Die Tabelle der Gruppe E führt nach dem ersten Spieltag die Slowakei an (2:1 gegen Polen). Am Freitag (15.00 Uhr) trifft die Slowakei auf Schweden, Spanien tritt am Samstag (21.00 Uhr, beide Spiele live in ORF1) gegen Polen an. Das Remis zwischen Spanien und Schweden war in der neunten Partie des laufenden Turniers die erste Nullnummer.
Die Ausgangslage für Spanien war klar: Nach der EM-Quali ohne Niederlage soll für die Mannschaft von Trainer Luis Enrique der vierte EM-Titel nach 1964, 2008 und 2012 her – trotz turbulenter Vorbereitung infolge der Coronavirus-Pandemie, der Ersatzkapitän Sergio Busquets nach einem positiven Test vor dem Auftaktspiel zum Opfer fiel. Nach dem positiven (inzwischen negativem) CoV-Test von Diego Llorente war sogar ein Ersatzkader nominiert worden, der letztlich wieder nach Hause geschickt wurde.
„Wenn etwas von diesem Ausmaß passiert, hat es einen Effekt“, so Enrique. „Die Bedingungen waren nicht ideal, sie sind aber keine Entschuldigung.“ Davon wollte sich die „Furia Roja“ nicht bremsen lassen. Nach der großen Ära mit den EM-Erfolgen 2008 und 2012 sowie dem WM-Titel 2010 ist bei der EM 2021 eine ganz neue Generation am Werk, der Enrique ähnliche Erfolge zutraut: „Der Spielplan wird wie immer sein: den Ball bekommen und unser Ding durchziehen.“
Schweden hoch motiviert
Ähnliches wollten die Schweden, die nach zuletzt fünf Siegen in Folge hoch motiviert in Sevilla antraten, obwohl in den vergangenen vier Partien gegen Spanien bei drei Niederlagen kein Sieg gelungen war. Das 1:1 in der EM-Quali gegen Spanien im Oktober machte Mut. „Wir sind natürlich keine Favoriten, aber ich hoffe, dass wir sie ärgern können“, sagte Emil Forsberg, einer der Führungsspieler nach dem EM-Aus des verletzten Zlatan Ibrahimovic. Forsberg sollte in der Offensive für die kreativen Momente sorgen.
Spanien setzte auf den 18-jährigen Pedri. Das Riesentalent vom FC Barcelona bildete mit Rodri und Koke das dreiköpfige Mittelfeld gegen Schweden. Im Sturm stand wie erwartet Dani Olmo an der Seite von Alvaro Morata und Ferran Torres. Im Tor gab Trainer Enrique bei seinem ersten großen Turnier als Nationalcoach Unai Simon den Vorzug vor dem erfahrenen David de Gea. Für Schweden stürmten Alexander Isak und Routinier Markus Berg.
Spanien bestimmt das Tempo
Das Spiel rissen die Spanier an sich, während sich die Schweden passiv gaben bzw. geben mussten. Eingeschnürt im eigenen Strafraum blieb ihnen keine Alternative. Konkrete Chancen der Spanier blieben zunächst aus. Ein erster Warnschuss von Olmo (7.) ging weit über das Tor von Goalie Robin Olsen. Die Spanier dominierten mit ihrem berüchtigten Kurzpassspiel (Tiki-Taka) die Partie. Zwingende Chancen resultierten daraus in den ersten Minuten nicht.
Die erste Topchance ließ aber nicht allzu lang auf sich warten. Erneut war es Olmo (16.), der mit einem Kopfball aus kurzer Distanz aufs rechte untere Eck an einer Glanzparade von Olsen scheiterte. Der Überlegenheit der Gastgeber, die weiter aufs Tempo drückten, verlieh diese Aktion Ausdruck. Die Schweden waren in Not. Den gegnerischen Strafraum hatten sie noch nicht betreten. Ein Schuss von Koke (23.) verfehlte das rechte lange Eck knapp, in der 29. Minute drosch er zentral vor Olsen im Strafraum den Ball über die Latte.
Nächste Chance für Koke
Koke blieb vor dem Tor glücklos, auch sein Schuss in der 29. Minute ging über die Latte und nicht ins Tor.
Rollende Angriffe der Gastgeber
Die spanischen Angriffe rollten. 82:18 für Spanien notitierte die Statistik beim Ballbesitz nach rund 30 Spielminuten. Nur der Toralarm blieb aus. Selbst die sprichwörtlich 100-prozentige Chance von Alvaro Morata, der nach Zuspiel von Jordi Alba und einem Schnitzer der schwedischen Abwehr im Strafraum allein vor dem Tor zum Schuss kam, versandete im Nirgendwo (38.).
