Wie aus dem Nichts stürmte die 25-jährige Tschechin bei den French Open zu ihrem ersten Grand-Slam-Titel und machte mit ihrer Landsfrau Katerina Siniakova dank eines 6:4 6:2-Erfolgs im Doppel-Finale am Sonntag über das US-polnische Duo Bethanie Mattek-Sands/Swiatek das erste French-Open-Double seit der Franözsing Mary Pierce vor 21 Jahren und als erst siebente Spielerin überhaupt perfekt. Erst kurz vor dem Sandplatzklassiker im Stade Roland Garros hatte sie in Straßburg ihren ersten Titel überhaupt gewonnen.
Vor dem Achtelfinale bei den French Open gegen die Amerikanerin Sloane Stephens hatte sie sich noch in der Kabine eingeschlossen, weil sie eine Panikattacke bekommen hatte. Und nun nahm sie wenige Tage später aus den Händen von Tennislegende Martina Navratilova den Siegespokal entgegen. Doch abgesehen von ihren emotionalen Erinnerungen an Novotna blieb sie dabei erstaunlich cool. Wo andere sich nach einem Grand-Slam-Titel einfach hinfallen lassen und den Boden küssen oder wild umherspringen, verzichtete Krejcikova auf extravagante Gesten. Sie wisse, dass sich jetzt vieles für sie ändern werde. „Aber ich will einfach so bleiben, wie ich bin.“

„Habe ihr alles zu verdanken“
Auch in diesem Charakterzug orientiert sich Krejcikova an ihrem großen Idol. 2014 war Novotna nach Brno (Brünn) zurückgekehrt, wo auch die damals 18-jährige Krejcikova zu Hause war. Die junge Tschechin nahm all ihren Mut zusammen und klopfte an Novotnas Tür, um zu fragen, ob diese nicht einmal mit ihr trainieren könne. Novotona sagte ja, war vom Talent ihrer jungen Landsfrau überzeugt und war fortan Trainerin, Beraterin, Aufpasserin und Freundin in einer Person.
„Ich habe ihr alles zu verdanken. Mit ihre letzten Worte an mich waren: ‚Versuch, mit Freude zu spielen und einen Grand Slam zu gewinnen‘“, sagte Krejcikova, nachdem sie den Auftrag ihrer Mentorin am Samstag beim 6:1 2:6 6:4 gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa erfüllt hatte. „Ich denke jeden Tag an sie und bin sehr traurig, dass sie nicht hier sein kann.“ Was sie glaube, wie Novotna reagiert hätte, wenn sie diesen speziellen Moment auf der Tribüne hätte miterleben dürfen, wurde die Tschechin noch gefragt. „Ich weiß, wie sehr sie schreien und springen würde.“