Dänemarks Goalie Kasper Schmeichel und Finnlands Goalie Lukas Hradecky umarmen sich
Reuters/Jonathan Nackstrand
Fußball-EM

Drama um Eriksen trübt finnische Sensation

EM-Debütant Finnland hat im Auftaktspiel der Gruppe B mit einem 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Dänemark für eine Überraschung gesorgt. Allerdings war die Partie von einem Kollaps des Dänen Christian Eriksen überschattet worden. Der 29-Jährige war kurz vor der Pause zusammengebrochen. Die Partie wurde unterbrochen, später fortgesetzt. Eriksen ist wieder bei Bewusstsein. Den entscheidenden Treffer für die Finnen erzielte Joel Pohjanpalo (60.) per Kopf.

Davor hatten sich im Parken-Stadion in Kopenhagen dramatische Szenen abgespielt. Der dänische Mittelfeldspieler Eriksen war ohne Fremdeinwirkung bewusstlos zu Boden gegangen und auf dem Spielfeld notfallmedizinisch betreut worden. Der 29-Jährige wurde nach lebensrettenden Maßnahmen auf einer Trage abgeschirmt von den Kameras aus dem Stadion und ins Spital gebracht. Erinnerungen an den Kameruner Marc-Vivien Foe wurden wach, der 2003 beim Confed-Cup im Halbfinale gegen Kolumbien auf dem Spielfeld einem Herzversagen erlegen war.

Die dänischen Spieler und die Fans im Parken-Stadion waren nach Eriksens Zusammenbruch sichtlich schockiert. Viele Akteure schlugen die Hände vor das Gesicht. Auch im Stadion wurde es sehr still, nachdem es zuvor beim ersten Auftritt der dänischen Mannschaft in Kopenhagen sehr stimmungsvoll zugegangen war. Die dänischen Akteure hatten sich teils den Tränen nahe um Eriksen versammelt, auch Eriksens Freundin eilte auf den Rasen.

Teamkapitän der Dänen stabil

Dramatische Szenen haben sich am zweiten Tag der Fußball-EM im Match Dänemark gegen Finnland abgespielt. Christian Eriksen, der Kapitän der Dänen, brach kurz vor der Halbzeitpause ohne Fremdeinwirkung zusammen und musste am Platz reanimiert werden. Mittlerweile ist sein Gesundheitszustand stabil.

Rund zehn Minuten nach dem tragischen Zwischenfall verließen die finnischen Spieler den Rasen. Die dänischen Akteure blieben bis zum Abtransport bei ihrem Kollegen. Die gute Nachricht kam später. „Er ist wach“, teilte der dänische Fußballverband (DBU) mit.

„Wir haben mit Christian gesprochen“

„Wir haben Kontakt mit ihm gehabt, und die Spieler haben auch mit Christian gesprochen. Das ist die erfreuliche Nachricht“, sagte DBU-Direktor Peter Möller. Eriksen war schon beim Abtransport wieder bei Bewusstsein. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Über die mögliche Ursache von Eriksens Zusammenbruch, der davor einer der Aktivposten der bis dahin überlegenen Dänen war, ist weiter nichts bekannt. Sein Zustand sei stabil, verlautbarte der europäische Fußballverband (UEFA).

Screen mit der Aufschrift „STAR OF THE MATCH CHRISTIAN ERIKSEN“
Reuters/Wolfgang Rattay
Die UEFA wünschte Eriksen mit der Auszeichnung zum Spieler der Partie gute Besserung

Eriksens Agent Martin Schoote sagte im niederländischen Radio, er habe kurz mit dem Vater des Inter-Mailand-Profis gesprochen, der ihm gesagt habe, dass Eriksen atmen und sprechen könne. „Das sind die Nachrichten, die ich im Moment habe, und über die wir froh sind.“ Beim Stand von 0:0 war die Partie vom englischen Schiedsrichter Anthony Taylor nach 43 Spielminuten unterbrochen worden. Um 20.30 Uhr wurde sie überraschend fortgesetzt. Die UEFA bedankte sich bei beiden Mannschaften für deren „vorbildliche Haltung“.

Dänen schlagen sich tapfer

Spielerisch schlugen sich die Dänen nach dem Vorfall tapfer, waren die gesamte Spielzeit die aktivere Mannschaft. Finnland setzte in der Offensive keine zählbaren Akzente. Allerdings nur bis zum Treffer, der quasi aus dem Nichts fiel. Denn der bei Union Berlin kickende Pohjanpalo köpfelte in der 60. Minute eine Flanke von Jere Uronen zum ersten Tor für die „Suomi“ in der EM-Geschichte ein. Die Chance zum Ausgleich per Elfmeter vergab Pierre-Emile Höjbjerg (74.).

