Ein enttäuschter Alvaro Morata (Spanien)
Reuters/Thanassis Stavrakis
Fußball-EM

Spanien und Polen schon unter Zugzwang

Die erklärten Favoriten Spanien und Polen stehen bereits nach dem ersten Spiel in der EM-Gruppe E unter Druck. Während Polen mit Weltfußballer Robert Lewandowski zum Auftakt gegen die Slowakei mit 1:2 verlor, biss sich der dreimalige Europameister Spanien bei der ersten Nullnummer des Turniers an dem von Medien „Catenaccio-Schweden“ getauften Gegner die Zähne aus. Für gehörigen Unmut sorgte dabei auch der Zustand des Rasens in Sevilla.

Spaniens Fans hatten sich zum Auftakt jedenfalls mehr versprochen. Der Teamchef der „Seleccion“ schraubte nach dem enttäuschenden Auftritt bei brütender Abendhitze in Sevilla rasch die Erwartungen herunter. „Wir wollen die Gruppe immer noch gewinnen, wenn das nicht klappt, wollen wir Zweiter werden“, sagte Luis Enrique, der allerdings auch mit dem Geläuf im Estadio Olimpico de la Cartuja unzufrieden war. Seine Spieler hätten auf dem Platz Probleme gehabt, den Ball zu kontrollieren.

Tatsächlich sah der Rasen bereits ordentlich mitgenommen aus. Die Hitze und die starke Sonneneinstrahlung in den Tagen vor der Partie dürften dazu auch beigetragen haben. Nach der Partie wurde der Rasen von mehreren Mitarbeitern am Ersatzort für Bilbao, das der UEFA keine Zuschauergarantie hatte geben können, mit herkömmlichen Rasenmähern noch mal gekürzt. Als Ausrede für die Nullnummer wollte Enrique den Rasen zwar nicht gelten lassen, „aber der Platz hat uns nicht geholfen“, sagte der 51-Jährige.

Highlights von Spanien – Schweden

Die Partie zwischen Spanien und Schweden endete torlos. Nach einer schwungvollen Anfangsphase ging Spanien zu fahrlässig mit seinen Chancen um. Trotz fast 900 gespielter Pässe kam nichts Zählbares heraus.

Wirkungsloser Morata als Sündenbock

Dass einige Pfiffe im Spiel zu vernehmen waren, die einmal mehr dem wirkungslosen Alvaro Morata galten, hatte auch der Trainer mitbekommen. Die 954 Passversuche der Spanier gegenüber 178 von Schweden waren nichts wert. „Wir haben das Spiel komplett kontrolliert“, so Enrique. „Wir haben so viele Chancen wie möglich kreiert. Was falsch gelaufen ist: Wir haben die Chancen nicht genutzt. Das hat ja jeder gesehen.“ Natürlich entbrannte hernach eine Debatte um Spaniens Nummer neun.

Insbesondere die späte Einwechslung von Goalgetter Gerard Moreno von Europa-League-Sieger Villarreal sorgte bei Beobachtern für zusätzliches Unverständnis. Die Spieler nahmen Morata in Schutz, der in der abgelaufenen Saison für Juventus in Liga und Champions League immerhin 17-mal getroffen hat. „Es ist wahr, dass er heute nicht erfolgreich war, aber er wird die Leute in den nächsten Spielen verstummen lassen“, sagte Aymeric Laporte. Enrique betonte: „Ich werde den Plan für das Match gegen Polen sicher nicht ändern.“

Die Schweden konnten mit dem Punkt gut leben – bei zwei Topchancen im Konter hatte das Sturmduo Alexander Isak und Marcus Berg sogar Gelegenheit auf mehr. Trainer Janne Andersson befand deshalb: „Wir hätten das Spiel sicher auch verlieren, wir hätten es aber auch gewinnen können.“

Spanien und Polen im direkten Duell unter Druck

Am Samstag (21.00 Uhr) kommt es zum Duell der Enttäuschten. Wieder wird in Sevilla gespielt, Spaniens Gegner heißt Polen, das überraschend mit 1:2 gegen die Slowakei verlor. Österreichs letzter Testgegner vor der EM (0:0), der im Vorfeld für viele am ehesten für Platz vier in der Gruppe infrage gekommen war, führt nach dem Auftakt die Tabelle an.

Highlights von Polen – Slowakei

Polen hat sich bei der Fußball-EM zum Auftakt überraschend geschlagen geben müssen. Die Mannschaft von Trainer Paulo Sousa unterlag am Montag in St. Petersburg der Slowakei mit 1:2 (0:1).

Der Coup könnte das Land wie beim EM-Debüt 2016 ins Achtelfinale führen. „Wir sind ein kleines Land, aber ich bin total glücklich, dass wir das geschafft haben und so eine große Fußballnation geschlagen haben“, sagte Cheftrainer Stefan Tarkovic. Die Slowaken agierten offensiv spielfreudig und defensiv stabil – Attribute, die man eigentlich von Polen erwartet hätte.

„Wir müssen die Verantwortung auf unsere Schultern nehmen“, sagte Lewandowski, der einen schlechten Tag erwischte und mit seinen Kollegen nun ein frühes Scheitern wie bereits 2012 bei der Heim-EM und 2018 bei der WM fürchten muss. Man habe gegen den theoretisch leichtesten enrWidersacher der Gruppe verloren, stellte Lewandowski fest. „Deshalb sind wir in keiner leichten Lage.“ Ein Eigentor von Schlussmann Wojciech Szczesny (18.) und ein Treffer von Milan Skriniar (69.) bescherten Polen den Fehlstart, den auch Karol Linettys Tor (46.) nicht verhindern konnte.