match in Roland Garros spricht.

Tsitsipas nach Kraftakt im ersten Major-Finale

Im Head-to-Head mit Tsitsipas liegt Djokovic 5:2 voran, dabei hat er alle drei bisherigen Duelle auf Sand für sich entschieden. Das bisher letzte gewann er heuer im Rom-Viertelfinale 4:6 7:5 7:5. Beide haben heuer schon zwei Titel geholt. Der Grieche ist nach Erreichen des Melbourne-Halbfinales nun den nächsten Schritt gegangen und steht als erster seines Landes in einem Major-Finale. Nun möchte der 22-Jährige es US-Open-Sieger Thiem gleichtun und seinen ersten Grand-Slam-Triumph folgen lassen.

Der griechiche Tennisspieler Stefanos Tsitsipas.
Reuters/Susan Mullane
Tsitsipas könnte seinen Erfolgslauf im Finale von Roland Garros endgültig krönen

„Ich werde im Finale meinen gesamten Körper auf dem Platz lassen“, ließ Tsitsipas seine Entschlossenheit erahnen. Ermöglicht hat er sich diese Chance durch den 6:3 6:3 4:6 4:6 6:3-Erfolg gegen Alexander Zverev. Der Deutsche muss damit weiter auf seinen ersten Titelgewinn bei den vier wertvollsten Turniere warten. Die US-Open-Finalniederlage nagt noch immer an ihm: „Ich möchte nicht arrogant klingen, aber ein Halbfinale interessiert mich nicht. Ich will ins Finale. Jetzt fokussiere ich mich auf Wimbledon.“

Djokovics Selbstvertrauen nicht zu erschüttern

Für Djokovic sprechen die Überzeugung und das Selbstvertrauen, schon vor der Anreise hatte er klar den Titelgewinn als allein gültiges Ziel angegeben. Im Turnierverlauf war er im Achtelfinale gegen Lorenzo Musetti bereits 0:2 in Sätzen hinten, hatte im Viertelfinale gegen Matteo Berrettini einen Fünfsatzkampf zu überstehen und steckte gegen Nadal einen 0:5-Rückstand im ersten Satz locker weg. „Ich war deswegen nicht so nervös, weil ich gemerkt habe, dass ich den Ball sehr gut treffe.“

Der ersten Durchgang war nicht mehr zu retten, und damit schien Djokovics Ausscheiden fast schon vorgeschrieben. Denn Nadals Niederlagen nach 1:0-Satzführung sind an wenigen Fingern abzuzählen. Djokovic schlug aber zurück, und vor allem im dritten Satz entwickelte sich ein Match mit nicht für möglich gehaltenen Ballwechseln und Schlägen. Letztlich brachte ein im Tiebreak von Nadal verschlagener Volley wohl die Vorentscheidung, in jedem Fall Djokovic die 2:1-Satzführung.

Im vierten Durchgang hatte Nadal nicht mehr viel dagegenzusetzen und kassierte so seine erst dritte Niederlage bei diesem Grand-Slam-Turnier bei 105 Siegen. In „Best of five“-Matches auf Sand steht es für ihn nun 130:3. Von insgesamt 19 Schlappen auf seinem Paradebelag kassierte der Weltranglistendritte gleich acht gegen Djokovic. „Ich habe mich mental und physisch gut gefühlt. Ich war motiviert und hatte einen klaren Plan“, verriet der 83-fache Turniersieger danach.

„Atmosphäre war absolut elektrisierend“

„Das war eines dieser Spiele, die du nie vergessen wirst“, sagte Djokovic. Einiges dazu beigetragen hat der Verbleib der Zuschauer bis zum Schluss, statt der Ausgangssperre ab 23.00 Uhr gab es eine Ausnahmegenehmigung. „Die Atmosphäre war absolut elektrisierend“, fügte er an und hob noch einmal die Bedeutung des Sieges hervor. „Jedes Mal, wenn du gegen Rafa diesen Platz betrittst, weißt du, dass du eine Leistung bringen musst, als würdest du den Mount Everest besteigen.“

Nadal nahm die Niederlage gefasst auf. „Das ist Sport – manchmal gewinnst, manchmal verlierst du. Ich hatte im dritten Satz eine große Chance bei 6:5 und Satzball und ihn vergeben. Wenn man gewinnen will, darf man diese Fehler nicht machen.“ Ein Kriterium dürfte gewesen sein, dass es mit Fortdauer der Partie kühler wurde und sich Djokovic mit den dann nicht mehr so hoch abspringenden Topspin-Bällen Nadals leichter tat. Dieser ließ das freilich nicht als Entschuldigung gelten.

Zu Ende gegangen sind jedenfalls gleich mehrere Erfolgsserien des Spaniers. So war Nadal in Roland Garros davor 13-mal in einem Halbfinale gewesen, 13-mal hatte er dann auch gewonnen und jeweils den Titel geholt. 35 Matches hatte Nadal beim Sand-Major in Folge gewonnen, seit er Djokovic im Viertelfinale 2015 unterlegen war. Nun behielt erneut der „Djoker“ die Oberhand über den Sandplatzkönig.