Stefan Lainer (ÖFB) gegen Elif Elmas (MKD)
Reuters/Daniel Mihailescu
Fußball-EM

Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik

Österreichs Nationalmannschaft hat am Sonntag mit 3:1 gegen Nordmazedonien den ersehnten ersten Sieg bei einer EM gefeiert. Das ÖFB-Team zeigte mit Abwehrchef David Alaba durch die Bank eine gelungene Leistung, in der sich einige Spieler die Bestnote abholten. Schwer taten sich die jungen EM-Debütanten Christoph Baumgartner und Sasa Kalajdzic, die erstmals auf so großer Bühne agierten. Auch für Goalie Daniel Bachmann verlief das Pflichtspieldebüt bitter.

Daniel Bachmann: Genügend

Nach zwei Testspielen gab der Watford-Goalie gegen Nordmazedonien sein Pflichtspieldebüt auf großer Bühne. Fast eine halbe Stunde hatte der 26-Jährige eigentlich nichts zu tun, bis die 28. Minute kam. Bachmann konnte den Ball in einem harten Duell gegen Trajkovski nicht festhalten, verlor danach die Orientierung und konnte nur noch mitansehen, wie der Ausgleich fiel. Eine bittere und unglückliche Situation für ihn. Danach konnte er einmal gegen Nikolov klären und war mit dem Fuß sehr sicher. Der Fehler wirft natürlich einen Schatten auf sein Spiel, davon sollte er sich aber nicht entmutigen lassen.

Aleksandar Dragovic: Gut

In seinem 91. Länderspiel attackierte Dragovic oft aus der Verteidigung heraus, um gegen die Nordmazedonier früh zu stören. In seinen Aktionen mit dem Ball ging der Routinier auf Nummer sicher. Bei einem Luftduell mit Trajkovski fing sich Dragovic einen üblen Ellbogencheck ein. Er konnte die Partie noch bis zur Pause fortsetzen, musste dann aber ihn der Kabine bleiben. Eine EM meint es damit weiter nicht gut mit ihm. 2016 hatte er im ersten Spiel Rot gesehen und im dritten einen Elfer verschossen.

David Alaba: Sehr gut

Die Positionssuche für Alaba fand gegen die Nordmazedonier ein neues Kapitel. Der Real-Legionär agierte im Zentrum einer Dreierkette und hatte damit das Spiel vor sich. Der Kapitän konzentrierte sich auf Abwehrarbeit und den Spielaufbau. Alaba lenkte mit Umsicht seine Vorderleute und hatte mit 89 Prozent die höchste Passquote im Spiel. Bis auf das unglückliche Tor fanden die Nordmazedonier unter Alabas Abwehrregie keine Chance vor. Am Schluss wollte der ÖFB-Star unbedingt den Sieg und wurde offensiver. Mit seiner Traumvorarbeit zum 2:1 durch Gregoritsch stellte er die Weichen auf Sieg.

Martin Hinteregger: Befriedigend

Der Frankfurt-Legionär legte sein Spiel zunächst offensiv an. Je näher das gegnerische Tor kam, desto mehr gingen ihm aber die Ideen aus. Vor dem Ausgleich wählte er zur Klärung den linken Außenrist, anstatt kompromisslos auszuputzen. Ein fataler Fehler, der einem Routinier wie ihm nicht passieren darf. Danach war Hinteregger in einigen Aktionen von der Rolle und brachte einfache Pässe nicht an. Zum Schluss konnte er sich bei Defensivaktionen aber wieder auszeichnen und bügelte seinen Lapsus aus.

Stefan Lainer: Sehr gut (+)

Der Gladbach-Legionär war ein absoluter Aktivposten im ÖFB-Spiel und lief sich auf der rechten Seite die Lunge aus dem Leib. Belohnt wurde er dafür zunächst mit einem Traumtor. Akrobatisch und in Manier eines Torjägers traf er mit seinem zweiten Teamtreffer zur 1:0-Führung. Lainer blieb offensiv am Drücker und lieferte Flanken. Auch defensiv zeigte der 28-Jährige in seinem 30. Länderspiel fantastische Aktionen und perfekt getimte Tacklings. Am Ende holte er sich durch ein taktisches Foul – das beim Stand von 2:1 notwendig war – eine Gelbe Karte. Mit 10,84 Kilometer lief er auch die zweitmeisten Kilometer aller ÖFB-Spieler. Unter dem Strich eine Weltklasseleistung.

Konrad Laimer: Gut

Der Leipzig-Legionär nahm seinen Part im defensiven Mittelfeld ein. Laimer rackerte wie gewohnt und arbeitete sich mit seiner Energie in die Partie. In der Defensiv konnte er Balleroberungen verbuchen und damit hinten für Stabilität sorgen. Oft ging er im Vollsprint von der Offensive in die Abwehr und stopfte damit Löcher. Spielerisch blieb er lange Zeit etwas schuldig, ehe er mit der Ferse und ein bisschen Glück die Vorarbeit zum Tor von Arnautovic lieferte.