Quasi im Gegenzug hätte Alexander Isak die Schweden nach einem Solo beinahe und völlig überraschend in Führung gebracht, er scheiterte an Verteidiger Llorente und der Stange. Auf der Gegenseite fand Olmo mit einem gefährlichen Weitschuss erneut in Olsen seinen Meister (45.).
Isak vergibt Riesenchance
Völlig aus dem Nichts hatte Isak in der 41. Spielminute nach einem Solo die Führung für Schweden auf dem Fuß.
Zeit spielt für Schweden
Nach Seitenwechsel ging es ungestüm weiter. Spanien bestimmte das Geschehen, Schweden lauerte auf eine Chance, die sich selten ergab. Gegenstöße blieben rar und brachten keinen Erfolg. Das Tor der Gastgeber schien nur eine Frage der Zeit, die für Schweden lief. Mit jeder Sekunde rückten das Remis und damit ein Punkt näher. Und je länger die Partie dauerte, desto größer wurde der Druck auf die drückend überlegenen Spanier.
Und sie hatten auch Glück: Nach einem brillanten Konter der Schweden und einem sensationellen Sololauf von Isak brachte Berg alleinstehend aus kürzester Distanz den Ball nicht im Tor unter (61.). Sein Treffer hätte den Spielverlauf völlig auf den Kopf gestellt. So aber blieb der Enrique-Truppe die Chance, die Früchte der harten Arbeit zu ernten oder zumindest nicht ganz leer auszugehen.
Berg vergibt schwedische Chance
Markus Berg vergab in der 61. Minute die Riesenchance der Schweden auf die überraschende Führung.
In der Schlussphase versuchte Coach Enrique mit Mikel Oyarzabal und Gerard Moreno noch frischen Wind und neue Kräfte in die spanische Offensive zu bringen – vergeblich. Zum Rettungsanker der Schweden wurde letztlich Tormann Olsen, der eine um die andere Chance zunichte machte. Den Matchball für Spanien vergab Gerard Moreno (90.) aus wenigen Metern Entfernung mit einem Kopfball, den Olsen mit einer weiteren Glanzparade entschärfte. Die letzte Chance verpulverte Pablo Sarabia (94.).
Stimmen zum Spiel
Luis Enrique (Spanien-Teamchef): „Wir waren die bessere Mannschaft gegen einen Gegner, der nur verteidigen wollte und darauf gehofft hat, mit einem langen Ball nach vorne zum Erfolg zu kommen. Trotzdem hatten sie die Chance, das Spiel zu gewinnen. Ein Unentschieden wie dieses fühlt sich schlecht an. Es tut mir leid für die Spieler und die Fans, weil es eine Nacht war, um zu gewinnen. Unser Hauptanliegen ist es, Torchancen zu schaffen, was wir auch getan haben, aber leider haben wir sie alle vergeben.“
Janne Andersson (Schweden-Teamchef): „Es war nicht so, dass es Torchancen geregnet hat für Spanien, obwohl sie sehr viel Ballbesitz hatten. Robin hat einige Bälle sehr gut gehalten, und sie hatten auch noch einige andere gute Chancen. Natürlich gibt es Dinge, die wir hätten besser machen können, aber insgesamt gesehen glaube ich, dass wir es sehr gut gemacht haben. Unsere Stürmer sind diejenigen, die am meisten laufen und arbeiten müssen und sie sind sehr wichtig, wenn wir den Ball gewinnen.“
Fußball-EM, Gruppe E, erster Spieltag
Montag:
Spanien – Schweden 0:0
Sevilla, La Cartuja Stadium, 12.000 Zuschauer, SR Vincic (SLO)
Spanien: Simon – M. Llorente, Laporte, P. Torres, Alba – Koke (87./Fabian Ruiz), Rodri (66./Thiago), Pedri – F. Torres (74./Moreno), Morata (66./Sarabia), Olmo (74./Oyarzabal)
Schweden: Olsen – Lustig (75./Krafth), Lindelöf, Danielson, Augustinsson – S. Larsson, Olsson (84./Cajuste), Ekdal, Forsberg (84./Bengtsson) – Berg (68./Quaison), Isak (68./Claesson)
Gelbe Karten: keine bzw. Lustig
Die Besten: M. Llorente, Olmo bzw. Olsen, Isak