Pohjanpalo trifft

Joel Pohjanpalo sorgte in der 60. Minute für den entscheidenden Treffer der Finnen

Eriksens Verein Inter Mailand hatte auf den tragischen Vorfall davor umgehend via Twitter reagiert. „Forza Chris, alle unsere Gedanken sind bei dir“, schrieb der italienische Meister. Inter-Geschäftsführer Giuseppe Marotta sprach im italienischen Fernsehen von „vorsichtigem Optimismus“, was den Zustand Eriksens angehe. „Wir denken an und beten für Christian Eriksen“, twitterte der FC Barcelona.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin reagierte bestürzt. „Momente wie diese relativieren alles im Leben. Ich wünsche Christian eine vollständige und schnelle Genesung und bete, dass seine Familie Kraft und Glauben hat“, ließ sich der Chef der UEFA vom Dachverband auf Twitter zitieren. „In diesen Zeiten ist die Einheit der Fußballfamilie so stark, und er und seine Familie tragen die guten Wünsche und Gebete aller mit sich“, sagte Ceferin.

Betroffenheit im ÖFB-Team

Die österreichische Nationalmannschaft hatte die Nachricht nach dem Abschlusstraining in Bukarest traurig vernommen. „Auf so etwas ist man nicht vorbereitet, unsere Spieler sind sehr betroffen, es ist schwierig“, sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel am Samstagabend im ORF-Interview. „Das Turnier ist da einmal in zweiter Linie wichtig. Wichtiger ist, dass es ihm bald wieder besser geht“, so Schöttel.

Schöttel über die Betroffenheit im Team

Mit großen Betroffenheit hat auch das ÖFB-Team die dramatischen Szenen der EM-Partie Dänemark gegen Finnland gesehen, wo der dänische Fußball-Star Christian Eriksen plötzlich ohne Fremdeinwirkung zusammengebrochen ist. ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel über den Schock im Team.

Wie zahlreiche Verbände und Spieler aus ganz Europa reagierte auch der ÖFB auf Twitter. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei Christian“, wurde in englischer Sprache mitgeteilt. Österreichs Double-Gewinner Red Bull Salzburg schrieb: „Unsere Gedanken und Gebete sind bei Christian Eriksen. Keep fighting!“ Die ÖFB-Auswahl startet am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) gegen Nordmazedonien in die Endrunde.

Stimmen zum Spiel:

Kasper Hjulmand (Dänemark-Teamchef):„Wir haben es geschafft, Christian zurückzuholen. Er hat mit mir gesprochen, bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde. Wir wurden heute daran erinnert, was das Wichtigste im Leben ist: Gesundheit. Dass man Leute um sich herum hat, die einem nah sind. Wir hatten zwei Optionen: Das Spiel fortzusetzen oder morgen um 12.00 Uhr zu spielen. Jeder wollte heute weiterspielen. Was die Spieler geleistet haben, war unglaublich. Die Spieler waren sich sicher, heute nicht mehr schlafen zu können. Es war besser zu sagen: Wir bringen es jetzt hinter uns.“

Joel Pohjanpalo (Finnland-Torschütze ): „Es war schwierig für uns, wieder auf das Feld zu gehen, und ich kann mir vorstellen, wie hart es erst für die Dänen sein musste. Wenn man ein Tor schießt, ist immer der erste Reflex zu jubeln. Mir war aber schnell klar, dass das heute nicht angebracht ist. Das ist ein großer Sieg für uns, aber das Wichtigste ist: Es geht Christian gut. Er wollte, dass wir weiterspielen. Das dänische Team und wir haben diesen Wunsch respektiert.“

Fußball-EM, Gruppe B, erster Spieltag

Samstag:

Dänemark – Finnland 0:1 (0:0)

Kopenhagen, Parken-Stadion, SR Taylor (ENG)

Tor: Pohjanpalo (60.)

Dänemark: Schmeichel – Wass (76. Stryger), Kjaer (63. Vestergaard), Christensen, Maehle – Eriksen (43. Jensen), Hojbjerg, Delaney (76. Cornelius) – Poulsen, Wind (63. Skov), Braithwaite

Finnland: Hradecky – Toivio, Arajuuri, O’Shaughnessy – Sparv (77. Schüller) – Raitala (90. Väisänen), Lod, Kamara, Uronen – Pohjanpalo (84. Forss), Pukki (77. Kauko)

Gelbe Karten: Keine bzw. Lod, Sparv

Die Besten: Braithwaite, Delaney bzw. Hradecky

Finnland-Torhüter Hradecky hält Elfmeter von Hojbjerg (74.)