Xaver Schlager: Befriedigend

Der Wolfsburg-Legionär arbeitete hart und scheute keinen Zweikampf. Vor allem in der ersten Hälfte war er aber leider kaum ins Spiel eingebunden. Nach Wiederbeginn kassierte er gleich ein hartes Foul, das aber noch mehr motivierte. Schlager war besser in der Partie und konnte auch in der einen oder anderen Aktion mit dem Ball überzeugen. Eine solide Leistung, die allerdings noch Luft nach oben bietet.

Christoph Baumgartner: Genügend

Der 21-Jährige gab sein Debüt auf der ganz großen Bühne. Dieser Umstand war dem Hoffenheim-Legionär anzumerken. Baumgartner agierte nervös, fand nur schleppend in die Partie und konnte keine Durchschlagskraft entwickeln. Auch seine gefährlichen Sololäufe und Versuche im Eins-gegen-eins zu reüssieren gelangen nicht. In der 58. Minute war dann Schluss, für Baumgartner kam Gregoritsch. Auch eine EM ist ein Lernprozess, den Baumgartner mit seinen Qualitäten aber meistern kann.

Andreas Ulmer: Befriedigend

Ulmer war auf der linken Seite nicht so aktiv wie Lainer. Der Salzburger lieferte aber eine solide Leistung ohne Licht und Schatten. Offensiv war er durchaus bemüht, Gefahr zu entwickeln, kam aber nicht zur Geltung. In der Abwehr hatte er lange Zeit alles Kontrolle. Einmal leistete er sich aber einen Stellungsfehler und ließ Nikolov nach einem Lochpass auf das Tor ziehen.

Marcel Sabitzer: Gut

Der Leipziger lieferte einen sensationellen Einstand in die Partie. Sabitzer sprühte vor Motivation und war ein richtiger Heißsporn auf dem Platz. Spielerisch überzeugte er in den ersten 30 Minuten auf ganzer Linie. Er holte sich die Bälle aus der Defensive und setzte seine Mitspieler gekonnt in Szene. Höhepunkt war der traumhafte Pass auf Lainer zum 1:0. Auch Kalajdzic legte er eine Chance auf. Nach der Pause war Sabitzer dann nicht mehr so dominant, aber immer noch gut im Spiel. Mit 11,11 Kilometer lief er die meisten Kilometer aller Österreicher.

Sasa Kalajdzic: Genügend

Dem ÖFB-Spiel fehlten in der ersten Hälfte im letzten Drittel die Ideen, weshalb Kalajdzic nur selten zur Geltung kommen konnte. Eine Topchance fand der 23-Jährige aber trotzdem vor, konnte sie aber nicht nutzen, weil er den Ball nicht richtig traf. Auch das Ballhalten gelang Kalajdzic nicht nach Wunsch. Für ihn gilt in Bezug auf Erfahrung auf großer Bühne Ähnliches wie für Baumgartner – es ist ein Lernprozess, den er bewältigen kann.

Philipp Lienhart: Gut

Der Freiburger ersetzte nach der Pause den verletzten Dragovic und setzte nahtlos dort fort, wo sein routinierter Kollege aufgehört hatte. Lienhart war immer dort zur Stelle, wo Gefahr drohte. Er agierte mit Konsequenz im Zweikampf sowie Ruhe am Ball und bewies damit, dass er jederzeit seinen Part in der Abwehr einnehmen kann.

Marko Arnautovic: Sehr gut

Teamchef Franco Foda wollte mit Arnautovic kein unnötiges Risiko eingehen und verzichtete deshalb auf eine Aufstellung in der Startformation. In der 58. Minute war es dann aber so weit, Arnautovic kam für den glücklosen Kalajdzic ins Spiel. Seinen Einstand gab der China-Legionär mit einem Fersler. Es sollte aber noch besser und vor allem erfolgreicher kommen. Arnautovic trug sich als Krönung als Torschütze zum Endstand ein. Eine perfekte Ausbeute für einen knapp 30-minütigen Einsatz.

Michael Gregoritsch: Sehr gut

Dafür sind „Joker“ da: Gregoritsch kam in der 58. Minute für Baumgartner ins Spiel und erzielte das vorentscheidende 2:1 für Österreich. Davor hatte er sich clever an zwei Nordmazedonieren vorbeigeschummelt und Alabas Vorarbeit eiskalt verwertet. Für den Augsburg-Legionär war es im 27. Spiel der fünfte Teamtreffer und sicher einer der wichtigsten. Vor seinem Tor war Gregoritsch in der 64. Minute bei einem Versuch mit dem Hinterkopf an Goalie Dimitrievski gescheitert.

Julian Baumgartlinger: zu kurz eingesetzt

Stefan Ilsanker: zu kurz eingesetzt