Torjubel von ÖFB-Spieler Marko Arnautovic
GEPA/Christian Walgram
Fußball-EM

UEFA überprüft Arnautovic-Torjubel

Der Torjubel von Marko Arnautovic beim 3:1-Sieg über Nordmazedonien im Rahmen der EM 2021 hat ein Nachspiel. Nachdem der nordmazedonische Verband den emotionalen Ausbruch des Wieners, bei dem er seinen Gegenspieler Ezgjan Alioski übelst beschimpft haben soll, bei der UEFA angezeigt hatte, bestimmte der Europäische Fußballverband (UEFA) am Dienstag einen Ethik- und Disziplinar-Ermittler. Dieser soll den Fall nun überprüfen. Eine Entscheidung in der Causa ist laut UEFA am Mittwoch zu erwarten.

Arnautovic hatte sich nach seinem Tor zum 3:1 am Sonntag lautstark und wild gestikulierend Richtung Alioskis gewandt, anstatt zu jubeln. Der Nordmazedonische Fußballverband schrieb am Montag auf Facebook von einem „nationalistischen Ausbruch“ und forderte laut eigenen Angaben in einem Brief an die UEFA die „härteste Strafe“ für den 32-Jährigen. In sozialen Netzwerken wurde dem Wiener sogar „Rassismus“ gegenüber Alioski, der albanische Wurzeln hat, vorgeworfen. Arnautovic selbst hat einen serbischen Vater. Zwischen den Ländern der Vorfahren der beiden Kicker herrschen aufgrund der Unabhängigkeit des Kosovo politische Spannungen.

Ein Urteil erwartet der Vorsitzende der UEFA-Disziplinarkammer, der Kärntner Thomas Partl, „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ am Mittwoch. Er selbst ist in der Sache befangen und daher nicht in die Entscheidungsfindung involviert. Laut seinen Informationen ist der Disziplinarinspektor beauftragt worden, Erhebungen durchzuführen und sie so abzuschließen, dass noch vor dem Spiel gegen die Niederlande eine Entscheidung fällt. „Es kann von einer Einstellung über eine Verwarnung bis zu einer Sperre alles passieren“, sagte Partl.

Torjubel von ÖFB-Spieler Marko Arnautovic
APA/AFP/Daniel Mihailescu
Arnautovic (l.), hier mit Assistgeber Konrad Laimer, gingen nach seinem Tor die emotionalen Pferde durch

Eine Verwarnung oder Geldstrafe des China-Legionärs gilt als realistisches Szenario, sollten sich die Vorwürfe bestätigen – zumal es einen Präzedenzfall von der WM 2018 gibt. Damals waren die kosovarisch-stämmigen Schweizer Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka sowie ihr Teamkollege Stephan Lichtsteiner mit einer Geldstrafe durch den Weltverband FIFA belegt worden, nachdem sie beim 2:1-Sieg über Serbien mit ihren Händen den albanischen Adler nachgeformt und in Richtung der gegnerischen Fans präsentiert hatten.

Arnautovic-Statement nach ÖFB-Sieg

Am Tag nach dem Erfolg über Nordmazedonien nahm Arnautovic zum Rassismusvorwurf im ORF-Interview ausführlich Stellung.

Laut ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer ist das Vorgehen der UEFA ein „völlig normaler Vorgang“. Wenn ein Verband an die UEFA herantrete, sei das das übliche Prozedere, wird der Funktionär in einem APA-Bericht zitiert. Bisher kenne man den Inhalt des Briefes und die darin übermittelten Vorwürfe allerdings nicht. Der Nordmazedonische Verband wollte sich vorerst ebenfalls nicht zu Details äußern. Die UEFA wird laut eigener Mitteilung „zu gegebener Zeit“ weitere Informationen zu dem Fall veröffentlichen.

Alioski: „Er hat mir die Hand gereicht“

Arnautovic hatte bereits am Montag zum Vorwurf des Rassismus Stellung genommen und sich dagegen gewehrt. „Es war ein Wortgefecht in den Emotionen, von der einen wie von der anderen Seite“, sagte der ÖFB-Teamspieler. Dabei seien auch Worte gefallen, die ihm im Nachhinein leid täten, so Arnautovic: „An alle Leute, die sich angesprochen gefühlt haben: Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. Lasst uns das alles vergessen, es gehört nicht zum Fußball.“ Er habe sich danach auch bei den Nordmazedoniern für seinen Ausbruch entschuldigt, so der Wiener.

Ezgjan Alioski (Nordmazedonien)
APA/AFP/Justin Setterfield
Alioski war Zielscheibe der wenig druckreifen Worte aus dem Mund von Arnautovic

Am Dienstag bestätigen mehrere nordmazedonische Medien unter Berufung auf Alioski die persönliche Entschuldigung des Österreichers nach der emotionsgeladenen Partie. „Arnautovic und ich haben nach dem Spiel gesprochen und die Situation geklärt. Er hat sich entschuldigt. Er ist in den Umkleideraum gekommen und hat mir die Hand gereicht. Das war wirklich fair von ihm“, zitierte das Onlineportal Derbi aus einem Interview von Alioski im albanischen TV-Sender Digialb. Laut Angaben des Nordmazedoniers ist das Gespräch auf Deutsch gelaufen. Was Arnautovic beim Torjubel in seine Richtung geschrien hatte, habe er wegen der Lautstärke der Fans in diesem Moment nicht verstanden.

Ein Sprecher des nordmazedonischen Fußballverbandes konnte den „Canossagang“ von Arnautovic in die Umkleidekabine am Dienstag laut APA zwar nicht bestätigen, allerdings berichteten auch andere nordmazedonische Medien über die Entschuldigung. „Nach dem Spiel haben wir gesprochen und uns beruhigt. Arnautovic ist als Freund gekommen, wir haben Deutsch geredet und uns am Ende verstanden“, wurde Alioski, der in der Schweiz aufgewachsen ist, von den Onlineportalen 24fudbal und MKD zitiert.